Niederländische Kunst

Niederländische Kunst ist im wesentlichen die Kunst in den Landschaften, die das heutige Belgien und Holland umfassen, doch rechnet man in der ältern Zeit auch die Kunst im nördlichsten Frankreich mit den Stadten Lille, Valenciennes, Douai und Arras dazu. Sie hat zwei große Blütezeiten gehabt, im 15. und im 17. Jahrh. In der ersten hat die spätere gotische Architektur besonders in Brabant u. Flandern (Brüssel, Antwerpen, Löwen, Brügge, Ypern) Kirchen, Rathäuser u. Hallengebäude von verschwenderischer Pracht hervorgebracht, während in den nördlichen Provinzen ein etwas nüchterner Backsteinstil herrschte. Gleichzeitig entwickelte sich mit den Brüdern van Eyck an der Spitze eine großartige Malerschule, die lebendigste Erfassung der Natur mit tiefer Empfindung verband und in technischer Hinsicht für die ganze künftige Entwickelung vorbildlich wurde. Trennt man in dieser Zeit die n. K. nach der Grenze der französischen und der flämischen Sprache, so bildet seit der Zeit der Religionskriege, die zur Abtrennung der nördlichen Provinzen führten, das religiöse Bekenntnis die Scheidewand. Im 17. Jahrh. hat die Malerei völlig die Oberhand gewonnen. Während sie in Holland wesentlich auf die Darstellung des Sichtbaren (Szenen aus dem Volksleben, Bildnis, Landschaft, Stilleben) ausging und selbst religiöse Vorwürfe realistisch behandelte (Rembrandt), erreichte die flandrische oder Brabanter Kunst der katholisch gebliebenen Provinzen daneben auch in der kirchlichen Malerei monumentalen Stils einen Gipfelpunkt (Rubens). Im 18. Jahrh. trat ein allgemeiner Niedergang ein, auf den im 19. Jahrh. in beiden Ländern wieder ein Aufschwung gefolgt ist. Die belgische Kunst hat sich in dieser Zeit hauptsächlich im Anschluß an die französische Kunst, nur vorübergehend auch an die großen Meister der eignen Vergangenheit entwickelt, die holländische hat, ohne in Nachahmung zu verfallen, die großen Traditionen des 17. Jahrh. wieder aufgenommen. In beiden Ländern herrscht heute eine gesunde Wirklichkeitskunst vor. Näheres s. in den Artikeln »Architektur, Bildhauerkunst, Malerei« etc.