Montfort l'Amaury

Montfort l'Amaury

Montfort l'Amaury (spr. mongfōr lamōri), ausgestorbenes franz. Dynastengeschlecht, das seinen Ursprung von Amaury (Amalrich), Grafen von Hennegau, um 952, herleitete, und dessen Stammschloß Montfort bei Rambouillet lag. Die namhaftesten Sprößlinge desselben sind:

1) Simon IV., Graf von, geb. 1160, gest. 25. Juni 1218, beteiligte sich 1190–1200 an einem Kreuzzug nach Palästina, befehligte 1208 die Kreuzfahrt gegen die Albigenser, gegen die er mit furchtbarer Grausamkeit wütete, und siegte 1213 bei Muret über den König Peter II. von Aragonien und Raimund VI., Grafen von Toulouse; er wurde darauf vom Papst Innozenz III. mit des letztern Besitzungen belehnt. Als er 1218 Toulouse belagerte, fand er bei einem Ausfall den Tod. Vgl. Canet, Simon de M. et la croisade contre les Albigeois (Lille 1891).

2) Amaury VI., Graf von, Sohn des vorigen, setzte den Kampf gegen die Albigenser fort, wurde aber so in die Enge getrieben, daß er 1226 dem König Ludwig VIII. seine Rechte auf die Grafschaft Toulouse abtrat. 1231 wurde er Connétable. 1239 ging er nach Palästina, ward bei Gaza gefangen und nach Kairo gebracht, 1241 aber wieder freigegeben. Er starb auf der Rückkehr zu Otranto.

3) Simon von M., Graf von Leicester, jüngerer Bruder des vorigen, geb. 1206, gest. 4. Aug. 1265, verließ 1236 Frankreich infolge eines Streites mit der Mutter Ludwigs IX., Blanka von Kastilien, ging nach England, wo er als Erbe seiner Mutter, einer Engländerin, große Güter hatte, ward hier zum Grafen von Leicester und Gouverneur der Gascogne ernannt und erhielt die Hand der Schwester des Königs Heinrich III. 1239 beim König in Ungnade gefallen, stellte er sich an die Spitze der aufrührerischen Barone und erzwang 1258 die Berufung eines außerordentlichen Parlaments nach Oxford und die Bewilligung von großen Zugeständnissen an dasselbe (die Statuten oder Provisionen von Oxford). Er führte die Regierung im volkstümlichen Sinne, verjagte die Fremden, begünstigte die englische Sprache und wurde der gefeiertste Volksheld. In der Schlacht von Lewes (14. Mai 1264) errang er über Heinrich III. einen glänzenden Sieg und nahm den König selbst gefangen. Als Regent und Protektor von England berief er zu dem Reichstag von 1265 außer dem hohen Adel und der Geistlichkeit auch Vertreter der Ritterschaft, der freien Grundbesitzer und der Städte und begründete dadurch die parlamentarische Verfassung Englands. Aber er verlor bei Evesham Schlacht und Leben gegen den Prinzen Eduard von Wales. Vgl. Pauli, Simon von M. (Tübing. 1867); Prothero, Life and times of Simon M. (Lond. 1877); Bémont, Simon de M., comte de Leicester (Par. 1884).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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