- Mackenzie [2]
Mackenzie (spr. mǟkénnsī), 1) Henry, engl. Schriftsteller, geb. im August 1745 in Edinburg, gest. daselbst 14. Jan. 1831, studierte in Edinburg und London die Rechte, wandte sich aber der schönen Literatur zu und erhielt, da er in seinen mit Witz geschriebenen Zeitschriften »The Mirror« (1779–80) und »The Lounger« (1785–87), beide nach dem Muster des »Spectator«, sowie durch Flugschriften einige Maßregeln der Regierung unterstützte, 1804 die Stelle eines Generalsteuerkontrolleurs in Schottland. Seine bekannteste Leistung ist der Roman »The man of feeling« (1771), eine von Empfindung überfließende Liebesgeschichte, die von Rousseau inspiriert wurde und dem »Werther« in England die Wege bahnte. Für die Aufnahme der deutschen Dramen, speziell der Schillerschen und des »Götz«, hat er 1788 durch eine Rede in der Royal Society zu Edinburg den Ausschlag gegeben; der junge Walter Scott wurde dadurch auf Goethe gewiesen. Seine Werke erschienen zuerst in Edinburg 1808 in 8 Bänden, dann vollständiger 1822, von ihm selbst gesammelt. Sein Leben beschrieb Walter Scott in den »Lives of the novelists«.
2) Sir Alexander, schott. Entdeckungsreisender im arktischen Amerika, geb. um 1755 in Inverneß, gest. 11. Mai 1820 in Mulnair bei Dunkeld, trat 1779 in die Dienste der Northwest Für Company, der Rivalin der Hudsonbai-Gesellschaft, war mehrere Jahre in Fort Chippewyan als Händler tätig und unternahm 1789 eine Expedition nach Norden, auf der er 29. Juni als Ausfluß des Großen Sklavensees den nach ihm benannten Strom entdeckte und unter den größten Beschwerden bis zur Mündung in das Eismeer verfolgte. Auf einer zweiten, noch mühevollern Reise überschritt er das Felsengebirge und erreichte die pazifische Küste im Juli 1793 unter 52°21' nördl. Br. M. wurde 1802 zum Ritter geschlagen. Er veröffentlichte: »Voyages on the River St. Lawrence and through the Continent of North America to the Frozen and Pacific Oceans in the years 1789 and 1793« (Lond. 1801; neue Ausg., New York 1904, 2 Bde.; deutsch, Hamb. 1802).
3) George Henry, Schachspieler, geb. 24. März 1837 in Aberdeen, gest. 14. April 1891 in New York, englischer und amerikanischer Offizier, zeichnete sich im Schach zuerst 1862 aus, als er im Londoner Handikap- (Ausgleichungs-) Turnier seine Partien gegen Anderssen gewann, der ihm Bauer und Zug vorgab. Bald galt er (bei P. Morphys Untätigkeit) für den stärksten Spieler der Union. Seit 1878 erschien M. auch in Europa wieder auf dem Plan und trug öfter Preise davon, so 1887 den ersten in Frankfurt a. M. Mackenzies Spielweise war diejenige der »alten Schule«: sie bevorzugte rasche Entwickelung und scharfen Angriff vor langsamem Aufbau und Ringen um kleine Stellungsvorteile.
4) Sir Morell, Mediziner, geb. 7. Juli 1837 in Leytonstone (Essex), gest. 3. Febr. 1892 in London, studierte in London, Paris, Wien und Pest, gründete 1863 in London ein Hospital für Halskrankheiten und wurde auch Assistenzarzt am London Hospital, dann Arzt und Dozent für Kehlkopfkrankheiten. Er gewann als erfahrener Diagnostiker und geschickter Operateur einen großen Ruf und behandelte auch das Halsleiden des deutschen Kronprinzen 1887. Wegen seines Verhaltens in diesem Falle wurde er von den deutschen Ärzten heftig angegriffen (vgl. »Die Krankheit des Kaisers Friedrich III. nach amtlichen Quellen etc.«, Berl. 1888). Er schrieb: »On the pathology and treatment of the diseases of the larynx« (1863); »The use of the laryngoscope« (3. Aufl. 1871); »Diphtheria« (1879); »Diseases of the throat and nose« (1880–84, 2 Bde.; deutsch von Semon, Berl. 1880–84, 2 Bde.); »Hayfever« (1884); »The hygiene of the vocal organs« (1886, 5. Aufl. 1888; deutsch von Michael, 2. Aufl., Hamb. 1901); »The fatal illness of Frederic the Noble« (1888; deutsch, Styrum 1888). Ein Band »Essays« erschien 1893. Vgl. Haweis, Sir Morell M. (Lond. 1893).
5) Sir Alexander Campbell, Komponist, geb. 22. Aug. 1847 in Edinburg, erhielt seine Ausbildung durch Bartel, Uhlrich und Stein in Sondershausen und 1862–64 an der königlichen Musikakademie in London, ließ sich 1865 als Musiklehrer in Edinburg nieder und wurde, nachdem er durch einige Chorwerke für die englischen Musikfeste (»The Bride«, 1881; »Jason«, 1882; »The rose of Sharon«, 1884) Aufsehen erregt, 1885 Dirigent von Novellos Oratorienkonzerten in London und 1887 Nachfolger Macfarrens als Direktor der Royal Academy of music. 1892 bis 1899 dirigierte er auch die Philharmonische Gesellschaft. 1893 wurde er geadelt. Außer durch eine Reihe weiterer Chorwerke erwies sich M. mit zwei schottischen Rhapsodien für Orchester, einem schottischen Klavierkonzert und einem Instrumentalwerk schottisch-nationaler Färbung, einem Violinkonzert (1885), fünf Ouvertüren, einem Klavierquartett u. a. als einen der bedeutendsten englischen Tonkünstler, der auch den Weg in deutsche Konzertsäle fand. Als Opernkomponist trat er erfolgreich auf mit »Colomba« (London 1883, deutsche Bearbeitung von Ernst Frank), »The Troubadour« (1886) und einer Operette »His majesty« (1887).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.