Lippe [3]

Lippe [3]

Lippe, 1) Leopold, Graf zur, aus der Linie L.-Biesterfeld-Weißenfeld, preuß. Justizminister, geb. 19. März 1815 in See bei Görlitz, gest. 8. Dez. 1889 in Berlin, studierte 1836–39 in Berlin die Rechte, trat in den preußischen Justizdienst, ward 1849 Staatsanwalt, seit 1851 in Potsdam, im März 1860 Rat beim Appellationsgericht in Glogau, unmittelbar darauf aber wieder Erster Staatsanwalt beim Stadtgericht in Berlin und 1861 Oberstaatsanwalt beim Kammergericht. Nach dem Sturz der »neuen Ära« trat er 17. März 1862 als Justizminister in das Ministerium Hohenlohe und ward 17. Mai Kronsyndikus und Mitglied des Herrenhauses. Obwohl er für den Richterstand mancherlei tat, auch eine Ermäßigung der Gerichtskosten herbeiführte, war er als williges Werkzeug der Bismarckschen Maßregeln verhaßt, nahm, als Bismarck 1866 Frieden mit der liberalen Mehrheit des Abgeordnetenhauses geschlossen hatte, 5. Dez. 1867 den Abschied und war seitdem ein erbitterter Gegner der Bismarckschen Politik, trat im Herrenhaus der Begründung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches sowie der kirchenpolitischen Gesetzgebung als eifriger Vertreter partikularistischer Interessen entgegen.

2) Armin, Graf zur L.-Biesterfeld-Weißenfeld, Landwirt, geb. 15. Okt. 1825 in Oberlößnig bei Dresden, gest. 21. April 1899 in Oberschönfeld, erlernte die Landwirtschaft auf dem Rittergut Steudach bei Eisfeld, studierte seit 1847 in Jena, war dann im sächsischen Vogtland praktisch tätig, siedelte 1867 nach Dresden über und wurde 1872 Professor in Rostock. Unter seiner Hand entstanden für die bäuerlichen Landwirte Mecklenburgs (die sogen. Erbpachter) über das ganze Land sich verzweigende Vereine, die er fest organisierte. 1878 zog er sich auf seine Besitzung in Schlesien (Schloß Oberschönfeld) zurück. Er schrieb: »Landwirtschaftliche Buchhaltung« (Leipz. 1858); »Der landwirtschaftliche Ertragsanschlag« (das. 1862); »Lehrbuch der allgemeinen Landwirtschaft nach Fr. Gottl. Schulzes System« (mit Emminghaus, das. 1863); »Der Landwirt in bezug auf Familie, Gemeinde, Kirche und Staat« (das. 1863); »Die rationelle Ernährung des Volkes« (das. 1866); »Die Grundsätze der Züchtung« (Ehrenfriedersdorf 1868); »Landwirtschaftliches Lesebuch für den kleinern Landwirt« (Dresd. 1871–75, 2 Tle.); »Die drei werbenden Faktoren der Landwirtschaft: Natur, Arbeit und Kapital« (das. 1892) u.a.

3) Ernst, Graf und Edler Herr zur L.-Biesterfeld, s. Ernst 9).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • lippe — [ lip ] n. f. • fin XIIe; moy. néerl. lippe 1 ♦ Lèvre inférieure épaisse et proéminente. « En avançant une lippe boudeuse » (Mac Orlan). 2 ♦ Loc. FAIRE LA LIPPE : bouder, faire la moue. ● lippe nom féminin (moyen néerlandais lippe) Lèvre… …   Encyclopédie Universelle

  • Lippe [2] — Lippe (nicht L. Detmold), deutsches Fürstentum, zwischen der Weser und dem Teutoburger Wald gelegen (s. Karte »Braunschweig etc.«), im NW., W. und S. von dem preußischen Regbez. Minden, im NO. von dem zu Hessen Nassau gehörigen Kreis Rinteln… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Lippe — • One of the Confederate States of the German Empire Catholic Encyclopedia. Kevin Knight. 2006. Lippe     Lippe     † …   Catholic encyclopedia

  • LIPPE — (Lippe Detmold), former state in N.W. Germany. Jews are first mentioned in 1345 when they were ordered by Bernard V to bring their cases before his ducal court and not the Feme or private courts, an order which promised them greater security. The …   Encyclopedia of Judaism

  • Lippe [3] — Lippe, zwei Fürstenthümer in Norddeutschland, nach dem Fluß Lippe benannt; es sind: I. das Fürstenthum L. (unrichtig L. Detmold); zwischen der kurhessischen Grafschaft Schaumburg, der hannöverischen Landdrostei Hannover, dem Waldeckschen Amte… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Lippe [4] — Lippe (Gesch.). L. ist ein klassisches Land; in den Grenzen dieses Fürstenthums schlug Hermann die Römer unter Varus. L. gehörte im Mittelalter zum Herzogthum Sachsen. Das Geschlecht der Fürsten von L. ist eins der ältesten in Deutschland. Vom… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Lippe — Lippe: Das aus dem Niederd. Mitteld. stammende Wort erlangte durch Luthers Bibelübersetzung seit dem 16. Jh. gemeinsprachliche Geltung. Das oberd. Wort für »Lippe« war früher ↑ Lefze, das heute im Sinne von »Tierlippe« gemeinsprachlich ist. Das… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Lippe [5] — Lippe (Genealogie des fürstlichen Hauses). I. Ältere Linie: Lippe (Detmold). Der Graf Simon August, Sohn des Grafen Simon Heinrich Adolf, geb. 12. Juli 1724, war viermal vermählt; seit 1750 mit Luise, Prinzessin von Nassau Weilburg (st. 1 764),… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Lippe — Sf std. (16. Jh.) Stammwort. Ursprünglich niederdeutsches Wort, das als Sprachform Luthers das ältere obd. Lefze verdrängt. Das Wort Lippe ist in den kontinentalen germanischen Sprachen erst spät bezeugt (zuerst bei Jeroschin, 14. Jh.… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • lippe — LIPPE. s. f. La levre d en bas lors qu elle est trop grosse ou trop avancée. Il a une grosse lippe. une vilaine lippe …   Dictionnaire de l'Académie française

  • Lippe [2] — Lippe, rechter Nebenfluß des Rheins u. größter Fluß der preußischen Provinz Westfalen; entspringt am westlichen Fuße des Lippischen Waldes, theils bei dem Dorfe. Schlangen im Süden von Lippe Detmold, theils bei Lippspringe im Kreise Paderborn des …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”