- Langensalza
Langensalza, Kreisstadt im preuß. Regbez. Erfurt, an der Salza, unweit der Unstrut, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Gotha-Leinefelde und L.-Gräfentonna, 207 m ü. M., hat 3 evangelische und eine kath. Kirche, ein Schloß und (1900) mit der Garnison (ein Detachement Jäger zu Pferde) 11,926 Einw. (davon 341 Katholiken), die bedeutende Kammgarnspinnerei, Tuchfabrikation und Baumwollweberei betreiben. Außerdem befinden sich dort eine Essengießerei, Fabriken für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, Zigarren, Spritzen, Leder u. Malz, Bierbrauerei, Druckerei, Färberei, ein Elektrizitätswerk, Ziegelbrennerei u. Steinbrüche, Getreidehandel und zwei bekannte Schulbuchhandlungen. L. hat ein Realprogymnasium, Waisenhaus, Rettungshaus, Amtsgericht und ein Hauptsteueramt.
In der Nähe liegt ein Schwefelbad mit Kurhaus und hübschen Anlagen, in denen sich mehrere Denkmäler der Gefallenen von 1866 befinden. – L. erhielt 1211 Stadtrechte und gehörte bis 1344 den Herren von Salza. Bei der Teilung Sachsens (1485) fiel es der Albertinischen Linie zu und kam 1815 an Preußen. Nördlich von L. die spärlichen Überreste des 1541 aufgehobenen Benediktinerklosters Homburg (Hohenburg), bei dem Kaiser Heinrich IV. 9. Juni 1075 gegen die Sachsen eine Schlacht gewann, die auch nach dem Dorf Nägelstedt benannt wird. Bei L. 15. Febr. 1761 Sieg der Preußen und Engländer unter Sydow und Spörcken über die Reichsarmee unter Stainville; am 17. April 1813 siegreiches Gefecht der Preußen gegen die Bayern. Bemerkenswert ist besonders das Gefecht von L. 27. Juni 1866, in dem die 16,200 Mann starke hannoversche Armee unter General v. Arentsschildt, die sich mit den Bayern vereinigen wollte, ihre Stellung bei Merxleben gegen die preußische Division v. Flies (8200 Mann) siegreich behauptete. Die Preußen verloren 41 Offiziere und 772 Mann nebst mehreren hundert Gefangenen, die Hannoveraner 102 Offiziere und 1327 Mann. Doch wurden die Hannoveraner inzwischen von den Divisionen Goeben und Beyer und dem Korps Manteuffel umstellt und mußten 29. Juni die Kapitulation von L. abschließen, wonach sie die Waffen streckten. König Georg, der mit dem Kronprinzen der Schlacht beigewohnt hatte, rühmte sich auch nach der Kapitulation des Sieges und stiftete eine L.-Medaille. Vgl. Marschall, Historisch-statistisch-topographische Beschreibung des Kreises L. (Langens. 1863); Göschel, Chronik der Stadt L. (das. 1818–42, 3 Bde.); G. und H. Schütz, Chronik der Stadt L. (das. 1901); Gutbier, Schwefelbad L. (2. Aufl., das. 1900); »Offizieller Bericht über die Kriegsereignisse zwischen Hannover und Preußen im J. 1866 und Relation der Schlacht bei L. 27. Juni 1866« (Wien 1867, 2 Tle.); v. d. Wengen, Geschichte der Kriegsereignisse zwischen Preußen und Hannover 1866 (Gotha 1886) und General Vogel v. Falckenstein und der hannöversche Feldzug (das. 1887); Gutbier, Der Kampf bei L., ein Gedenkbuch (2. Aufl., Langens. 1896); v. Diebitsch, Die königlich hannoversche Armee auf ihrem letzten Waffengange im Juni 1866 (Bremen 1897); v. Sichart, Der Feldzug Preußens gegen Hannover im Jahre 1866 (Hann. 1901, Sonderdruck aus der »Geschichte der königl. hannoverschen Armee«); v. Lettow-Vorbeck, Geschichte des Krieges von 1866 in Deutschland, Bd. 3 (Berl. 1901).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.