Landor

Landor

Landor, 1) Walter Savage, engl. Dichter und Schriftsteller, geb. 30. Jan. 1775 in Ipsly-Court bei Warwick, aus alter wohlhabender Familie stammend, gest. 17. Sept. 1864 in Florenz, begann in Oxford zu studieren, mußte aber wegen jugendlicher Ausgelassenheit die Universität verlassen. Trotzdem erlangte er in England den Ruf des größten Latinisten neuerer Zeiten. Er ließ, 20 Jahre alt, »Poems« erscheinen, drei Jahre nachher das ursprünglich Lateinisch geschriebene Heldengedicht »Gebir« (über die Feueranbeter, 1798), das ihm die Freundschaft Southeys verschaffte. Allen Fesseln eines Berufs widerstrebend, reiste er nach dem Festland; er warb, als die Spanier wider Napoleon aufstanden, auf eigne Kosten eine Freischar, wurde zu ihrem Obersten ernannt, sandte jedoch, als Ferdinand VII. die Verfassung umstürzte, entrüstet sein Offizierspatent zurück. Er hatte sich 1811 mit einer Dame französischer Abstammung verheiratet, aber die Ehe war nicht glücklich. Nachdem er bis 1835 mit ihr in Italien gelebt hatte, trennte er sich von ihr, kehrte nach England zurück und hielt sich bis 1858 in Bath auf. Sein Hauptwerk sind die erdichteten Gespräche: »Imaginary conversations between literary men and statesmen« (1824–28, 3 Bde.; zweite Serie 1829, 3 Bde.; neueste Ausg. von Crump, 1891–92, 6 Bde.), denen »Pericles and Aspasia« (1836, 2 Bde.) folgte. Sie gehören zu den durch Lucian aufgebrachten Gattung der Totengespräche und überraschen durch Lebenskenntnis, dramatische Kraft und Sorgfalt des Prosastils. An freiheitlicher Politik nahm L. den regsten Anteil. Von Napoleon III., mit dem er lange befreundet war, wandte er sich nach dem Waffenstillstand von Villafranca ab. Mina und Bolivar, Kossuth und Garibaldi hatten seine tätige Sympathie. Gegen das Ende seines Lebens ward er wegen Beleidigung einer Dame verklagt und zu hoher Geldbuße verurteilt; er konnte oder wollte die 1000 Pfd. Sterl. nicht zahlen und begab sich nach Florenz zurück. Seine Dramen: »Count Julian« (1812), »Andrea of Hungary« und »Giovanni of Naples« (1839) haben sich die Bühne nicht erobert; seine Gedichte »Hellenics« (1847), »Dry sticks« (1858), »Heroic idylls« (1863) und »Der Tod des Homer« sind geschätzt. Eine Gesamtausgabe seiner Werke erschien 1876 in 8 Bänden (mit Biographie von Forster als 1. Bd.). Die »Private and public letters of Walter Savage L.« wurden von St. Wheeler herausgegeben (Lond. 1899). In Deutschland wurde L. von E. Oswald eingeführt durch »Männer und Frauen« (Auswahl aus den »Erdichteten Gesprächen«, Paderb. 1878). Vgl. J. Forster, W. S. L., a biography (Lond. 1869, 2 Bde.; neue Ausg. 1895); Colvin, L. (das. 1881); Evans, W. S. L., a critical study (das. 1892).

2) Henry Savage, engl. Reisender, Enkel des vorigen, geb. 1865 in Florenz, wurde Maler, bereiste Spanien, Marokko und Ägypten, später die Vereinigten Staaten, Kanada und Japan, wo er auf Jeso und den Kurilen die Aino studierte, darauf Korea, China und Australien und unternahm 1897 eine Reise in das Hochland von Tibet, wurde aber, wenige Tagereisen von Lhassa entfernt, zur Umkehr gezwungen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse seiner Reisen waren unbedeutend, dagegen lieferten sie, namentlich die letzte, Stoff zu Aufsehen erregenden Schilderungen von entsetzlichen Leiden und gefahrvollen Abenteuern. Er schrieb: »Alone with the Hairy Ainu; or 3800 miles on a pack saddle in Yezo and a cruise to the Kurile Islands« (Lond. 1893); »Corea, or Chosen, the land of the Morning Calm« (New York 1895); »In the forbidden land, an account of a journey in Tibet« (Lond. 1898, 2 Bde.; deutsch, 7. Aufl., Leipz. 1905); »China and the Allies« (Lond. 1901, 2 Bde.); »Across coveted lands, or a Journey from Flushing (d.h. Vlissingen in Holland) to Calcutta over land« (das. 1902, 2 Bde.) und »Gems of the East. 16,000 miles of research among wild and tame tribes of enchanting lands« (das. 1904, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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