Kolbe [2]

Kolbe [2]

Kolbe, 1) Karl Wilhelm, Radierer und Schriftsteller, geb. 20. Nov. 1757 in Berlin, gest. 13. Jan. 1835 in Dessau, wurde Lehrer am Philanthropin in Dessau, dann Forstsekretär und Bibliothekar des Ministers v. Schulenburg-Kahnert in Berlin, kehrte aber bald nach Dessau zurück, besuchte seit 1793 noch die Akademie der Künste in Berlin, deren ordentliches Mitglied er 1795 wurde, und widmete sich sodann in Dessau künstlerischen und literarischen Arbeiten. Seine landschaftlichen Radierungen zeigen lebendige Auffassung der Natur und leichte, sichere Behandlung der Nadel. Er bewegte sich in der Nachahmung A. Waterloos und S. Geßners, nach dessen Zeichnungen er eine Folge von 25 Blättern ätzte (Zürich 1806–11). Er schrieb: »Über den Wortreichtum der deutschen und französischen Sprache und beider Anlagen zur Poesie« (Berl. 1804, 2 Bde.; 2. Aufl. 1818–20, 3 Bde.), als Anhang dazu: »Über Wortmengerei« (das. 1809, 3. Aufl. 1823). Vgl. seine Selbstbiographie: »Mein Lebenslauf und mein Wirken im Fach der Sprache und Kunst« (Berl. 1825).

2) Karl Wilhelm, Maler, Neffe des vorigen, geb. 7. März 1781 in Berlin, gest. daselbst 8. April 1853, studierte auf der Akademie seiner Vaterstadt, besonders bei Chodowiecki. Seine erste große historische Komposition: Frobens Tod in der Schlacht bei Fehrbellin, eine Kreidezeichnung, gewann 1796 den ersten Preis der Akademie. In der Ölmalerei bildete er sich nach den niederländischen Malern. Sein großes Gemälde: Albrecht Achilles erobert bei Nürnberg eine Fahne (1806), ward von der Stadt Berlin als Geschenk für die Prinzessin Luise von Preußen bei ihrer Abreise nach Holland gekauft. Am meisten zeichnete sich K. in dem romantischen Idyll aus (altdeutsche Straße, in der Berliner Nationalgalerie). Von seinen historischen Darstellungen sind noch zu erwähnen: die Himmelfahrt Christi (1816), für die Schloßkirche in Potsdam, Ottos d. Gr. Schlacht gegen die Ungarn, Karl V. auf der Flucht und Barbarossas Leiche bei Antiochia (Berliner Nationalgalerie).

3) Hermann, Chemiker, geb. 27. Sept. 1818 in Elliehausen bei Göttingen, gest. 25. Nov. 1884 in Leipzig, studierte seit 1838 in Göttingen, ward 1842 Assistent Bunsens in Marburg, 1845 Assistent Playfairs in London, kehrte 1847 nach Marburg zurück, um dort mit Frankland eine in London begonnene Arbeit über die Nitrile fortzusetzen, siedelte aber noch in demselben Jahre nach Braunschweig über und redigierte dort das »Handwörterbuch der Chemie« von Liebig und Wöhler. 1852 wurde er Professor in Marburg und 1865 in Leipzig. Von Kolbes Arbeiten waren besonders wichtig seine Untersuchungen über die Einwirkung von Chlor auf Schwefelkohlenstoff, über die Zersetzung der organischen Säuren durch den elektrischen Strom, über die Darstellung von Säuren mit höherm Kohlenstoffgehalt aus Cyanverbindungen von Alkoholradikalen, über die Zusammensetzung des Kakodyls. Von der Lehre von den gepaarten Radikalen ausgehend, suchte K. die theoretische Chemie im Sinne der Radikaltheorie weiter auszubilden und blieb Gegner der Typen-wie der Strukturtheorie. 1861 entdeckte er die Bildung des Korallins aus Phenol, 1873 eine einfache Methode zur Darstellung von Salizylsäure aus Phenol und Kohlensäure, und im folgenden Jahr erkannte er die antiseptischen Eigenschaften dieser Verbindung. Er schrieb: »Ausführliches Lehrbuch der organischen Chemie« (Bd. 1 u. 2, Braunschw. 1855 vis 1864; 2. Aufl. von E. v. Meyer, 1880–84; Bd. 3 von E. v. Meyer und Weddige, 1868–78); »Kurzes Lehrbuch der anorganischen Chemie« (das. 1878, 2. Aufl. 1884); »Kurzes Lehrbuch der organischen Chemie« (das. 1883); »Das chemische Laboratorium der Universität Marburg« (das. 1865); »Das chemische Laboratorium der Universität Leipzig« (das. 1872); »Zur Entwickelungsgeschichte der theoretischen Chemie« (Leipz. 1881). Seit 1870 gab er das »Journal für praktische Chemie« heraus.

4) Johann Kasimir, Graf von Wartenberg, s. Wartenberg.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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