- Katharina [1]
Katharina (griech., »die Reine, Keusche«), weibl. Vorname. Zunächst Name mehrerer Heiligen.
1) K. von Alexandria soll auf Befehl des Kaisers Maxentius mit fünfzig der gelehrtesten heidnischen Philosophen über den Christenglauben disputiert, sie aber alle widerlegt und zu Christen gemacht haben. Als sie mit einem Rade hingerichtet werden sollte, zerbrach es, und K. wurde daher enthauptet (307). In der bildenden Kunst erscheint sie mit einem mit spitzen Nägeln besetzten, zerbrochenen Rade und mit der Märtyrerpalme, bisweilen auch mit Büchern, den Zeichen ihrer Gelehrsamkeit, und dem Schwerte, mit dem sie hingerichtet wurde. Darstellungen aus ihrem Leben enthalten die Fresken von Masaccio in San Clemente in Rom. Ihre mystische Verlobung mit dem Christuskind malten Correggio (im Louvre) und P. Veronese (Santa Caterina in Venedig). Nach der Sage wurde ihre Leiche von Engeln auf den Berg Sinai getragen, was unter andern B. Luini auf einem nach der Brera in Mailand übertragenen Fresko und Mücke auf einem Bild in der Berliner Nationalgalerie dargestellt haben. Einzelfiguren der K. haben Raffael (in der Londoner Nationalgalerie, gestochen von Desnoyers) und B. Luini (in der Münchener Pinakothek) gemalt. K. gilt als Patronin der gelehrten Schulen; ihr Tag ist der 25. November. Vgl. Mielot (15. Jahrh.), Leben der heil. K. von Alexandrien (deutsch, nach der Bearbeitung von Sepet, Einsiedeln 1886), Knust, Geschichte der Legenden der heiligen K. etc. (Halle 1890); Varnhagen, Zur Geschichte der Legende der K. von Alexandrien (Erlang. 1891).
2) K. von Siena (Catharina Senensis), geb. 1347 in Siena, gest. 29. April 1380, Tochter des Färbers Benincasa, gelobte schon im achten Jahr ewige Keuschheit und ward 1364 Schwester des dritten Ordens vom heil. Dominicus (s. Tertiarier), als solche sich vornehmlich der Armen- und Krankenpflege widmend. Durch ihre Beredsamkeit bewog sie Papst Gregor XI. zur Rückkehr von Avignon nach Rom. Sie rühmte sich des unmittelbaren Umganges mit Christus, der sich mit ihr verlobt, sein Herz mit dem ihrigen vertauscht, sein Blut ihr zu trinken gegeben und die fünf Wundenmale ihrem Leibe eingedrückt habe. Von Papst Urban VI. 1378 zur Herstellung des Kirchenfriedens nach Rom gerufen, starb sie daselbst und wurde 1461 heilig gesprochen. In der Kunst wird sie mit einem Kruzifix, bisweilen auch mit den Wundenmalen und dem Verlobungsring Christi dargestellt. Ihre Verlobung mit Christus hat Fra Bartolommeo (Bilder im Louvre und im Palazzo Pitti in Florenz) gemalt. Ihre gesammelten Werke erschienen italienisch (Siena 1707–26, 5 Bde.). Die Dominikaner sowie Siena verehren sie als Schutzheilige. Ihr Tag ist der 30. April. Vgl. Hase, Caterina von Siena (2. Aufl., Leipz. 1892) und die Lebensbeschreibungen von Chavin de Malan (3 Aufl., Par. 1856; deutsch, 2. Aufl., Regensb. 1874), Drane (3. Aufl., Lond. 1899; deutsch, Dülmen 1887) und Josephine Butler (4. Aufl., Lond. 1895); Chirat, Sainte Catherine de Sienne et l'Église an XIV. siécle (Par. 1888).
3) K., die schwedische, Tochter der heil. Birgitta (s. Birgittenorden), bewahrte, wiewohl vermählt, ihre Keuschheit, folgte ihrer Mutter nach Rom und zog sich nach deren Tod in das schwedische Kloster Wadstena zurück, als dessen Äbtissin sie 1381 starb. Sie ward 1474 kanonisiert; ihr Tag ist der 22. März.
4) K. von Bologna (Catharina Bononiensis), geb. 1413, war, früh in den Klarissenorden eingetreten, später Vorsteherin eines Klosters ihres Ordens in Bologna, wo sie 1463 starb. Sie ward 1724 kanonisiert; ihr Tag (Todestag) ist der 9. März. Vgl. Marcus, Das Leben der heil. K. von Bologna (Regensb. 1868).
5) K. von Genua, Tochter des Vizekönigs Fieschi von Neapel, trat nach dem Tod ihres Gemahls in den Annunziatenorden, widmete sich der Pflege von Pestkranken und starb 1510. Sie ward 1737 kanonisiert. Ihr Tag ist der 22. März.
6) K. Ricci, geb. 1535 in Florenz aus altadligem Geschlecht, war bereits im 25. Jahr Priorin des Klosters Prato in Toskana, starb 1590 und wurde 1746 kanonisiert; ihr Tag ist der 13. Februar. Ihre Briefe gab Guasti (Flor. 1890) heraus.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.