Apostel [1]

Apostel [1]

Apostel (griech., »Gesandte, Sendboten«), im allgemeinen im Neuen Testament alle diejenigen, die irgendwie ausgesendet wurden, um das Evangelium zu verkündigen; im engern Sinne die zwölf Jünger, die Jesus aus dem großen Kreise seiner Anhänger auswählte und aussandte, um durch ihre Predigt die neue Gemeinde zu stiften. Ihre Namen gibt uns das Neue Testament in vier sogen. Apostelkatalogen (Matth. 10, 2–4; Markus 3, 16–19; Lukas 6, 14–16; Apostelgeschichte 1,13); sie heißen: Simon Petrus, Andreas, Jakobus, Johannes, Philippus, Bartholomäus, Thomas, Matthäus, Jakobus Alphäi Sohn, Lebbäus, Simon, Judas Ischariot, an dessen Stelle später Matthias getreten ist. Die Namen stimmen in den vier Verzeichnissen nicht völlig überein; doch wird in der Regel angenommen, daß Bartholomäus dieselbe Person ist mit Nathanael, Matthäus mit Levi, Lebbäus mit Thaddäus oder Judas Jakobi (d.h. des Jakobus Sohn). Die erste Stelle nehmen die beiden Brüderpaare ein, Petrus und Andreas und die Zebedaiden Jakobus und Johannes. An der Spitze erscheint in allen Katalogen Simon Petrus, der zuerst Berufene und ständige Wortführer seiner Mitapostel. Mit ihm bilden die beiden Zebedaiden den engern Kreis der Vertrauten Jesu, alle zwölf aber gleichsam die Mustergemeinde, die Jesus heranbildete, einen mit Bezug auf das zwölfstämmige Israel abgeschlossenen Kreis, in dem die neuen religiösen und sittlichen Grundsätze sich verwirklichten und auch der Besitz für gemeinsam galt, während Jesus zu ihnen in dem Verhältnis eines Familienvaters steht. Erst allmählich reiste in ihnen, und wieder in Petrus zuerst, der Glaube an die Messianität ihres Meisters. Ihre eigentliche Wirksamkeit beginnt erst mit dem Pfingsttage, als an die Stelle der Niedergeschlagenheit, in die sie der Tod Jesu versetzt hatte, eine volle Glaubenszuversicht getreten war. Von den meisten Aposteln, ihrer fernern Wirksamkeit und ihren Schicksalen schweigt die biblische Erzählung, und die sie betreffenden apokryphischen Überlieferungen haben keinen geschichtlichen Wert. Nach diesen sollen die A. die Erde als Missionsgebiet unter sich verteilt haben, dann zur Missionsarbeit ausgezogen und fast sämtlich als Märtyrer gestorben sein. Noch bis in die Mitte des 2. Jahrh. wurde der Name A. auch im weitern Sinne von wandernden Glaubensboten überhaupt gebraucht, wogegen das Apostolat als Amt oder Würde nicht fortgeführt wurde; nur als Rechtsnachfolger des Petrus nennt der römische Stuhl sich apostolisch. Vgl. Seufert, Der Ursprung und die Bedeutung des Apostolats in der christlichen Kirche (Leiden 1887). – A. eines Landes wird auch in späterer Zeit der Begründer des christlichen Glaubens in einem Lande genannt, so: Avila (A. von Andalusien), Gregor (A. von Armenien), Frumentius (A. der Äthiopier), Bonifacius (A. der Deutschen), Augustinus (A. der Engländer), Kilian (A. der Franken), Willibrord (A. der Friesen), Eliot (A. der Indianer), St. Patrick (A. Irlands), Ansgar (A. des Nordens), Adalbert von Prag und Bruno (A. der Preußen), Columbanus (A. der Schotten), Eligius (A. von Seeland), Cyrillus und Methodius (A. der Slawen).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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  • Apostel — (v. gr. Apostŏlos), 1) Gesandter; 2) besonders die 12 ausgewählten Jünger Jesu, die derselbe durch Umgang u. Unterricht zu Verkündigern des Evangeliums bildete. Die Zahl 12 bezog sich wahrscheinlich auf die 12 Stämme Israel. Ihre Namen sind:… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Apostel — Sm std. stil. (8. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus l. apostolus, dieses aus gr. apóstolos Bote, Gesandter (zunächst Aussendung [einer Flotte] ), zu gr. apostéllein entsenden , zu gr. stéllein senden und gr. apo weg . Das Wort wird von Luther gegen… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Apostel — »Sendbote« (insbesondere »Jünger Jesu«), auch übertragen gebraucht im Sinne von »Vertreter einer neuen ‹Glaubens›lehre«: Das aus der lat. Kirchensprache übernommene Wort (mhd. apostel, ahd. apostolo; entsprechend schon got. apaústaúlus), das… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Apostel — (grch.), Gesandte, zunächst die 12 Jünger Jesu, von ihm selbst nach der Zahl der 12 Stämme Israels zu Verkündigern seiner Lehre erwählt (in den verschiedenen Aufzeichnungen: Matth. 10, Mark. 3, Luk. 6, Apostelgesch. 1, nicht ganz übereinstimmend… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Apostel [2] — Apostel (Apostoli, Literae dimissoriae) nannte man früher im Zivilprozeß die auf die Berufung bezüglichen Einsendungsberichte des Unterrichters an den Oberrichter …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Apostel — Apostel, Gesandte hießen die Abgeordneten der Hohenpriester, welche mit Verordnungen in Religionssachen im Lande herumgeschickt wurden. Ebenso nennt man auch jene zwölf Männer, welche Jesus durch vertrauten Umgang ganz in seine Lehre einweihete,… …   Damen Conversations Lexikon

  • Apostel — Apostel, d.h. Gesandter, Bote, der Titel der 12 Jünger Christi, welche als Boten des Evangeliums in alle Welt gingen; ihnen wurde durch besondere göttliche Berufung Paulus zugesellt …   Herders Conversations-Lexikon

  • Apostel —  Apostel Apostels …   Hochdeutsch - Plautdietsch Wörterbuch

  • Apostel — Ein Apostel (von griech. ἀπόστολος apóstolos bzw. aramäisch saliah „Gesandter, Sendbote“) ist im Verständnis der christlichen Tradition jemand, der von Jesus Christus direkt als „Gesandter“ beauftragt worden ist. Von Aposteln berichtet wird in… …   Deutsch Wikipedia

  • Apostel — einer der Zwölf * * * Apos|tel [a pɔstl̩], der; s, : 1. Jünger Jesu: die zwölf Apostel. 2. (bildungsspr.; oft iron.) Person, die [in einer auf andere etwas penetrant wirkenden Weise] eine [Art] Lehre vertritt, einer Lehre anhängt: die Apostel des …   Universal-Lexikon

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