- Joruba
Joruba (Yoruba, Jarriba), Negerreich in Oberguinea (s. Karte bei Artikel »Guinea« und Karte »Togo«), in der britischen Kolonie Lagos, begrenzt im N. und O. von Nupe, im S. von Benin, im W. von Dahomé, 48,180 qkm mit ca. 3 Mill. Einw. Es ist eine schöne, parkähnliche Landschaft, im N. und NW. von 1000 m hohen Hügelreihen durchzogen, von denen die Flüsse Ogun mit Ojun und Ossun zur Lagos- und Jebulagune abfließen. Die Eingebornen zeichnen sich vor ihren Nachbarn durch guten Körperbau und hellere Hautfarbe aus. Sie sind meist noch Fetischanbeter; doch dringt von N. der Islam vor, während im S. englische protestantische Missionare auf elf Stationen wirken. Jeder Stamm hat ein besonders tätowiertes Abzeichen. Da das früher weit dichter bevölkerte Land von Sklavenjägern heimgesucht wurde, so scharten sich die Einwohner in großen befestigten Städten zusammen. Hauptbeschäftigung ist Ackerbau; Hauptfrüchte sind Mais und Yams, dann Hirse, Maniok, Bataten, Erbsen, Erdnüsse. Das Land gehört dem zeitigen Bebauer. Auch geschickte Töpfer, Schmiede, Gerber, Sattler, Weber und Färber sind die J., und die Portugiesen führten früher Baumwollenzeuge von hier aus nach Brasilien. Im Bau ihrer Häuser, deren Türen, Friese etc. sie mit reicher Bildhauerarbeit verzieren, zeichnen sie sich vor allen Völkern Afrikas aus. Die genannten Städte wurden mit der Zeit Mittelpunkte kleiner Reiche, deren Oberhäupter, Obba, in ihrer Macht durch einen Rat der Vornehmsten und in besondern Fällen durch die Volksversammlung beschränkt wurden. Dabei hatte jedes Volk seinen eignen Häuptling. Eine geheime Gesellschaft, die Aboni, zog dem Oberhäuptling noch engere Schranken. Hauptort ist Ojo mit 70,000, Haupthandelsplatz Ibadan mit 80,000 Einw., das durch eine 196 km lange Eisenbahn mit Lagos verbunden ist; Ogbomoscho, nordöstlich von Ojo, hat 60,000 Einw., alle drei sind Missionsstationen. Das früher weit größere, im NO. und O. bis zum Niger, im S. fast bis zum Meere reichende Land wurde in seinem Nordteil durch die Fulbe von Gando erobert und zerfiel dann in mehrere Herrschaften, von denen das jetzige J. und Abbeokuta die bedeutendsten sind. Lange Zeit in seinem Verkehr mit der Küste durch die Jebu bei Ode abgesperrt, ist das Land erst nach Unterwerfung derselben durch die Engländer im Mai 1892 völlig zugänglich geworden. Mit Nupe (Nuse) steht J. unter dem seit kurzem englandfreundlichen Gando, an das es Tribut zahlt. Die Sprache der J., dargestellt von Crowther (1852), Bowen (Washington 1858) und am ausführlichsten von Baudin (»Essai de grammaire«, Par. 1891; »Dictionnaire«, das. 1891, 2 Bde.), ist nach Fr. Müller nur mit den benachbarten Negersprachen verwandt, nach Lepsius schließt sie sich durch den Gebrauch von Nominalpräfixen u. a. zugleich an den großen südafrikanischen Bantusprachstamm an. Vgl. Rohlfs, Quer durch Afrika, Bd. 2 (Leipz. 1875); Lippert und Mischlich, Beiträge zur Geschichte der Haussastaaten (in den »Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen«, Bd. 6, Berl. 1903).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.