- Johannes [2]
Johannes, Kaiser von Byzanz: 1) J. I. Tzimiskes, geb. um 925 in Armenien, kämpfte siegreich gegen die Araber, ermordete 11. Dez. 969 den Kaiser Nikephoros Phokas auf Anstiften der Kaiserin Theophano, die er darauf nach der Insel Prote verbannte, und nahm selbst vom Thron Besitz. Er regierte mild, gerecht und kraftvoll, besiegte den russischen Fürsten Swätoslaw, der das zerrüttete Bulgarenreich zu erobern suchte, machte selbst die Bulgaren untertänig und setzte ebenso glücklich die Eroberungen seines Vorgängers in Syrien und Armenien fort. Mit dem deutschen Kaiser Otto I. schloß er Frieden und sandte die Prinzessin Theophano als Gattin für dessen Sohn, Otto II. (972). Er starb schon 976, angeblich vergiftet.
2) J. II. Komnenos, genannt Kalojohannes, Sohn des Alexios I. Komnenos, regierte von 1118–1143. Er kämpfte mit Glück gegen die Feinde des Reiches, namentlich gegen den Sultan von Ikonion und gegen die Petschenegen, bestätigte 1126 den Venezianern, mit denen er vorher in Krieg geraten, die von seinem Vater verliehenen Freiheiten, unterwarf 1137 auch Kilikien, nötigte den Fürsten Raimund von Antiochia, ihm den Lehnseid zu leisten, und beteiligte sich darauf an den Kämpfen in Syrien gegen den Sultan Zenki. Er starb 8. April 1143.
3) J. III. Dukas Vatatzes, Schwiegersohn und Nachfolger des Theodor I. Laskaris in Nicäa, 1222 bis 1254, eroberte den größten Teil von Thrakien und Mazedonien, namentlich 1246 Thessalonich, nötigte auch den Despoten Michael von Epirus zur Anerkennung seiner Oberhoheit und bereitete so die Wiederherstellung des byzantinischen Kaisertums vor.
4) J. IV. Laskaris wurde nach seines Vaters Theodor II. Tode 1258 in unmündigem Alter zum Kaiser von Nicäa erhoben, kam aber 1:.59 in die Gewalt des Michael Paläologos, der ihn 1261 beseitigte.
5) J. V. Paläologos, Sohn des Andronikos III. Paläologos, geb. 1332, bestieg 1341 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna den Thron, mußte 1347 Johannes Kantakuzenos zum Mitkaiser annehmen und kam erst nach dessen Sturz 1355 wirklich zur Regierung. Er suchte im Abendland vergeblich Hilfe gegen die Türken, wurde 1376 von seinem Sohn Andronikos gestürzt, erlangte aber 1379 mit Hilfe des türkischen Sultans Murad, dem er sich zur Tributzahlung verpflichten mußte, die Herrschaft wieder und regierte bis zu seinem Tode 1391.
6) J. VI. Kantakuzenos, Feldherr und Staatsmann im Dienste der Kaiser Andronikos II. und Andronikos III., ließ sich nach des letztern Tod 1311 gegen dessen Sohn Johannes V. zum Kaiser ausrufen, gewann in dem darauf ausbrechenden Bürgerkriege schließlich mit Hilfe der Türken die Oberhand und nötigte 1347 den jungen Kaiser, den er mit seiner Tochter vermählte (eine zweite Tochter gab er dem türkischen Sultan Urchan zur Gemahlin), ihn zum Mitkaiser anzunehmen. Doch kam es bald zu einem neuen Bürgerkrieg, er zog sich 1355 in ein Kloster zurück und starb 1383. J. schrieb eine Geschichte seiner Zeit 1320–56 (hrsg. von Schopen in dem »Corpus scriptorum historiae byzantinae«, 3 Bde., Bonn 1828–32) und unter dem Namen Christodulos zahlreiche theologische Streitschriften. Vgl. Parisot, Cantacuzène, homme d'État et historien (Par. 1845), und die von Johannes Komnenos 1699 veröffentlichte Biographie (hrsg. von Loparev, St. Petersburg 1888).
7) J. VII. Paläologos, Sohn Andronikos' IV., wurde von diesem, als er sich 1376 gegen seinen Vater Johannes V. empörte, zum Mitkaiser ernannt, entthronte dann 1390 seinen Großvater, wurde aber selbst noch in demselben Jahre von seinem Oheim Manuel gestürzt.
8) J. VIII. Paläologos folgte 1425 seinem Vater Manuel bei dessen Abdankung. Gegen die Türken, die immer weiter vordrangen, suchte er Hilfe im Abendland und betrieb zu diesem Zweck die Vereinigung der morgen- und abendländischen Kirche. Er reiste selbst 1437 nach Italien und wohnte dem Konzil, das Papst Eugen IV. zuerst 1438 in Ferrara abhielt und 1439 nach Florenz verlegte, bei; dort wurde wirklich die Union abgeschlossen. J. kehrte 1440 nach Konstantinopel zurück, war aber bei dem Widerwillen des Volkes außerstande, die Union durchzuführen, und starb 1448.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.