- Hunfalvy
Hunfalvy, 1) Paul, ungar. Sprachforscher und Ethnograph, geb. 12. März 1810 zu Groß-Schlagendorf in der Zips, gest. 30. Nov. 1891 in Budapest, studierte in Käsmark und Pest, bekleidete 1842–48 eine juristische Professur an dem evangelischen Kolleg in Käsmark, nahm 1848–49 als Reichstagsabgeordneter an der nationalen Erhebung Ungarns Anteil, lebte aber nach dem Scheitern derselben ganz der Wissenschaft als Mitglied und Oberbibliothekar der Akademie in Pest, deren sprachwissenschaftliche Mitteilungen und »Ungarische Revue« er redigierte. Seine Hauptwerke sind: »Finn olvasmányok« (»Finnische Chrestomathie«, Pest 1861); »A vogul föld es nép« (»Land und Volk der Wogulen«, das. 1864), nach Regulys hinterlassenen Reiseberichten; »A kondai vogul nyèlo« (»Die südliche wogulische Sprache«, das. 1872); »Utazás a Balttenger vidékein« (»Reise in den Ländern am Baltischen Meer«, das. 1871, 2 Bde.; der 1. Teil, Esthland betreffend, deutsch, Leipz. 1873); »Az eszak osztják nyelo« (»Sprache der nördlichen Ostjaken«, Pest 1875); »Magyarorszag ethnographiaja« (das. 1876; deutsch von Schwicker: »Ethnographie von Ungarn«, das. 1877); »Die Ungarn oder Magyaren« (Bd. 5 des Werkes »Die Völker Österreich-Ungarns«, Teschen 1881) und »Die Rumänen und ihre Ansprüche« (das. 1883). 1891 widmete ihm die ungarische Akademie in Budapest ein »H.-Album«, mit Beiträgen von hervorragenden Gelehrten Ungarns.
2) Johann, Geograph, Bruder des vorigen, geb. 9. Juni 1820 in Groß-Schlagendorf, gest. 6. Dez. 1888 in Budapest, wurde 1846 Professor der Rechtswissenschaft in Käsmark, war 1848 in die politischen Wirren seiner Heimat verwickelt und längere Zeit interniert, siedelte 1853 nach Pest über, wurde 1861 Professor der Geographie und Statistik am Ofener Polytechnikum und 1870 Ordinarius der Geographie an der Pester Universität. Seit 1872 war er Vorsitzender der Ungarischen geographischen Gesellschaft. Von seinen Schriften sind zu nennen: »Egyetemes törterelem« (»Allgemeine Weltgeschichte«, Pest 1850–51, 3 Bde., in zahlreichen Auflagen); »Ungarn und Siebenbürgen in Bildern« (deutsch u. magyarisch, Darmst. 1856 f.); die magyarische und deutsche Bearbeitung der afrikanischen Reisen L. Magyars (Pest 1859); »A magyar biródalom termeszeti viszonyamak leirasa« (»Beschreibung der physischen Verhältnisse des ungarischen Reiches«, das. 1863–66, 3 Bde.), wofür ihn die ungarische Akademie der Wissenschaften zum ordentlichen Mitglied ernannte. Von seinem Hauptwerk, der auf 5 Bände berechneten »Allgemeinen Geographie«, erschienen Bd. 1: »Südeuropa« (Budapest 1884), Bd. 2: »Ungarn und seine Nebenländer« (1886), und aus seinem Nachlaß Bd. 3: »West- und Nordeuropa« (hrsg. von G. Thirring, 1890).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.