Horváth

Horváth

Horváth (spr. hórwāt), 1) Andreas, ungar. Epiker, geb. 25. Nov. 1778 zu Pázmánd im Raaber Komitat, gest. daselbst 7. März 1839, studierte in Raab, Komorn und Preßburg katholische Theologie und trat 1797 in den geistlichen Stand. Er ist nach Sprache und Form (Hexameter) der Schöpfer des klassischen Epos der Ungarn; seine Hauptwerke sind: »Zircz emlékezete« (»Andenken an Zircz«, historische Dichtung, 1806) und das Heldengedicht »Arpád«, in zwölf Gesängen (Pest 1831), wofür er 1832 von der ungarischen Akademie den großen Preis erhielt. Seit 1830 war er Mitglied der Akademie.

2) Cyrill, ungar. Philosoph, geb. 17. Okt. 1804 in Kecskemét, gest. 5. Nov. 1884 in Budapest, trat 1821 in den Piaristenorden, ward 1830 in Szegedin Professor der Philosophie, 1836 Direktor des dortigen Lyzeums und kam 1851 nach Pest, wo er zum Direktor des Piaristengymnasiums, 1860 zum ordentlichen Professor der Philosophie an der Universität ernannt wurde. In seiner Jugend schrieb er mehrere Dramen. Seine philosophischen Arbeiten, in denen er seine von ihm selbst als Konkretismus bezeichnete Lehre vorträgt, erschienen zumeist in den Abhandlungen der ungarischen Akademie, deren Ehrenmitglied er war.

3) Michael, ungar. Geschichtschreiber, geb. 20. Okt. 1809 zu Szentes im Csongrader Komitat, gest. 19. Aug. 1878 in Karlsbad, studierte Theologie und wirkte als Kaplan an mehreren Orten, nahm aber, wegen seiner liberalen Denkweise mit seinen Vorgesetzten zerfallen, 1841 eine Erzieherstelle in dem Hause des Grafen Erdödy zu Wien an. 1844 wurde er zum Professor der ungarischen Sprache und Literatur am Theresianum daselbst, 1847 zum Propst in Hatvan (daher sein Pseudonym: Michael Hatvani), 1848 aber vom Kultusminister Eötvös zum Bischof von Csanád und zum Mitgliede der Magnatentafel ernannt. Nach der Unabhängigkeitserklärung vom 14. April 1849 erhielt er das Portefeuille des Kultus und des öffentlichen Unterrichts. Nach Besiegung der Revolution entfloh er nach Paris, ging von da nach Brüssel, später nach Zürich, wo er einige Zeit Erzieher im Hause der Gräfin Karolyi war, während er im September 1851 vom Kriegsgericht in contumaciam zum Tode verurteilt wurde. 1867 ward er amnestiert und erhielt von der ungarischen Regierung eine dotierte Abtei, beteiligte sich wieder am politischen Leben und ward 1876 in Pest zum Deputierten erwählt. Auch wurde er zum Titularbischof ernannt und in Anbetracht seiner Tätigkeit als Historiker zum Präsidenten der historisch-philosophischen Klasse der ungarischen Akademie und der Ungarischen Historischen Gesellschaft erwählt. Außer einer »Geschichte der Ungarn bis zum Jahr 1823« (3. Aufl., Pest 1873, 8 Bde.) verfaßte H. noch als Fortsetzung dieses großen Werkes »Fünfundzwanzig Jahre aus der Geschichte Ungarns, 1823–1848« (3. Aufl., das. 1886; deutsch, Leipz. 1867, 2 Bde.) sowie »Geschichte des Unabhängigkeitskrieges in Ungarn 1848 und 1849« (3. Aufl., Pest 1898, 3 Bde.); »Das erste Jahrhundert des Christentums in Ungarn« (1878); »Monumenta Hungar. Histor. Diplomataria« (1857–59, 4 Bde.) und mehrere historische Abhandlungen, die u. d. T. »Kisseb munkát« (kleinere Werke, 1868, 4 Bde.) gesammelt erschienen, darunter die »Geschichte des Handels und der Industrie in Ungarn«. Vgl. die Denkreden über H. von W. Fraknói (1880) und Fr. Salamon (1880).

4) Cyrill, ungar. Literarhistoriker, geb. 25. Nov. 1865 in Veszprim, war ursprünglich Mitglied des Cistercienserordens, trat 1896 aus ihm aus und habilitierte sich an der Budapester Universität. Sein Hauptwerk ist die treffliche »Geschichte der ungarischen Nationalliteratur« (2. Aufl., Budap. 1896); ferner ist zu nennen: »Die alte ungarische Literatur« (1899).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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