Károlyi [1]

Károlyi [1]

Károlyi (spr. kārolji) von Kaplyon, im Szathmárer Komitat stammsässige, vom uralten Geschlechte der Kaplyon (1264) abstammende, seit dem 13. Jahrh. urkundlich hervortretende adlige ungarische Familie, die namentlich seit dem 18. Jahrh. zu Reichtum und Macht gelangte. Michael (1585–1626), Obergespan, erhielt die Baronie und schrieb sich mit dem Prädikat Nagy-Károly, einer Schloßherrschaft bei Szathmar. Der eigentliche Begründer der hervorragenden Stellung der Familie wurde Alexander, Graf K., geb. 1668, gest. 8. Sept. 1743, Zeitgenosse Franz Rákóczys II., den er zuerst als gut kaiserlicher General bekämpfte (1703), später aber aus gekränktem Ehrgeiz und infolge Verdächtigungen seitens des Hofes anerkannte. Er bildete dann mit Bercsényi u. a. den wichtigen Kriegsrat Rákóczys, ließ sich aber, als das gänzlich erschöpfte Land den Aufstand nicht mehr weiter zu führen vermochte, von dem kaiserlichen Friedensunterhändler Pálffy für den Ausgleich gewinnen und schloß im Namen der Konföderierten mit Pálffy den Traktat von Szathmár (1711), der Ungarn die Verfassung und Glaubensfreiheit verbürgte, den aber Rákóczy nicht anerkannte. Die gegen ihn später erhobenen Verdächtigungen sind grundlos. 1712 wurde Alexander K. in den Grafenstand erhoben, 1723 Geheimrat, 1724 Mitglied des königlichen Statthaltereirats und 1741 Feldmarschall. Er starb, reich an Gütern und Würden, und hinterließ tagebücherartige Memoiren, mit einer Autobiographie verbunden, die, mit Ausnahme des Zeitraums 1697–1703, von 1669 bis 1723 reichen (hrsg. von L. Szalay, 1865). Vgl. Éble, Graf Franz K. und seine Zeit (ungar., 1893). – Sein Enkel, Graf Franz Anton K., geb. 25. Okt. 1732 in Nagy-Károly, gest. 24. Aug. 1791 in Penzing bei Wien, zeichnete sich als Oberst im Siebenjährigen Kriege namentlich bei Hochkirch aus und ward 1787 Generalfeldzeugmeister. – Graf Aloys K., geb. 8. Aug. 1825 in Wien, gest. 2. Dez. 1889 in Tótmegyer, ward 1852 königlicher Kämmerer, 1858 Gesandter in Kopenhagen, 1860 Gesandter und 1871 Botschafter in Berlin, auf dem Berliner Kongreß 1878 österreichischer Bevollmächtigter und 1878–88 Botschafter in London. Graf Georg K. (1802–77), der seit 1830 lebhaften Anteil am politischen Leben nahm, 1848 sich Kossuth anschloß, verhaftet und zu großen Geldstrafen verurteilt wurde. Von seinen Söhnen sind zu nennen: Graf Gabriel K. (geb. 1841), Mitglied der ungarischen Emigration, 1887–1895 oppositionelles Mitglied des Reichstags, gest. 1895; seine Memoiren gab K. Eötvös heraus; Graf Julius K., geb. 1837, als konservativer Politiker und Nationalökonom bekannt, gest. 1890; Graf Tibor K., geb. 1843, gest. 1904, der unter anderm die Geschichte der französischen Revolution von Edg. Quinet ins Ungarische übersetzte (1871); Graf Stefan K., geb. 1845, der als oppositioneller Politiker eine Rolle spielt. – Noch ist zu nennen: Graf Alexander K., geb. 1831, der sich um die Theißregulierung und Hebung der Landwirtschaft verdient machte; er ist Präsident des Bundes der Landwirte und im Reichstag Führer der Agrarier. Vgl. Géresi, Codex diplomaticus comitum K. de Nagy-Károly (Budap. 1884–87, 5 Bde.) und die Abhandlungen G. Ébles (Századok 1891).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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