Herwarth von Bittenfeld

Herwarth von Bittenfeld

Herwarth von Bittenfeld, 1) Karl Eberhard, preuß. Generalfeldmarschall, geb. 4. Sept. 1796 zu Großwerther in Thüringen, gest. 2. Sept. 1884 in Bonn. Seine Familie, auch Hoerwarth genannt, stammt von einem Augsburger Patriziergeschlecht ab, von dem ein Zweig nach Eßlingen übersiedelte und sich der Reformation zuwandte; Matthias H., Bürgermeister von Eßlingen, erwarb 1574 das freie adlige Gut Bittenfeld bei Waiblingen im Kochergau, das jedoch nach einem Jahrhundert der Familie wieder verloren ging. Ein Nachkomme des Matthias H., Christoph, wurde im Dreißigjährigen Krieg Soldat; seitdem sind alle Herwarthe der Bittenfelder Linie Soldaten gewesen. Neben dieser gab es noch eine (katholische) Hohenburger, eine Augsburger und eine französische Linie; die erstere erlangte in bayrischen und kaiserlichen Diensten die Reichsgrafenwürde, erlosch aber (im 18. Jahrh.) ebenso wie die Augsburger Patrizierfamilie und die französische Linie. Der erste H. in preußischen Diensten, Joh. Friedrich (geb. 1696), fiel 18. Juni 1757 bei Kolin als Oberst und Kommandeur seines (ursprünglich württembergischen) Regiments; sein 1753 in Wesel geborner Sohn Ernst Eberhard H., des Feldmarschalls Vater, starb 1822 als preußischer General. Karl Eberhard H. trat 15. Okt. 1811 in preußischen Militärdienst, machte im 2. Garderegiment zu Fuß die Befreiungskriege 1813–15 mit, nahm an der Schlacht von Großgörschen und den Kämpfen um Paris teil, ward aber erst 1848 Oberst des 1. Garderegiments zu Fuß, 1852 Brigade-, 1856 Divisionskommandeur, 1860 Kommandeur des 7. Armeekorps. Im Mai 1864, als Prinz Friedrich Karl an Wrangels Stelle den Befehl über die verbündeten Streitkräfte übernommen hatte, mit dem Kommando der preußischen Truppen in Schleswig betraut, führte er 29. Juni 1864 den berühmten Übergang nach Alsen aus. Seit 1865 Kommandeur des 8. Korps, hatte er 1866 den Oberbefehl über die Elbarmee, die den rechten Flügel der in Böhmen einrückenden Streitkräfte bildete, lieferte die Gefechte von Hühnerwasser und Münchengrätz, stand am Tage von Königgrätz dem 10. österreichischen Armeekorps und den Sachsen gegenüber und eroberte am Nachmittag die Dörfer Problus und Prim, wodurch er den linken feindlichen Flügel zerschmetterte und sich den Schwarzen Adlerorden und später eine Dotation erwarb. Nach dem Frieden führte H. wieder das 8. Armeekorps, gehörte dem ersten norddeutschen Parlament an und hielt sich zur Fraktion der regierungsfreundlichen Konservativen. 1870 leitete H. als Generalgouverneur des westlichen Deutschland (7., 8. und 11. Armeekorps) die Verteidigungsmaßregeln gegen eine etwaige französische Invasion, und als diese nicht mehr zu befürchten war, organisierte er den Transport der Reserven und der Gefangenen sowie deren Unterbringung. Am 8. April 1871 erhielt er den Charakter als Feldmarschall und lebte seitdem im Ruhestand in Bonn. Seinen Namen erhielt 1889 das 1. westfälische Infanterieregiment Nr. 13. Vgl. Pfister, Württembergische Neujahrsblätter, 12. Blatt (Stuttg. 1895). – Ein jüngerer Bruder, Hans, geb. 2. Jan. 1800, gest. 21. Mai 1881 in Berlin, seit 1864 Gouverneur von Magdeburg, 1866 während des Krieges Militärgouverneur der Provinz Sachsen, ward als General der Infanterie zur Disposition gestellt; ein Vetter, Friedrich Adrian, geb. 13. April 1800, gest. 14. Jan. 1884 in Merseburg, führte die 4. Infanteriedivision 1866 in Böhmen, wurde 1867 Gouverneur von Königsberg und 1868 mit dem Charakter eines Generals der Infanterie zur Disposition gestellt.

2) Anton, preuß. General, Sohn des vorigen, geb. 30. Mai 1841 in Potsdam, wurde im Kadettenkorps erzogen, trat 1860 als Leutnant in das 2. Garderegiment, nahm in diesem als Bataillonsadjutant am Krieg von 1866 teil, war 1870–71 Adjutant der 25. Infanteriebrigade und wurde bei Colombey-Nouilly schwer verwundet. Seit 1871 Hauptmann, wurde er 1872 Direktionsmitglied der Kriegsakademie, 1880 Major im 109. Regiment, 1887 Oberstleutnant im 3. Garderegiment, 1890 Oberst und Kommandeur des 3. Grenadierregiments, 1893 Generalmajor und Kommandeur der 3. Gardeinfanteriebrigade, 1896 Generalleutnant und Kommandeur der 12. Infanteriedivision. 1897 nach Schwerin zur 17. Division versetzt, wurde er im Juni 1900 kommandierender General des 15. Armeekorps, im Mai 1901 General der Infanterie und im April 1903 zur Disposition gestellt.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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