- Hartguß
Hartguß, Eisenguß von großer Härte und Festigkeit, für den das Material direkt aus manganhaltigem Braun- oder Spateisenstein durch Verhüttung mit Holzkohle oder durch Zusammenschmelzen von stahlhartem weißen und weichem tiefgrauen Roheisen, bisweilen unter Zusatz von Mangan-, Schmiedeeisen oder Stahl gewonnen wird. Gewöhnlich wird dies Material in metallene Coquillen (Schalen-, Coquillenguß, Kapselguß) gegossen, welche die Wärme schnell ableiten und dadurch die chemische Bindung des Kohlenstoffes in der äußern Schicht des Gußstückes, mit andern Worten die Bildung einer äußern Schicht von weißem oder halbiertem Roheisen bewirken, das nach dem Innern zu ohne merkbare Grenze in halbiertes und endlich in graues Roheisen übergeht. Gewöhnlich hat die harte Schicht eine Stärke von 10–15, auch 20 mm, mit manchem Material erreicht man sogar 50 mm. Da aber die Bearbeitung der auf Coquillen gegossenen Flächen wegen ihrer Härte große Schwierigkeiten bietet (sie erfordert besonders konstruierte und gehärtete Schleifsteine und Schmirgelscheiben), so läßt man die Coquille sich nur auf diejenigen Teile des Gußstückes erstrecken, die eine harte Oberfläche erfordern. Kaum geringere Bedeutung als die in Coquillen gegossenen haben für den Maschinenbau die ohne solche erzeugten Hartgußfabrikate, die sich vor gewöhnlichem Gußeisen durch große Widerstandsfähigkeit gegen Stöße und Durchbiegungen auszeichnen und diese Eigenschaft lediglich der sorgfältigen Auswahl und Mischung der Materialien verdanken. Man verwendet H. zu Kreuzungs- und Herzstücken für Schienengleise, Rädern für Eisenbahn- und Pferdebahnwagen und Lokomotiven, Signalglocken, Läufersteinen, Mühlenbahnen, Rammbären, Hämmern und andern Werkzeugen, Ambossen, Gesenken, Lochplatten, Zieheisen, vor allem aber zu Walzen aller Art, dann zu Maschinenteilen, besonders für landwirtschaftliche Maschinen, zu Geschossen und Geschoßpanzerungen. Der ohne Coquillen hergestellte H. dient zu Bremsklötzen, Balanciers, gekröpften Wellen, Kurbeln, Bleuelstangen, Dampfkolben und Kolbenringen, Pumpenkolben und ganzen Drucksätzen in Bergwerken, ferner zu hydraulischen Zylindern, Schmelzgefäßen, Kesseln, in denen Salzlösungen oder Säuren gekocht werden sollen, zu Planroststäben etc. Geschosse aus Grusonmetall, die einen grauen bis halbierten Kern bei strahlig silberweißem Rand zeigen und 2,15–2,40 Proz. Kohlenstoff enthalten, werden in der Weise geformt, daß auf einer massiven Coquille von äußerlich kelchartiger Gestalt die Formkasten für Mantel und Böden festsitzen und im obern Formkasten bei Hohlgeschossen die Kerne aufgehängt und befestigt werden. Für manche Gegenstände, wie Hartwalzen in Getreidemühlen, verwendet man auch vollkommen weißstrahligen Guß, der aber Stöße oder Erschütterungen nicht erträgt. Ganz in Budapest brachte in die Gußform eine dicke Lage von mit Weingeist angerührtem metallischen Antimon, so daß sich beim Eingießen des flüssigen Roheisens eine harte Legierung von Eisen und Antimon auf der Oberfläche der Gußstücke bildet. Vgl. Dürre, Handbuch des Eisengießereibetriebs, Bd. 2 (3. Aufl., Leipz. 1896).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.