Spateisenstein

Spateisenstein

Spateisenstein (Eisenspat, Siderit, vulgär: Stahlstein, Flinz), Mineral, kristallisiert rhomboedrisch oft mit sattelförmig oder linsenartig gekrümmten Flächen (s. Tafel »Mineralien und Gesteine«, Fig. 3), findet sich aber häufiger in klein- und großkörnigen Aggregaten, auch in radialstruierten Kugeln, in nierenförmigen und kleintraubigen Gestalten (Sphärosiderit, so z. B. in Höhlungen von Basalt bei Steinheim und Bilin), ferner in dichten und feinkörnigen, tonhaltigen Varietäten, die teils in runden oder ellipsoidischen Nieren, teils in zusammenhängenden Lagen und zuweilen rogensteinähnlich ausgebildet sind (toniger Sphärosiderit, Toneisenstein zum Teil). Er ist durchscheinend, gelblichgrau bis erbsengelb, mit Glas- bis Perlmutterglanz, während die sehr gewöhnliche Umwandlung in Brauneisenstein dunklere Farbennuancen und Undurchsichtigkeit erzeugt (Blau-, Braunerz). Härte 3,5–4,5, spez. Gew. 3,7–3,9. S. ist wesentlich kohlensaures Eisenoxydul FeCO3 mit 48,3 Proz. Eisen, enthält aber ganz gewöhnlich Mangan (oxydiert braun- bis blauschwarz: Blauerz), Magnesium, Calcium und Zink nicht sowohl als Verunreinigungen wie als isomorphe Beimischungen, durch die Übergänge zu Manganspat, Magnesit, Kalkspat und Zinkspat gebildet werden. Dahin gehören: Oligonspat (mit bis 20 Proz. Mangan), Sideroplesit (mit 11–12 Proz. Magnesia), der Breunerit und zwar Pistomesit (mit 42 Proz. Magnesiumkarbonat) und Mesitinspat (mit 59 Proz. MgCO3), Zinkeisenspat (mit 28–40 Proz. ZnCO3). Der Kohleneisenstein (Blackband der Engländer) ist ein schwarzer, glanzloser, gewöhnlich dickschieferiger, toniger S. mit 12–40 Proz. Kohle und 35–78 Proz. Eisenkarbonat. S. verwittert leicht zu Eisenhydroxyd (Brauneisenstein), und sehr häufig ist das Ausgehende von Spateisensteinlagerstätten in Brauneisenstein umgewandelt. S. findet sich auf Gängen für sich und neben sulfidischen Erzen bei Siegen, Neudorf und Stolberg am Harz, Lobenstein, Přibram, Cornwall; auf Lagern und Stöcken innerhalb von Kalksteinen archäischer und paläozoischer Schiefer: Spateisensteinzonen der Ostalpen, Friesach und Hüttenberg in Kärnten, Eisenerz in Steiermark; in zusammenhängenden oder aus dichtgehäuften Nieren und Linsen bestehenden Flözen als Ton- und Kohleneisenstein in allen Formationen, namentlich im Rotliegenden (bei Lebach), im Jura (Nordwestdeutschland und Oberschlesien) und im Karbon (in England, Schottland und Westfalen in bis 3/4 m mächtigen Flözen). Alle Varietäten des Spateisensteins sind höchst wichtige Eisenerze besonders für Spiegeleisen- und Stahlbereitung; sie sind das Haupterz in Steiermark, bei Müsen etc.; tonige Sphärosiderite und namentlich Kohleneisensteine, für welche die enge Verknüpfung mit dem zur metallurgischen Verwendung notwendigen Brennmaterial besonders günstig ins Gewicht fällt, werden in Westfalen, Belgien, England, Schottland verhüttet.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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