Halifax [2]

Halifax [2]

Halifax (spr. hällĭsäx), 1) Sir George Savile, Marquis von, brit. Staatsmann, geb. 11. Nov. 1633, gest. 5. April 1695, wurde 1668 von Karl II. zum Peer und Viscount H. ernannt, war eine Zeitlang unter Führung Shaftesburys eins der tätigsten Mitglieder der Opposition, obwohl er keiner der beiden großen Parteien, der Whigs und Tories, angehörte, sondern als das Haupt der sogen. Trimmers (»Schwankenden«) galt, die zwischen beiden eine mittlere Stellung einnahmen. 1679 wurde er mit andern Männern der Opposition in den Geheimen Rat berufen und zum Grafen von H. ernannt. 1680 bewirkte seine Beredsamkeit 15. Nov. im Oberhaus die Verwerfung der Bill, durch die der Herzog von York von der Regierung ausgeschlossen werden sollte. Seine darauf vom Unterhaus verlangte Entlassung lehnte der König ab; vielmehr wurde H. zum Geheimsiegelbewahrer und 1682 zum Marquis ernannt. Nachdem aber der Herzog als Jakob II. 1685 zur Krone gelangt war, war H., jetzt Präsident des Geheimen Rates, nicht mit allen seinen Maßregeln einverstanden und wurde deshalb 21. Okt. 1685 entlassen. Er ging nun zur Opposition über, suchte 1688 zwischen Jakob und Wilhelm von Oranien zu vermitteln, schloß sich aber, als dies durch den Fluchtversuch des Königs vereitelt war, an Wilhelm an und präsidierte während der Konvention, die Wilhelm III. die Krone übertrug, im Oberhaus. Er wurde 1689 Siegelbewahrer, trat aber Anfang 1690 zurück. H. war außerordentlich intelligent und begabt, wenn auch nicht immer zuverlässig und gewissenhaft. Vgl. Foxcroft, The life and letters of Sir George Savile, first marquis of H. (Lond. 1898,2 Bde.).

2) Charles Montague, Graf von, engl. Dichter und Staatsmann, geb. 16. April 1661, gest. 19. Mai 1715, vierter Sohn des Grafen George von Northumberland, studierte in Cambridge unter Newtons Leitung und schloß eine enge Freundschaft mit dem Dichter Matthew Prior, mit dem er gemeinschaftlich 1687 eine beifällig aufgenommene Parodie auf Drydens »Hind and panther« schrieb. Der Graf von Dorset führte ihn in die politischen und schöngeistigen Kreise Londons ein und verschaffte ihm 1688 einen Sitz im Unterhaus, wo H. durch sein Rednertalent bald eine leitende Rolle unter den Whigs spielte. Im März 1692 wurde er zum Kommissar des Schatzamtes ernannt, und 1694 wurde hauptsächlich durch seinen Einfluß die Gründung der Englischen Bank durchgesetzt. Zum Schatzkanzler ernannt, stellte er den gesunkenen Staatskredit wieder her und beseitigte das Defizit. 1697 wurde er erster Lord des Schatzes; als indes 1698 die Opposition die Majorität im Unterhaus gewann, mußte er 1699 das Schatzkanzleramt niederlegen und trat 1700, zum Baron H. ernannt, ins Oberhaus. 1701 wurde er mit andern Führern der Whigs vom Unterhaus in Anklagezustand versetzt, von den Lords aber freigesprochen. Unter Königin Anna trat ersterer infolge der Wahlen von 1705 wieder in die Regierung, schloß sich an Marlborough an, wirkte für die Union Schottlands mit England 1706 und für die Sicherung der hannöverschen Erbfolge und wurde nach Georgs I. Thronbesteigung 1714 zum Grafen von H. und ersten Kommissar des Schatzes ernannt. Seine poetischen Werke (gesammelt Lond. 1715) erheben sich nicht über die Mittelmäßigkeit. Dagegen war H. ein Staatsmann ersten Ranges, vor allem in finanziellen Fragen, und hat sich auch durch Begünstigung von Dichtern und Gelehrten, namentlich Newtons, Verdienste erworben.

3) Sir Charles Wood, Viscount, brit. Staatsmann, geb. 20. Dez. 1800, gest. 8. Aug. 1885, studierte in Oxford, trat 1826 ins Unterhaus, ward als Privatsekretär seines Schwiegervaters, des Grafen Grey, der 1830 Premierminister geworden war, in die Regierungsgeschäfte eingeführt und 1832 Sekretär des Schatzamtes. Nachdem er 1835–39 das Amt eines Sekretärs der Admiralität bekleidet hatte, ward er Kanzler der Schatzkammer in Lord Russells Ministerium (1846), Präsident des ostindischen Kontrollamtes im Ministerium Aberdeen (1852), erster Lord der Admiralität im Koalitionsministerium Palmerston (1855), Staatssekretär für Indien im zweiten Ministerium Palmerston (1859) und Geheimsiegelbewahrer im Ministerium Gladstone vom Juli 1870 bis zu dessen Auflösung 1874. Schon 1866 war er als Viscount H. zur Peerswürde erhoben worden.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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