Fasān

Fasān

Fasān (Phasianus L., hierzu Tafel »Fasanen«), Gattung aus der Ordnung der Hühnervögel und der Familie der Fasanen (Phasianidae), ansehnliche Vögel mit kurzem Hals, kleinem Kopf, mittellangem, an der Spitze gewölbtem Schnabel, kurzen, abgerundeten Flügeln, mittelhohen, kräftigen, beim Männchen gespornten Füßen, dachförmigem, langem Schwanz, dessen Mittelfedern die übrigen um das Sechs- oder Achtfache in der Länge überragen, und verlängerten Ohrfedern, die ausgerichtet zwei kleine Hörnchen bilden. Der gemeine F. (Edelfasan, P. colchicus L., s. Tafel »Hühnervögel III«, Fig. 1) wird 80 cm lang, mit 40 cm langem Schwanz, 75 cm breit, ist am Kopf und Oberhals grün, blau metallglänzend, am Unterhals, Brust, Bauch und Seiten rötlichbraun, purpurfarbig schimmernd und schwarz gezeichnet, auf dem Mantel mit weißen Halbmondflecken; die langen, zerschlissenen Bürzelfedern sind dunkel kupferrot, die Schwingen braun, rostgelb gebändert, kastanienbraun gesäumt; das nackte Augenfeld ist rot. Das Weibchen ist kleiner und einfacher gefärbt. Der Edelfasan stammt von den Küstenländern des Kaspischen Meeres und wurde angeblich durch die Argonauten vom Fluß Phasis (daher der Name) in Kolchis nach Griechenland gebracht; in der Literatur erscheint er nicht vor Aristophanes. Nach Ägypten kam er aus Medien, und unter Ptolemäus Euergetes II. wurde er bereits in Alexandria seines Fleisches halber gezüchtet. Die Römer mästeten ihn in großer Zahl, und auf den Villen Karls d. Gr. wurde er gleichfalls gehalten. Seitdem hat er sich in Europa mehr und mehr akklimatisiert, und namentlich in Österreich und Böhmen lebt er in vollkommener Wildheit. Er ist auch sehr häufig in Ungarn und Südrußland, findet sich noch in Südfrankreich und Italien, geht aber in Griechenland seiner Ausrottung entgegen. Der F. bevorzugt Haine und Gebüsche in der Nähe von Feldern und Wiesen und übernachtet auf Bäumen oder Büschen. Er läuft vorzüglich, fliegt schlecht, ist geistig wenig begabt, sehr leicht aus der Fassung zu bringen und wird nie recht zahm. Die Balzzeit währt von März bis Mai. Im Freien tritt der Hahn höchstens 5–6 Hennen, in Fasanerien wohl 10 Stück. Das Weibchen baut auf der Erde, im Gras oder Strauchwerk ein kunstloses Nest und legt etwa 8–15 hell olivengrüne Eier, die es in 24 Tagen ausbrütet. Die Schonzeit der Hähne ist auf Juni, Juli und August beschränkt, die Hennen haben in Preußen Schonzeit von Anfang Februar bis Ende August. Die Jagd kann auf der Suche mit dem Vorstehhund betrieben werden. Bei der Treibjagd müssen die Treiben klein sein und die Treiber, zwischen denen man Hühnerhunde suchen läßt, sehr dicht und langsam gehen, weil der F. sehr fest liegt und sich leicht drückt. – Man kann den F. wie andres Geflügel halten, erzielt dann aber keine Nachzucht, da die Henne im engern Gewahrsam wohl Eier legt, aber nicht brütet. Zu erfolgreicher Fasanenzucht ist eine Waldparzelle von 4–6 Hektar, am besten Laubholz, Mittelwald mit einzelnen alten Laubholz- und Nadelholzstämmen, jungen Nadelholzbeständen, beeren- und früchtetragenden Bäumen und Sträuchern, erforderlich; dieselbe muß auch Blößen, üppigen Graswuchs und Wasser enthalten und darf nicht in zu großer Nähe eines Dorfes oder einer Stadt liegen. Der ganze Raum (Fasanerie) muß mit einer Mauer oder mit Palisaden eingefriedigt werden. In diese Fasanerie werden mehrere Familien, je aus einem Hahn und 5–6 Hennen bestehend, versetzt, nachdem man den Hähnen, um sie am Fortfliegen zu hindern, ein Flügelgelenk abgeschnitten hat. In den wilden Fasanerien überläßt man die Tiere völlig sich selbst, läßt namentlich auch die Hennen ihre Eier an jedem beliebigen Ort ausbrüten, die Jungen von der natürlichen Mutter führen, beschützen und ernähren und sorgt nur in strengen Wintern für Fütterung. Bei der zahmen Fasanenzucht wird eine bestimmte Anzahl Fasaneneier gesammelt und durch Trut- oder kleine Haushennen ausgebrütet, worauf man die Jungen durch künstliches Futter erzieht und sie, auch wenn sie völlig erwachsen sind, zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Orte täglich füttert. Diese Methode ist auch auf einem von Mauern umgebenen Hof ausführbar, wenn man während der Legezeit die Familien durch Drahtgitter voneinander trennt. Die Fasanenhenne beginnt in der ersten Hälfte des März zu legen und liefert gegen 20 Eier. Die erste Nahrung der Jungen besteht in einem Teig von Brotkrumen, hart gekochten, klein gewiegten Eiern und frischen Ameiseneiern; nach 14 Tagen gibt man allmählich auch Weizen und nach zwei Monaten Weizen, Gerste, Buchweizen. Der F. begattet sich auch mit der Haushenne und liefert Bastarde, die kräftiger sind als der Vater, mit dem übrigen Hausgeflügel erzogen werden können, sehr zartes und wohlschmeckendes Fleisch liefern, aber nicht fortpflanzungsfähig sind. Die meisten Fasanerien finden sich in Böhmen. Den höchsten Wohlgeschmack erhält der F., wenn er im Herbst eingefangen und einige Zeit gefüttert wird. Vgl. Tegetmeier, Pheasants, natural history and practical management (3. Aufl., Lond. 1897); Cronau, Die Fasanen, Pflege und Aufzucht (Straßb. 1884); Derselbe, Der Jagdfasan, seine Anverwandten und Kreuzungen (Berl. 1902); Wittmann, Der Edelfasan (Wien 1891); weitere Schriften über Fasanenzucht von Goedde (3. Aufl., Berl. 1895), Röttiger (Leipz. 1893), Schinke (Hamb. 1894) und Hlawensky (Neudamm 1899).

Der Königsfasan (Pfeilhuhn, P. Reevesii Gray, Tafel, Fig. 4), 50 cm lang, mit 1,6 m langem Schwanz, lebt in den Gebirgen des nördlichen China, der Buntfasan (P. versicolor Vieill., Tafel, Fig. 3), kleiner als der Edelfasan, mit dem er sehr schöne, fruchtbare Bastarde erzeugt, in Japan. Der Goldfasan (P. [Thaumalea] pictus L., Tafel, Fig. 2), 85 cm lang, 65 cm breit, mit 60 cm langem Schwanz, lebt in Südtaurien, im Osten der Mongolei und in Süd- und Südwestchina, findet sich ausschließlich im Gebirge und hält sich bei uns recht gut; die Henne legt im Mai 8–20 sehr kleine gelbrote Eier, die durch Hühner ausgebrütet werden können, worauf man die Jungen wie Edelfasanen erzieht. Cuvier wollte im Goldfasan den Phönix der Mythe erblicken. Fast noch schöner ist der Diamantfasan (Amherstfasan, P. [Thaumalea] Amherstiae Leadb., Tafel, Fig. 1), 125 cm lang, mit 90 cm langem Schwanz, der höhere Gebirgsregionen in China und Tibet bewohnt. Er ist noch härter als der vorige und recht geeignet, bei uns akklimatisiert zu werden. Er erzeugt mit dem Goldfasan fruchtbare Blendlinge. Der Silberfasan (Gallophasis nycthemerus Gray), 110 cm lang, mit 67 cm langem Schwanz, langem, dickem, glänzend schwarzem Federbusch am Hinterkopf, scharlachroten Wangen, weißer, schwarz gewellter Oberseite, schwarzer, stahlblau schimmernder Unterseite und keilförmig verlängertem, dachartigem Schwanz, dessen mittlere Federn rein weiß sind; das Auge ist hellbraun, der Schnabel bläulichweiß, der Fuß lackrot. Der Silberfasan stammt aus China, wird dort, in Japan und seit dem 17. Jahrh. in Europa vielfach zahm gehalten und gedeiht sehr gut. Seiner Einbürgerung stehen seine große Rauflust und die für alles Raubzeug sehr auffällige Färbung der Oberseite entgegen. Das Weibchen legt 10–18 rotgelbe Eier und brütet sie in 25 Tagen aus. Das Fleisch ist sehr wohlschmeckend. – Über die Familie der Fasanen s. Hühnervögel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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