- Eschenmayer
Eschenmayer, Karl August (von), Naturphilosoph, geb. 4. Juli 1768 zu Neuenbürg im Württembergischen, gest. 17. Nov. 1852 in Kirchheim, studierte an der Karlsakademie und nach deren Aufhebung in Tübingen und Göttingen Medizin, war darauf praktischer Arzt in Kirchheim, Oberamtsarzt in Sulz und 1800–1811 wieder in Kirchheim, wurde 1811 außerordentlicher Professor der Philosophie und Medizin in Tübingen und 1818 ordentlicher Professor der praktischen Philosophie daselbst; seit 1836 privatisierte er in Kirchheim. Eschenmayers Philosophie läßt sich auf Kantsche Anregungen zurückführen; doch entlehnte er denselben nur eine Art allgemeinen Formalismus, um damit die Philosophie in das Gebiet der Naturwissenschaften hinüberzuleiten, ohne jedoch mit Schelling, der verwandte Richtungen einschlug, übereinzustimmen. Der Glaube soll bei E. die Spekulation ergänzen, über dem Rationalismus und Mystizismus steht noch der Supranaturalismus. Seine philosophischen Schriften: »Die Philosophie in ihrem Übergange zur Nichtphilosophie« (Erlang. 1803), »Psychologie« (Stuttg. 1817, 2. Aufl. 1822), »System der Moralphilosophie« (das. 1818), »Religionsphilosophie« (Tübing. 1818–24, 3 Bde.), »Grundriß der Naturphilosophie« (das. 1832) zeigten Hinneigung zum Mystizismus, die sich später in heftiger Polemik gegen die Hegelsche Schule und Strauß und in phantastischen Träumereien über Geistererscheinungen kundgab. Letzterer Richtung gehören an: »Konflikt zwischen Himmel und Hölle, an dem Dämon eines besessenen Mädchens beobachtet« (Tübing. 1837) und »Charakteristik des Unglaubens, Halbglaubens und Vollglaubens« (das. 1838). Mit Kieser und Nees v. Esenbeck gab er das »Archiv für den tierischen Magnetismus« (Leipz. 1817–27, 12 Bde.) heraus. Von Immermann ist er im »Münchhausen« unter dem Namen »Eschenmichel« satirisch dargestellt worden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.