- Alhámbra
Alhámbra (die »rote«, nämlich Feste), einst maur. Festung und Königsburg, das herrlichste Denkmal arabischer Baukunst in Europa, östlich von Granada, am Darro auf einer von Gärten und Parkanlagen umgebenen Anhöhe gelegen. Die ersten Bauanlagen, aus dem 9. Jahrh. stammend, wurden von Mohammed I. (1232–72) und Mohammed II. ausgebaut. 1273 ist die Hauptmasse der Festung, die Prachtbauten und innern Dekorationen aber erst im 15. Jahrh. vollendet. Karl V. zerstörte einen großen Teil der A., um ihn durch einen unvollendet gebliebenen Palast in schwerem Renaissancestil zu ersetzen. Die Schloßanlage gruppiert sich um zwei mit Bassins, Fontänen und Säulenhallen geschmückte offene Höfe. Hohe, einfache, zinnenbekrönte Mauermassen schließen die A. nach außen ab; unter den vier Toren zeichnet sich nur das hufeisenförmig gewölbte Tor der Gerechtigkeit durch reiche Arabesken aus. Durch dieses Tor gelangt man auf die Plaza de los Algibes (»Platz der Zisternen«), die westlich durch die Alcazaba, die ehemalige Zitadelle, mit zwei Türmen, darunter die eine herrliche Aussicht gewährende Torre de la Vela (»Turm der Wache«), östlich von dem Palast Karls V. begrenzt wird. Nördlich davon liegt das eigentliche maurische Königsschloß. Man betritt zunächst den 22 m breiten, 40 m langen Myrtenhof, dessen Schmalseiten von einer Säulenhalle eingefaßt werden. Dem Eingang entgegengesetzt, an der Nordseite, liegt hinter einem Vestibül in dem gewaltigen, viereckigen Comaresturm der Saal der Gesandten, ein Quadrat von 11 m, auf drei Seiten durch Fensternischen erweitert, mit Stalaktitenkuppel. Am besten erhalten sind die östlich von dem genannten Hof gelegenen Räume, und zwar der Löwenhof, so genannt nach der auf zwölf Löwen von schwarzem Marmor ruhenden Fontäne, der Saal des Gerichts, der Saal der beiden Schwestern (zwei Marmorplatten des Fußbodens), die nach der berühmten Familie der Abencerragen (s. d.) benannte Halle (s. Tafel »Architektur VII«, Fig. 3), der Vorhof der Moschee (Fig. 4), endlich eine Reihe von Baderäumen. Diese Räume sind die schönsten und glänzendsten des Schlosses, an ihren Wandflächen und stalaktierten Kuppeln mit einer unerschöpflichen Pracht buntfarbiger Ornamente überdeckt. Die spanische Regierung ließ neuerdings die A., die bis 1845 als Festung und Staatsgefängnis diente, stilgemäß restaurieren; 1890 wurde sie durch Brand beschädigt. Vgl. außer W. Irvings bekannten »Erzählungen von der A.« und den ältern Prachtwerken über die Denkmäler arabischer Baukunst in Spanien von Murphy (Lond. 1816) und Girault de Prangey (Par. 1839): O. Jones, Plans, elevations, sections and details of the A. (Lond. 1848, 2 Bde.); Junghändel, Die Baukunst Spaniens (Dresd. 1889–93); Uhde, Baudenkmäler in Spanien u. Portugal (Berl. 1889–92); Borrmann, Die A. (das. 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.