Dirschau

Dirschau

Dirschau, Kreisstadt im preuß. Regbez. Danzig, links an der Weichsel, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl-Elbing-Güldenboden, D.-Neufahrwasser und Bromberg-D., 16 m (Weichsel 3 m) ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, Denkmal Kaiser Wilhelms I., Realschule, Progymnasium, Amtsgericht, Reichsbanknebenstelle und Winterhafen. D. betreibt zwei Zuckerfabriken, Eisengießerei, Fabrikation von landwirtschaftlichen Maschinen u. Blechwaren, Biskuit- u. Waffelbäckerei, eine Dampfmahl- und 3 Dampfschneidemühlen und zählt (1900) 12,808 Einw., davon 6525 Katholiken und 314 Juden. Über die Weichsel führen zwei großartige eiserne Brücken. Die eine, eine Gitterbrücke mit 14 Türmen, wurde 1850–57 erbaut und hat eine Länge von 837 m; der Oberbau ist 12 m hoch und 7 m breit. Die 7 Pfeiler begrenzen 6 Öffnungen von einer Weite von 125 m im Lichten. Die zweite, 1888–91 erbaute Brücke liegt 50 m unterhalb der alten Brücke, hat nur 4 Türme, von denen zwei am Eingang und zwei am Ausgang stehen. Sie dient nur dem Eisenbahnverkehr, während die erstere jetzt für den Fahr- und Fußgängerverkehr bestimmt ist. – D. (Trsow, Dersowe, »Weberstadt«) wird zuerst 1198 erwähnt; Sambor I., Herzog von Pomerellen, legte hier um 1200 eine Burg an, sein Neffe Sambor II. erhob 1260 den Ort zur Stadt. 1308 eroberte der Deutsche Orden Stadt und Burg D. und zwang sämtliche Einwohner zur Auswanderung. Winrich von Kniprode verlieh der Stadt das Kulmische Recht. 1434 wurde D. von den Hussiten niedergebrannt; 1466 kam es im Frieden von Thorn unter polnische Herrschaft. 1626 wurde es von Gustav Adolf besetzt, der hier eine Schiffbrücke über die Weichsel schlug und neben derselben an der südlichen Seite Dirschaus sein Lager errichtete. In dem Gefecht bei D., 2. Sept. 1657, wurden die Polen von den verbündeten Brandenburgern und Schweden unter dem Grafen Josias von Waldeck geschlagen. Bei der ersten Teilung Polens 1772 kam die Stadt an Preußen. D. ist Geburtsort des Weltumseglers Joh. Reinhold Forster (s. d. 1). Vgl. Preuß, Dirschaus historische Denkwürdigkeiten (Danz. 1860).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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