Burns

Burns

Burns (spr. börns), 1) Robert, berühmter schott. Liederdichter, geb. 25. Jan. 1759 in der Grafschaft Ayr im südwestlichen Schottland, gest. 21. Juli 1796 in Dumfries, war der Sohn eines charakterfesten Pachters und verlebte eine Jugend voll Arbeit und Armut. Durch seine Mutter lernte er zuerst die im Volke lebenden Lieder kennen, die in seinen eignen den schönsten Widerklang finden sollten. Die ersten Bücher, die nachhaltigen Eindruck auf ihn machten, waren eine Lebensbeschreibung Hannibals und die Geschichte des schottischen Helden Wallace, die ihn mit glühender Vaterlandsliebe erfüllte. Auch die bedeutendsten Dichter Englands, besonders Pope und Shakespeare, selbst philosophische Schriften, wie von Locke und Bayle, hatte er im Alter von 16 Jahren bereits gelesen. Dies förderte ihn mehr als der Privatschulunterricht, den er bei den dürftigen Verhältnissen der Eltern empfing. Bei der Feldarbeit war es, wo sein dichterischer Genius, durch die Liebe zu einem Landmädchen geweckt, seinen ersten Flug versuchte: »Handsome Nell«. 19 Jahre alt, kam er auf die Schule zu Kirk-Oswald, einem Städtchen an der Meeresküste, um geometrische Studien zu treiben; aber diese wurden bald durch die Liebe unterbrochen. Der junge Bauernfänger, zugleich der munterste Gesellschafter, erregte die Aufmerksamkeit seiner Nachbarn und wurde in einen Strudel rauschender Vergnügungen hineingezogen. Als der Vater mit Strenge dagegen einschritt, verließ B. das väterliche Haus und errichtete mit einem Weber einen Flachshandel in Irvine. Aber sein Haus ging in Feuer auf, und sein Kredit war dahin. Nach dem Tode des Vaters (1784) fühlte B. die Verpflichtung, die Stütze der Familie zu werden, und übernahm mit seinem Bruder Gilbert eine kleine Pachtung in Mosgiel bei Mauchline, wo er viel Fleiß entwickelte, ohne jedoch, von Mißernten heimgesucht, dem Unglück wehren zu können. Die ernstere Richtung, auf die ihn die Verhältnisse geführt hatten, zeigte sich zugleich in einem geregeltern Leben wie in dem frommen Sittenbild »The Cottar's Saturday night«, aber auch in scharfen Satiren auf die orthodoxe Geistlichkeit: der Pfarrer, auf den »Holy Willie's prayer« gemünzt war, verfiel in Trübsinn. Hier, an den Ufern des Ayr, fand er jene Hochland-Mary (Mary Campbell, Milchmädchen auf demnahen Schloß Montgomery), der einige seiner schönsten Lieder gewidmet sind, und der er lebenslang (sie starb früh) das wärmste Andenken bewahrte. Doch hatte er schon vorher mit einem andern Mädchen, der schönen Jean Armour, ein Verhältnis angeknüpft, das bald vor den Augen der Welt eine Rechtfertigung durch die Ehe erheischte. B. war dazu bereit gewesen, allein die Verbindung war von seiten des streng calvinistischen Vaters, eines Maurermeisters, auf Hindernisse gestoßen. Schon hatte der verzweifelnde Dichter den Entschluß gefaßt, eine Stellung als Plantagenaufseher in Jamaika anzunehmen, als er erfuhr, daß eine Sammlung von Gedichten, die er auf Subskription hatte drucken lassen, in Edinburg begeisterten Beifall gefunden und ihm einen Reingewinn von 20 Pfd. Sterl. abgeworfen habe. B. begab sich nun nach Edinburg, wo er eine glänzende Aufnahme fand und, allgemein bewundert, über ein Jahr verweilte (1786–88). Zugleich gab er eine 2. Auflage seiner Gedichte heraus u. d. T.: »Poems chiefly in the Scottish dialect, etc.« (Edinb. 1787), die ihm 500 Pfd. Sterl. einbrachte. Endlich kehrte er in die ländliche Einsamkeit zurück, trotz pathetischer Liebesbriefe an eine Edinburger Dame (Clarinda) doch an Jean hangend, die ihm inzwischen Zwillinge geboren hatte, und die der Vater dem gefeierten Dichter jetzt nicht länger versagte. B. pachtete 1789 ein Gut bei Dumfries, in schöner, doch ungünstiger Lage und verwahrlostem Zustande; dazu nahmen ihn häufige Besuche und damit verbundene Zerstreuungen stark in Ansprach, und so kam es, daß er schon nach 31/2 Jahren die Pachtung mit großem Verlust aufgeben und sich nach einer andern Stellung umsehen mußte. Durch Vermittelung des Grafen von Glencairn erhielt er einen Posten als Zollaufseher, der ihm jährlich 70 Pfd. Sterl. einbrachte, aber begreiflicherweise seiner Neigung wenig zusagte; dazu kamen andre Widerwärtigkeiten. Trotzdem dichtete B. um diese Zeit viele schöne Lieder und schrieb politische Aufsätze für die Tagesblätter. Die ersten Ereignisse der französischen Revolution hatten ihn mächtig ergriffen, aber seine unumwunden ausgesprochene Gesinnung zugunsten derselben ließ ihn als Jakobiner erscheinen und raubte ihm die Gunst mancher vornehmen Gönner und Freunde. Auch verhehlte er nicht seine warme Liebe zu der verdrängten Dynastie der Stuarts. Die Strapazen seines Berufs und der reichliche Genuß geistiger Getränke, dem er sich im häufigen Verkehr mit den Wirten immer mehr hingab, untergruben seine Gesundheit. Eine gichtartige Krankheit nötigte ihn, seine Amtstätigkeit aufzugeben, und nach kurzem Aufenthalt in einem benachbarten Seebade starb er, 37 Jahre alt. Während des Leichenbegängnisses gebar seine Frau noch einen Sohn. Die Familie war so gut wie schuldenfrei und vermochte sich aus eigner Kraft zu erhalten. Nächst seinem Grabe ward dem Dichter schon 1815 ein Denkmal gesetzt.

B. dichtete als Lyriker nur Selbstempfundenes; seine Gedichte spiegeln seine Hoffnungen als Kind, seine Liebesneigungen als Jüngling, seine treue Anhänglichkeit an das Heimatland und an die Freiheit, seine geselligen Freuden und sein Murren gegen die politischen Mißverhältnisse. Namentlich in seinen Dialektgedichten klingt es und singt es wie in echten Volksliedern, wie er denn auch unermüdlich war im Sammeln von Volksweisen aus mündlicher Überlieferung. Auf die englische Literatur übte seine frische Natürlichkeit einen großen Einfluß aus: W. Scott und Th. Moore, die Seeschule, selbst Byron und Shelley haben von ihm gelernt. Balladen schrieb er nicht, außer komische, wie die berühmte Hexengeschichte »Tam o' Shanter«. Seine Briefe und kleinen politischen Schriften zeigen Reinheit und Leichtigkeit des Ausdrucks, Mannigfaltigkeit und Kraft. Zum Besten seiner Witwe und seiner Kinder veranstaltete sein Freund Currie eine Sammlung seiner Werke (Lond. 1800, 4 Bde.), worin jedoch mehrere seiner ausgezeichnetsten Dichtungen fehlen, die sich z. T. in den später von Cromek herausgegebenen »Relics of Robert B.« (Lond. 1808) vorfinden. Seitdem erschienen zahlreiche Ausgaben seiner Gedichte, meist mit Biographie und Noten; von Gilbert Burns, des Dichters Bruder (Glasg. 1820, 4 Bde.), von Cunningham (Prachtausg., Lond. 1834, 8 Bde.), von Pickering (das. 1830 u. 1839, mit neuem Material), von I. Macpherson (Edinb. 1896), von Henley und Henderson (mit reichen Quellennachweisen, das. 1896–97, 4 Bde.). Gedichte und Prosa vereinen R. Chambers (in chronologischer Anordnung, neue Ausg. von Wallace, 1896, 4 Bde.) und W. Scott Douglas (mit Quellennachweis, Porträten etc., Edinb. 1877–79, 6 Bde.). Deutsche Übersetzungen der Gedichte (meist in Auswahl) lieferten Ph. Kaufmann (Stuttg. 1840), Heintze (Leipz. 1859), G. Pertz (das. 1859), K. Bartsch (Hildburgh. 1865), A. Laun (3. Aufl., Brem. 1885), E. Ruete (das. 1890) u. a. Selbständige Biographien schrieben Lockhart (Edinb. 1828 u. ö., zuletzt 1890), Sharp (Lond. 1879), Blackie (1888) und Higgins (1893), Angelier, Robert B., la vie, les œuvres (Par. 1893, 2 Bde.), eine »Bibliography of BJames Mc Kie (1881). Vgl. Carlyles klassische Charakteristiken von B. in den »Essays«, B. 1, und »Heroes and heroworship«; Meyerfeld, Robert B., Studien zu seiner dichterischen Entwickelung (Berl. 1899); Molenaar, B. ' Beziehungen zur Literatur (Erlang. 1899); O. Ritter, Quellenstudien zu Robert B. (Berl. 1901).

2) John, engl. Arbeiterführer, geb. 1858 in London in ärmlichen Verhältnissen, arbeitete bis 1879 in Fabriken, zuletzt als Maschinenbauer. Seine Mußestunden verwandte er auf die Lektüre geschichtlicher und nationalökonomischer Bücher; für die sozialistischen Lehren gewann ihn ein Mitarbeiter, der nach dem Kommuneaufstand aus Paris geflüchtet war. Die Ersparnisse, die er bei einer einjährigen Arbeit in Afrika gemacht hatte, verwandte er auf eine sechsmonatige Reise durch Europa. Nachdem er in London vielfach als Redner in Arbeiterversammlungen aufgetreten war, bewarb er sich bereits 1885 um einen Sitz im Unterhaus für Nottingham, unterlag aber. Seit 1886 ist er einer der Führer der Sozialdemokraten Englands, war 1887 bei den Tumulten in London beteiligt und wurde zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. 1888 wurde er in den Londoner Grafschaftsrat gewählt; seit 1892 vertritt er den Londoner Wahlbezirk Battersea im Unterhaus.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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