Buchner

Buchner

Buchner, 1) Johann Andreas, Pharmazeut, geb. 6. April 1783 in München, gest. daselbst 5. Juni 1852, bildete sich seit 1805 in Erfurt unter Trommsdorff, ward 1809 Oberapotheker bei der Zentralstiftungsapotheke in München, 1811 Assessor beim Medizinalkomitee, 1818 Professor der Pharmazie in Landshut, 1822 Professor der Medizin daselbst, 1826 Vorstand des pharmazeutischen Instituts in München. B. gehört zu den bedeutendsten Förderern der deutschen Pharmazie, für sein Hauptwerk »Inbegriff der Pharmazie« (Nürnb. 1821, 7 Tle.), dessen Teile in mehreren Auflagen erschienen, bearbeiteten Glocker die Mineralogie, Kittel die Botanik, Goldfuß die Zoologie, B. selbst die Pharmazie, Physik, Chemie und Toxikologie. Auch gab er seit 1815 das von Gehlen begonnene »Repertorium für Pharmazie« (1. Reihe bis 1835,2. Reihe bis 1848, jede 50 Bde.) heraus.

2) Ludwig Andreas, Pharmazeut, Sohn des vorigen, geb. 23. Juli 1813 in München, gest. daselbst 23. Okt. 1897, studierte in München, Paris und Gießen, habilitierte sich 1842 als Privatdozent an der Universität zu München und wurde 1847 Professor der Pharmazie. Er war Mitverfasser und Redakteur der neuen »Pharmakopöe für Bayern« und führte seit dem Tode seines Vaters das »Neue Repertorium der Pharmazie« bis 1875 fort. 1871 wurde er in die Kommission zur Abfassung der »Pharmacopoea germanica« nach Berlin berufen, zu der er einen ausführlichen Kommentar (Münch. 1872–83, 2 Bde.; Supplementband 1885–96) schrieb.

3) Max, Forschungsreisender, geb. 25. April 1846 in München, studierte daselbst Medizin, machte 1875 eine Reise um die Welt und ging 1879 im Auftrag der Deutschen Afrikanischen Gesellschaft nach Westafrika, um dem Muata Jamvo, der Pogge bereitwillig aufgenommen hatte, Geschenke zu überbringen. Nach halbjährigem Aufenthalt in dessen Residenz versuchte er weiter nach Norden vorzudringen, mußte aber nach Malansche zurückkehren. 1884 begleitete er den Generalkonsul Nachtigal nach Westafrika, schloß mit ihm gemeinsam den Schutzvertrag mit Togoland und wurde von ihm provisorisch zum Konsul in Kamerun ernannt. Dann wurde er Direktor des ethnographischen Museums in München, besuchte 1889 im Auftrage der bayrischen Regierung die Weltausstellung in Melbourne und machte auf der Rückfahrt ethnologische Sammlungen an den Küsten des Stillen Ozeans. Er schrieb: »Reise durch den Stillen Ozean« (Bresl. 1878); »Kamerun. Skizzen und Betrachtungen« (Leipz. 1887).

4) Hans, Hygieniker, geb. 16. Dez. 1850 in München, gest. daselbst 5. April 1902, studierte in München und Leipzig Medizin, wurde 1875 Militärarzt, habilitierte sich 1880 als Privatdozent für Hygiene in München und wurde 1892 außerordentlicher, 1894 ordentlicher Professor und Vorsteher des hygienischen Instituts der Universität. B. zeigte 1877, daß der Organismus durch Entzündung, Eiterung und Fieber eingedrungener Mikroorganismen sich zu erwehren suche, er bewies 1878 an Reinkulturen von Milzbrandbakterien, daß die Fähigkeit, Krankheit zu erregen, eine beeinflußbare, veränderliche Eigenschaft der pathogenen Bakterien ist, und stellte 1882 fest, daß bei Inhalation von virulenten vegetativen Formen und von Dauerformen sich große Unterschiede in der Erkrankung der Lunge und des Gesamtorganismus ergeben. Er suchte nach entzündungerregenden Mitteln, welche die Abwehrkräfte des Organismus stärken könnten, und glaubte, ein solches Mittel im Arsen gefunden zu haben. Bei Studien über die Leukochten erkannte er, daß sie Stoffe erzeugen, die in das Blut übertreten und ihm Schutzkraft verleihen. Auch fand er, daß man Bakterien Stoffe entziehen könne, die Entzündung erregen. Er ermittelte, daß zellfreies Blutserum pathogene Bakterien vernichtet, und knüpfte diese Eigenschaft an die Gegenwart eines aktiven Eiweißkörpers, des Alexins, mit dem er auch die Auflösung der roten Blutkörperchen in Verbindung brachte. Er arbeitete auch über den Durchtritt von Infektionserregern durch die intakte Lungenoberfläche, über den Einfluß des Lichtes auf Bakterien und über die Selbstreinigung der Flüsse, auch gab er eine neue Methode zur Gewinnung von Tuberkulin an. Von allgemeiner Bedeutung ist seine Stellungnahme gegen die ontologische Behandlung der wissenschaftlichen Frage, die durch eine energetische Behandlung zu ersetzen sei. Er schrieb: »Die Nägelische Theorie der Infektionskrankheiten« (Leipz. 1877); »Eine neue Theorie über Erzielung der Infektionskrankheiten« (Münch. 1883); »Ätiologische Therapie und Prophylaxis der Tuberkulose« (das. 1883); »Die neuern Gesichtspunkte in der Immunitätsfrage« (Berl. 1892). Seit 1895 war er Mitherausgeber des »Archivs für Hygiene«.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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