Westaustralien

Westaustralien

Westaustralien (Western Australia, Westralia), britisch-austral. Staat (s. Karte »Australien«), der zwischen 13°30'-35° südl. Br., westlich zwischen 129°59'45''-113°5' gelegene Teil des Australkontinents, im N., Westen und S. umgeben vom Indischen Ozean, im O. grenzend an den Staat Südaustralien, 2,527,530 qkm groß mit (1906) 467,007 Einw. (0,2 auf 1 qkm). Den einförmigen Küsten sind zahlreiche, meist wüste Inseln vorgelagert, wie Bigge, die Bathurstinseln, der Bukanierarchipel, der Dampierarchipel, die Montebelloinseln, Barrow, Bernier, Dorre, Dirk Hartog, Rottnest, Wallaby, Pelsart, Eclipse, der Recherchearchipel. Tiefere Einschnitte mit guten Häfen finden sich an der Nordküste, wo der Cambridge- und Admiraltygolf, der Yorksund, die Brunswick- und Collierbai, der Kingsund und der Exmouthgolf tief eindringen, an der Westküste die Sharksbai mit Geographenkanal, an der Südküste King George-Sund und Esperance Bay. Hinter der meist niedrigen und sandigen, im S. aber steil aufsteigenden Küste erhebt sich das Land rasch zur Hochebenenformation. Auf dem hohen Ostrand der Hochebene erheben sich Mount Labouchère (1036 m), Mount Augustus (1091 m), Mount Bruce (1158 m), dann senkt sich das Land allmählich zu einer mit Gebüsch und Strauchwerk oder Stachelgras bedeckten, fast wasserlosen, von dürren Bergzügen durchsetzten Sandwüste, in deren südlichem Teil aber außerordentlich reiche Goldfunde gemacht sind. In diesem Gebiete tertiären Sandsteins, der das am Ostrande von Granitmassen durchbrochene paläozoische Gestein bedeckt, sind große Salzsümpfe häufig: Lake Austin, Barlee, Moore, Cow-Cowing, Lefroy, an der Grenze gegen Südaustralien Lake Macdonald. Von den Flüssen, mit selten mit Wasser gefüllten Betten und in der Regel unzugänglichen Mündungen, sind zu nennen: der Blackwood, Swan (s. Schwanenfluß), Murchison, Gascoyne, Ashburton, Fortescue, De Grey, Fitzroy (s. die Einzelartikel). Die südliche Küste ist ohne Flußlauf. Das Klima ist in dem fast allein bewohnten südwestlichen Teil warm, trocken und gesund; in Perth ist der extreme Thermometerstand 47,2 und -0,6°, der durchschnittliche Regenfall 870 mm. Die Pflanzenwelt zeigt im kleinen südwestlichen Winkel, der sich durch dichten Hochwald (Jarrahholz) auszeichnet, überraschenden Reichtum an Arten, im N. erscheinen in parkähnlichen Savannen Vertreter der tropischen Flora. Die Tierwelt ist die des übrigen Australien, im N. treten Alligatoren, an der Küste Wale, Schildkröten, die Perlmuschel auf. Die Bevölkerung (1901: 112,875 männlich, 71,249 weiblich) ohne die Ureinwohner, deren Zahl 1901 zu 205,261 angegeben wurde, nimmt sowohl durch Überschuß der Geburten (1904: 4359) wie der Einwanderung (1905: 7617) schnell zu. Die Volksbildung steht auf niedriger Stufe, 1901 waren 3,65 Proz. der über 15 Jahre alten Bevölkerung Analphabeten. Die Elementarschulen werden fast ganz von der Regierung unterhalten, die höhern, meist Privatschulen, freigebig unterstützt. Es erscheinen 46 Zeitungen. Der Religion nach waren 1901: 75,617 Anglikaner, 40,584 Katholiken, der Rest andre Protestanten, Anhänger des Konfutse u. a. Ackerbau wird nur im Südwesten betrieben, wo 1905: 132,356 Hektar unter Kultur stehen, davon 73,440 mit Weizen; auch Wein gedeiht gut. Der Viehstand betrug 1905: 97,397 Pferde, 631,825 Rinder, 3,140,360 Schafe, 74,567 Schweine, (1901) 3209 Kamele. Pferde werden von der Nordwestküste nach Indien verschifft, Perlen an der West-, Nordwest- und Nordküste gefischt. Die Industrie beschränkt sich auf Korn- und Sägemühlen, Gerbereien, Brauereien, Eisengießereien u. a. Bedeutend ist der Bergbau auf Gold im südlichern Teile der Kolonie, wo die Goldfelder von Yilgarn, die sehr reichen von Coolgardie (Coolgardie, East-Coolgardie und North-East-Coolgardie nebst Kalgoorlie), von Dundas (s. die Einzelartikel) liegen, sowie im mittlern und westlichen Teile, wo die von Murchison (s. d.), Mount Margaret, East Murchison, Peak Hill, Pilbarra und West-Pilbarra, Yalgoo, Ashburton und Gascoyne zu nennen sind, gegen die das wenig ergiebige Goldgebiet im nördlichen Kimberley (s. d.) und die neuerschlossenen Goldfelder des Südens, Philipps River und Donnybrook, weit zurücktreten; 1894 wurden 207,131 und 1906: 1,794,432 Unzen Gold im Werte von 7,693,000 Pfd. Sterl. gewonnen. Dazu kommen Zinn, Kohlen, Kupfer. Der Handel geht zumeist über Fremantle und Albany (s. d.). Bunbury an der Geographenbai führt Zinn, Jarrah- und Sandelholz, Geraldton (s. d.) Gold, Kupfer, Blei und Wolle, Roeburne Wolle, Perlen, Pferde aus. Die Einfuhr betrug 1905: 6,481,874 Pfd. Stert., die Ausfuhr 9,871,019 Pfd. Sterl., der Schiffsverkehr 3,667,483 Ton. Die Postdampfer laufen Fremantle (s. d.) an. Die Eisenbahnen, sämtlich im SW., hatten 1906 eine Länge von 3720 km. Die Post beförderte durch 243 Ämter 15,587,959 Briefe und Postkarten und 8,578,410 Zeitungen, die Telegraphen mit 9976 km Linien 1,528,593 Telegramme. Die Kolonie, bis 1890 Kronkolonie, hat eine Repräsentativverfassung mit einem von England ernannten Gouverneur, Oberhaus und Unterhaus mit 30 und 50 Mitgliedern. Die Einnahmen betrugen 1906: 3,532,007, die Ausgaben 3,595,606, die öffentliche Schuld 18,058,553 Pfd. Sterl. Zur Verteidigung der Kolonie dient ein Freiwilligenkorps von 659 Mann, ferner 62 Reguläre. Hauptstadt ist Perth (s. d. 2) mit ((903) 44.373 Einw. Die Kolonisation wurde 1826 durch Entsendung einer Abteilung von Soldaten und Sträflingen von Sydney nach King George-Sund begonnen. Eine englische Gesellschaft erhielt 1829 große Landschenkungen und führte viele Kolonisten ein, hatte aber keinen Erfolg, so daß sie 1850 um Überweisung von Sträflingen bat, von denen bis 1868 gegen 10,000 (nur Männer) eingeführt wurden. Danach wurde die weitere Einführung von Verbrechern eingestellt. Da außerdem die zahlreichen Forschungsreisen (von W. selbst quer durch die innern Wüsten nach Südaustralien oder von dort in umgekehrter Richtung nach W.) den allergrößten Teil nur als hoffnungslose Wüste erscheinen ließen, so entwickelte sich W. langsam, bis 1887 größere Mengen Goldes gefunden wurden. Gouverneur ist seit 1903 der Admiral Sir Frederick Bedford. S. Australien, Entdeckungsgeschichte. Vgl. Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 2 (Leipz. 1883); Hart, Western Australia (Perth 1894); Mennell, The coming colony (Lond. 1894); Calvert, Western Australia, its history and progress (das. 1894) und My fourth tour in West Australia (das. 1897, neue Ausg. 1901); D. W. Carnegie, Spinifex and Sand. A narrative of fife years pioneering and exploration in Western Australia (das. 1899); May Vivienne, Travels in Western Australia (das. 1902); Sievers, Australien und Ozeanien (2. Aufl., Leipz. 1092); Charleton, Gold mining and milling in Western Australia (Lond. 1903); Diels, Die Pflanzenwelt von W. (Leipz. 1906); »Yearbook of Western Australia« (Perth).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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