- Weihen [2]
Weihen (Milvinae), Unterfamilie der Falken (Falconidae), gestreckt gebaute Tiere mit kleinem oder mittelgroßem Kopf, kurzem Hals, schwachem, von Grund an gebogenem, langhakigem Schnabel, langen, spitzen Flügeln, meist langem, oft gegabeltem Schwanz, langen und schwachen oder kurzen und derben Läufen, stets kurzen Zehen und kurzen, spitzen Krallen. Sie fliegen vortrefflich, sind raubgierig, leben gesellig oder paarweise und nähren sich von kleinen Tieren. Beide Geschlechter scheinen zu brüten; die Weibchen sind größer als die Männchen. Der schwarze Milan (Schmarotzermilan, Waldgeier, Milvus Korschun Gm., M. migrans Rchw.). 58 cm lang, 145 cm breit (Weibchen), ist an Kopf, Kehle und Hals weißlich, dunkel graubraun gestrichelt, auf der Brust rötlichbraun mit dunklerer Längszeichnung, auf dem Bauch und an den Hosen rostbraun mit schwarzen Schaftstrichen, auf den Schultern, dem Rücken und den Flügeldeckfedern dunkelbraun mit schmalen, hellen Säumen an den Federn, am Schwanz braun mit schmalen, schwarzen Querbinden und hell fahlgrauem Saum. Er bewohnt Mittel- und Südeuropa und Mittelasien, erscheint im Westen seltener oder nur auf dem Zuge, weilt bei uns von März bis Oktober und geht im Winter bis Südafrika. Er lebt in der Ebene, besonders in Wäldern mit benachbarten Gewässern, fliegt außerordentlich schön, ist feig, aber höchst zudringlich und nötigt andre Raubvögel durch beständige Belästigungen, ihm die bereits erhobene Beute zuzuwerfen. Er frißt namentlich Mäuse, Ratten, Hamster, junge Hafen, Maulwürfe, Fische, Frösche und Aas, raubt aber auch Küchlein und andres Federvieh. Er nistet auf hohen Waldbäumen, am liebsten in Reiherhorsten, und legt Mitte April 3–4 gelbliche oder gräulichweiße, braun marmorierte oder dicht gefleckte Eier. Wegen seiner Räubereien gilt er als überwiegend schädlich. Im Käfig wird er sehr zahm. Der Gabelweih (Königsweih, Königsmilan, roter Milan, Rötel-, Rüttelweih, Hühner-, Gabelgeier, Gabelschwanz, M. milvus L., M. ictinus Sar., s. Tafel »Raubvögel«, Fig. 5), 72 cm lang, 150 cm breit, ist rostrot, mit schwarzbraunen Schaftstrichen und Schaftflecken, am Kopf und Hals weiß, braun gestreift, an den Schwingen schwarz, die Schwanzfedern rostrot, die äußern schwärzlich, an der Spitze schmal weiß gesäumt. Er findet sich von Spanien bis Südschweden und Sibirien, weilt bei uns von März bis Oktober, bleibt auch einzeln in gelinden Wintern in der Heimat und reist in Gesellschaften von 50–200 Stück bis Innerafrika. Er bevorzugt die Ebene, ist klug, aber träge, ziemlich schwerfällig, sehr feig, aber dreist. Seine Nahrung besteht aus kleinen Säugetieren, jungen Vögeln, Reptilien, Fischen, Insekten, Würmern; doch raubt er auch Küchlein, junge Hafen, Rebhühner und jagt den Edelfalken ihre Beute ab. Durch jenes wird er schädlich, nützlich aber durch Vertilgung zahlloser Mäuse und schädlicher Insekten. Er nistet Mitte April bis Mitte Juni auf hohen Bäumen und legt 2–3 blauweißliche, rötlich gefleckte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 35). In der Gefangenschaft wird er sehr zahm, brütet Hühnereier aus und pflegt die Küchlein; frisch eingefangen, stellt er sich tot. Der Wespenbussard (Bienen-, Honigfalke, Sommermauser, schuppiger Mauser, Pernis apivorus L.). 62 cm lang, 140 cm breit, wechselt im Gefieder stark ab, ist oft einfarbig braun, am Kopf graublau, mit mehreren Binden auf dem Schwanz, oft an der Unterseite weiß gefleckt oder weiß mit braunen Querflecken. Er bewohnt Nord- und Mitteleuropa, Westsibirien, weilt bei uns von Ende April bis September und wandert einzeln oder in kleinen Gesellschaften bis Südafrika. Er geht ziemlich gut, fliegt langsam und schwerfällig, ist träge und feig, nährt sich von Insekten, namentlich Wespen, Bienen, Hummeln, von Fröschen, Eidechsen, Mäusen, plündert auch Vogelnester und scharrt Immennester aus, ist jedoch überwiegend nützlich. Er bevorzugt die Ebenen und Laubwälder, nistet Ende Mai und Juni auf den untern Ästen großer Bäume und legt 2–4 gelbweiße oder braunrote, marmorierte Eier (s. Tafel »Eier I«, Fig. 40). In der Gefangenschaft ist der Wespenbussard höchst unterhaltend.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.