- Vierordt
Vierordt, 1) Karl von, Physiolog, geb. 1. Juli 1818 zu Lahr in Baden, gest. 22. Nov. 1884, studierte seit 1836 in Heidelberg, Göttingen, Berlin, ließ sich 1841 in Karlsruhe als Arzt nieder, wurde 1843 Oberchirurg im großherzoglichen Leibinfanterieregiment, 1849 außerordentlicher Professor der theoretischen Medizin in Tübingen, 1853 ordentlicher Professor der Physiologie und Direktor des physiologischen Instituts daselbst und trat 1884 in den Ruhestand. V. war einer der Begründer der neuern Experimentalphysiologie und übte durch die Auffindung neuer registrierender Methoden einen tiefgreifenden Einfluß auf die Forschung aus. Er schuf eine rationelle Physiologie des Atmens, zählte zuerst die Blutkörperchen, erfand den ersten Sphygmographen und begründete die Physiologie des Kindesalters. Auch schuf er die quantitative Spektralanalyse. Er schrieb: »Physiologie des Atmens« (Karlsr. 1845); »Die Lehre vom Arterienpuls in gesunden und kranken Zuständen« (Braunschw. 1855); »Die Erscheinungen und Gesetze der Stromgeschwindigkeiten des Blutes« (Frankf. 1858); »Grundriß der Physiologie des Menschen« (das. 1860; 5. Aufl., Tübing. 1877); »Die Anwendung des Spektralapparates zur Photometrie der Absorptionsspektren und quantitativen chemischen Analyse« (Tübing. 1873); »Die quantitative Spektralanalyse in ihrer Anwendung auf Physiologie, Physik, Chemie und Technologie« (das. 1876); »Physiologie des Kindesalters« (im 1. Bd. von Gerhardts »Handbuch der Kinderkrankheiten«, 2. Aufl., das. 1881); »Die Schall- und Tonstärke und das Schallleitungsvermögen der Körper« (das. 1885, mit Biographie). 1850–56 gab er das »Archiv für physiologische Heilkunde« heraus.
2) Heinrich, Dichter, geb. 1. Okt. 1855 in Karlsruhe, studierte deutsche Philologie in Berlin, Leipzig und Heidelberg, wo er 1881 zum Doktor promoviert wurde, machte Reisen nach Italien, Frankreich, den skandinavischen Ländern, Österreich-Ungarn, Holland, England und lebt als freier Schriftsteller in seiner Vaterstadt. Er schrieb: »Gedichte« (Karlsr. 1879; 2. Ausg., Heidelb. 1899); »Akanthusblätter«, Dichtungen aus Italien und Griechenland (Heidelb. 1888); »Vaterlandsgesänge« (das. 1890, 2. Aufl. 1903); »Fresken« (das. 1901); »Gemmen und Pasten. Tagebuchblätter aus Italien« (das. 1902); »Meilensteine. Dichtungen aus dem Leben« (das. 1904); »Kosmoslieder« (das. 1905). Seine »Ausgewählten Dichtungen« erschienen (Heidelb. 1906) mit einem Vorwort von Ludwig Fulda. V., der die Poesie des Südens besonders glücklich zu feiern verstand, hat doch auch prächtige Heimatklänge angestimmt und durchweg sich durch Vornehmheit der Form ausgezeichnet.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.