Druckschäden

Druckschäden

Druckschäden, Beschädigungen an Reit- und Zugtieren durch den Druck des Sattels (Satteldruck), bez. des Geschirrs (Geschirrdruck). Der vom Reiter belastete Sattel sowie das Geschirr beim Ziehen schwerer Lasten üben auf die betreffenden Körperteile einen mächtigen Druck aus, der jedoch keine nachteiligen Folgen hat, wenn die Last richtig verteilt ist, Sattel und Geschirr gut passen und fest an der richtigen Stelle aufliegen. Andernfalls kommt es zu Wundscheuerung der Haut und zu Quetschungen derselben sowie der tiefer liegenden Teile, besonders an solchen Körperstellen, wo die Haut gegen harte Knochen (z. B. am Widerrist gegen die Wirbeldornfortsätze) gepreßt wird. Der Sattel muß die Last auf eine möglichst große Fläche gleichmäßig verteilen und soll der Form des Rückens, namentlich des Widerrists des Pferdes entsprechend gepolstert sein, sogar Veränderungen im Nährzustande des Pferdes angepaßt werden. Der Sattel darf ferner nicht zu weit nach vorn auf dem Widerrist liegen und nicht rutschen; die unter ihm liegende Decke darf keine Falten bilden. Auch schiefer und vornübergeneigter Sitz des Reiters bewirkt Satteldruck. Manche Pferde aber neigen besonders zu Satteldruck infolge fehlerhaften Baues (schlechter Sattellage), empfindlicher Haut, starken Schwitzens; auch kleine Knötchen, Schorfe und Narben in der Haut können Satteldruck bedingen. Nach jedem längern Ritt sind die Pferde auf D. zu untersuchen. Nach 1/2–1 Stunde, während welcher Zeit der Sattel liegen bleiben soll, treten Quetschungen als derbe, wenig schmerzhafte, warme, scharf begrenzte Anschwellungen hervor; liegt die Quetschung tiefer, so ist die Schwellung weniger abgegrenzt und schmerzhafter; hat der Sattel gescheuert, so ist die Haut wund und das Haar abgerieben. In der Regel werden die Quetschungen durch passende Behandlung in 24 Stunden, höchstens einigen Tagen beseitigt; tiefere Quetschungen beanspruchen 8–14 Tage. Zu empfehlen ist sogleich Kühlen (Eisbeutel), nach 24 Stunden feuchtwarme (Prießnitzsche) Umschläge; Scheuerstellen werden mit Jodoformvaseline, Bleisalbe etc. bestrichen. Gelingt hierdurch die Beseitigung nicht, so ist tierärztliche Hilfe erforderlich. Wird bei erheblichen Quetschungen die Behandlung unterlassen und das Pferd von neuem geritten, so können trockner Hautbrand (Nekrose) und Eiterung sich entwickeln. Am Widerrist bildet sich dabei häufig durch Eitersenkung die langwierige, oft unheilbare Widerristfistel. Geschirrdruck entsteht beim Pferde bei hartem oder schlecht passendem Geschirr sowie bei schlecht gebauter und magerer Brust, besonders an der Vorderfläche der Schultergelenke; die Behandlung ist dieselbe wie beim Satteldruck. Soll das Pferd weiterarbeiten, so muß das Geschirr verbessert und gleichzeitig so aufgepolstert werden, daß es auf der verletzten Stelle überhaupt nicht aufliegt. Durch das Riemenzeug des Geschirrs wird besonders an den Seiten des Brustkorbes, dem Schwanz etc. Scheuerung der Haut erzeugt. Häufig bilden sich bei Pferden in der Geschirrlage harte Geschwülste aus, die durch Eindringen eines pflanzlichen Parasiten, Botryomyces (s. d.), in die wundgescheuerte Haut entstehen. Ein besonderer Druckschaden ist die bei Pferden sehr häufige Brustbeule (s. d.) sowie die Genickbeule (s. d.). Beim Zugrind werden D. am Halse durch das Halsjoch und an der Stirn durch das Stirnjoch erzeugt, die wie beim Pferde Behandlung und Aussetzen der Arbeit erfordern. Hierher gehört auch das tiefe Einschneiden der Stallketten in den Nacken, besonders bei ungebärdigen Bullen; die Ketten können schließlich die Haut vollkommen durchreiben und in derselben verschwinden, wodurch dauernde Eiterung unterhalten wird. Über Stollbeule, Piephacke und Knieschwamm s. diese Artikel.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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