Tischbein

Tischbein

Tischbein, deutsche Künstlerfamilie: Johann Valentin, geb. 1715 zu Haina in Kurhessen, malte Landschaften und Dekorationen und starb 1767 als Hofmaler in Hildburghausen. Johann Heinrich, der Ältere, Bruder des vorigen, geb. 3. Okt. 1722 in Haina, gest. 22. Aug. 1789 in Kassel, ging 1743 nach Paris, wo er sich bei Vanloo bildete, 1748 nach Italien und ward später Hofmaler, dann Akademiedirektor in Kassel. Viele seiner vom Geiste des Rokokostils erfüllten Arbeiten, meist mythologischen Inhalts, finden sich im Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel. Am besten sind seine Bildnisse. Auch seine Brüder Johann Jakob, gest. 1791 in Lübeck, und Anton Wilhelm, gest. 1804 als Hofmaler in Hanau, erwarben sich einen Namen, jener durch staffierte Landschaften und Tierstücke, dieser durch historische Darstellungen, Genrebilder und Bildnisse.

Johann Heinrich Wilhelm, der Neapolitaner genannt, Neffe der vorigen, geb. 15. Febr. 1751 in Haina, gest. 26. Juli 1829 in Eutin, der bedeutendste der Familie, bildete sich unter Leitung seines Oheims Joh. Jakob. T. in Hamburg und war dann in den Niederlanden, in verschiedenen deutschen Städten, 1779–81 in Italien, dann in Zürich, seit 1783 wieder in Rom und seit 1787 in Neapel tätig, wo er 1790 als Direktor der Malerakademie angestellt ward; doch kehrte er bald darauf nach Deutschland zurück und lebte abwechselnd in Hamburg und Eutin. Von seinen Arbeiten ist am bekanntesten das Bildnis Goethes auf den Ruinen des alten Rom (Frankfurt, Städelsches Institut); außerdem sind hervorzuheben: Konradin von Schwaben und Friedrich von Österreich wird beim Schachspiel das Todesurteil verkündigt; Christus und die Kindlein, für die Ansgariikirche zu Bremen; der wütende Ajax, die Kassandra von der Statue der Pallas wegreißend; der Einzug Benningsens in Hamburg (Hamburger Kunsthalle). Unter den von ihm herausgegebenen und zum Teil mit Radierungen ausgestatteten artistischen Werken sind zu erwähnen: »Têtes de différents animaux, dessinées d'après nature« (Neap. 1796, 2 Bde.), »Sir Will. Hamilton's collection of engravings from antique vases« (das. 1791–1809, 4 Bde.) und sein berühmtestes Werk: »Homer, nach Antiken gezeichnet«, mit Erläuterungen von Heyne (Heft 1–6, Götting. 1801–04) und Schorn (Heft 7–11, Stuttg. 1821–23). Vgl. seine Selbstbiographie: »Aus meinem Leben« (hrsg. von Schiller, Braunschw. 1861, 2 Bde.); Alten, Aus Tischbeins Leben und Briefwechsel (Leipz. 1872).

Johann Friedrich August, Sohn Joh. Valentin Tischbeins, geb. 1750 in Maastricht, gest. 21. Juni 1812 in Heidelberg, als Familienporträtmaler aus gezeichnet, bereiste Frankreich und Italien, ward dann Hofmaler in Arolsen und lebte hierauf einige Zeit in Holland, seit 1795 aber zu Dessau und ward 1800 Ösers Nachfolger als Direktor der Akademie in Leipzig. Sein Sohn Karl Wilhelm, geb. 1797 in Dessau, gest. 13. Febr. 1855 in Bückeburg, wurde in Dresden gebildet, ward 1825 Professor der Zeichenkunst an der Universität Bonn und 1828 Vorsteher einer Zeichenschule und Aufseher über die fürstlichen Sammlungen zu Bückeburg. Beifall fanden sein Besuch Egmonts bei Klärchen und mehrere Städteansichten. Vgl. E. Michel, Étude biographique sur les T. (Lyon 1881).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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