Tennyson

Tennyson

Tennyson (spr. ténniß'n), 1) Alfred, engl. Dichter, geb. 6. Aug. 1809 zu Somerby in Lincolnshire als vierter Sohn eines Geistlichen, gest. 6. Okt. 1892 in Aldworth, studierte in Cambridge und gab bereits 1827 anonym mit seinem Bruder Charles die »Poems by two brothers«, dann 1830 die Sammlung »Poems, chiefly lyrical« und 1833 einen zweiten Band Gedichte heraus, die aber alle wenig Beifall fanden. Erst mit den zwei Bänden »Poems« (1842), die zum Teil Überarbeitungen früherer Poesien, zum Teil Neues enthielten, hatte T. Erfolg, darunter besonders mit »Morte d'Arthur«, »Godiva« (deutsch von Feldmann, 2. Aufl., Hamb. 1872), »The May Queen«, »The gardener's daughter«, »Locksley Hall« (deutsch von Freiligrath). Schon hier ergreift T. durch die Tiefe der Gedanken, besticht er durch die Feinheit der Form. Auch erweist er sich durch die innere Auffassung wie durch die äußere Gestaltung als durchaus nationaler Dichter. Tennysons nächstes Werk: »The princess, a medley« (1847), das reizende lyrische Bestandteile hat, ist halb realistisch, halb phantastisch gehalten. 1850 gab er wohl sein bedeutendstes Gedicht, die Totenklage: »In memoriam« (deutsch von Waldmüller, 5. Aufl., Dresd. 1896; von Feis, Straßb. 1898), heraus, das, dem Andenken an einen verstorbenen Freund (Arthur Hallam, den Sohn des Historikers) gewidmet, das Seelenleben des Dichters entfaltet. Stürmischen Beifall erweckte der inzwischen (1850) zum Poet laureate ernannte Dichter mit der gewaltigen Gelegenheitsdichtung »Charge of the light brigade« (Dezember 1854) dank ihrer patriotischen Begeisterung und vollendeten Kunst. Es folgte die berühmte Liebesdichtung »Maud« (1855; deutsch von F. W. Weber, 3. Aufl., Paderb. 1900). Mit den »Idylls of the king« (1859; deutsch von Feldmann, 3. Aufl., Dresd. 1896), einem auf den sagenhaften Britenkönig Artur bezüglichen Romanzenzyklus, schuf T. sein Hauptwerk. Es fand mehrfache Ergänzungen durch die Bände: »The Holy Grail« (1869), »Gareth and Lynette« und »The last tournament« (1872), »Balin and Balan« (1885). Als Ganzes eine tiefsinnige Allegorie vom Kampf der Seele mit den Sinnen zeichnet sich diese vornehme Dichtung durch eine Fülle von Einzelschönheiten aus. Zwischen das Erscheinen der Artur-Idyllen fällt die ergreifende Schifferdichtung »Enoch Arden« (1864; deutsch von Strodtmann, s. unten, von Feldmann, Eichholz, F. W. Weber, R. Waldmüller, 40. Aufl., Dresd. 1897, u. a.). Später versuchte er sich mit wechselndem Erfolg im Drama mit »Queen Mary« (1875) und »Harold« (1876; deutsch vom Grafen Wickenburg, Hamb. 1880), »The Falcon« (1879), »The Cup« (1881), »The promise of May« (1882) und »Becket« (1884). Weitere Veröffentlichungen Tennysons sind: »The lover's tale« (1879), »Ballads, and other poems« (1880), »Tiresias« (1885), »Locksley Hall, sixty years after« (1886; deutsch von Esmarch, Gotha 1888; von Feis, Hamb. 1888) und »Demeter, and other poems« (1889), darunter das berühmte »Crossing the bar«. Tennysons poetische Begabung ist vorwiegend lyrisch; das epische Feld erkämpft er sich, wenn auch erfolgreich; im Drama versagt er. In seiner Lyrik glänzt er vor allem als vollendeter Formkünstler, erwärmt aber auch durch die Innigkeit, sei es der stimmungsvollen Landschafts- oder Seelenschilderung. Er erreicht diese Stimmungskraft in eng nationaler Beschränkung. Er ist nur Engländer, als solcher aber echt und groß. 1884 wurde er zum Peer ernannt. Die letzte Gesamtausgabe: »The works of Alfred Lord T., Poet Laureate«, erschien 1897 in 12 Bänden; »Dramatic works« zuletzt 1898 in 5 Bänden. Ausgewählte Dichtungen von T. in deutscher Übersetzung gaben Freiligrath (in den »Englischen Gedichten aus neuerer Zeit«, Stuttg. 1846), Hertzberg (Dessau 1854) und Strodtmann (Hildburgh. 1867; dann in Meyers Volksbüchern) heraus. Letztere Ausgabe enthält auch das Gedicht »Enoch Arden«. Biographische und kritische Schriften über T. veröffentlichten Van Dyke (1890 u. ö.), Napier (1892), Walters (1893), Gwynn (1899), Brooke (1900), Sneath (1900), A. Lang (1901), Waugh (1902), Lyall (1902), der Franzose Ragey (Par. u. Lyon 1899) u. a. Die grundlegende und vielfach abschließende Biographie ist: »Alfred Lord T. A memoir by his son« (1897, 2 Bde.; neue Ausg. in 1 Bd. 1905). Von deutschen Werken sind zu nennen: Köppel, Lord T. (Berl. 1899); Th. A. Fischer, Leben und Werke A. Lord Tennysons (Gotha 1898) und Tennysonstudien (Leipz. 1904); Dyboski, Tennysons Sprache und Stil (Wien 1907). Vgl. Luce, Handbook to the works of Alfred Lord T. (Lond. 1895); Rawnsley, Memories of the Tennysons (das. 1900).

2) Lord Hallam, ältester Sohn des vorigen, geb. 11. Aug. 1852, war 1899 bis Juli 1902 Gouverneur von Südaustralien und 9. Jan. 1903 bis 21. Jan. 1904 Generalgouverneur des australischen Commonwealth. Er schrieb ein zweibändiges Werk über seinen Vater (s. oben).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Tennyson — may refer to:People*Alfred Tennyson, 1st Baron Tennyson, poet *Emily Tennyson, Baroness Tennyson, wife of Alfred Tennyson *Charles Tennyson Turner, brother of Alfred Tennyson *Frederick Tennyson, brother of Alfred Tennyson *Emilia Tennyson,… …   Wikipedia

  • TENNYSON (A.) — Alfred Tennyson est sans conteste la figure majeure de la poésie victorienne. Browning, plus complexe, plus difficile, reste son brillant second. De 1850 à 1892, lord Tennyson fut le porte parole officiel de la nation britannique; la reine… …   Encyclopédie Universelle

  • Tennyson —   [ tenɪsn], Alfred, 1. Baron (seit 1884), genannt A. Lord Tennyson, englischer Dichter, * Somersby (County Lincolnshire) 6. 8. 1809, ✝ Aldworth House (bei Haslemere, County Surrey) 6. 10. 1892; Sohn eines Pfarrers, studierte 1828 31 in… …   Universal-Lexikon

  • Tennyson — Tennyson, WI U.S. village in Wisconsin Population (2000): 370 Housing Units (2000): 143 Land area (2000): 0.421083 sq. miles (1.090601 sq. km) Water area (2000): 0.000000 sq. miles (0.000000 sq. km) Total area (2000): 0.421083 sq. miles (1.090601 …   StarDict's U.S. Gazetteer Places

  • Tennyson — ist der Familienname folgender Personen: Alfred Tennyson (1809 1892), englischer Schriftsteller Siehe auch: Tennyson (Indiana), eine Stadt in Indiana Tennyson (Wisconsin), eine Stadt in Wisconsin Baron Tennyson Diese Seite ist eine …   Deutsch Wikipedia

  • Tennyson, IN — U.S. town in Indiana Population (2000): 290 Housing Units (2000): 111 Land area (2000): 0.251062 sq. miles (0.650248 sq. km) Water area (2000): 0.000000 sq. miles (0.000000 sq. km) Total area (2000): 0.251062 sq. miles (0.650248 sq. km) FIPS code …   StarDict's U.S. Gazetteer Places

  • Tennyson, WI — U.S. village in Wisconsin Population (2000): 370 Housing Units (2000): 143 Land area (2000): 0.421083 sq. miles (1.090601 sq. km) Water area (2000): 0.000000 sq. miles (0.000000 sq. km) Total area (2000): 0.421083 sq. miles (1.090601 sq. km) FIPS …   StarDict's U.S. Gazetteer Places

  • Tennyson — [ten′i sən] Alfred 1st Baron Tennyson 1809 92; Eng. poet: poet laureate (1850 92): called Alfred, Lord Tennyson Tennysonian [tensō′nē ən] adj …   English World dictionary

  • Tēnnyson — (spr. Tenniss n), Alfred, geb. um 1810 in Lincolnshire, englischer Dichter, studirte in Cambridge; seine ersten poetischen Versuche 1830 u. 1833 wurden von der Kritik sehr ungünstig aufgenommen, daher er über 10 Jahre schwieg; desto größere… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Tennyson — (spr. nĭs n), Alfred, Lord, engl. Dichter, geb. 6. Aug. 1809 zu Somerby (Lincoln), 1850 engl. Hofdichter, 1884 als Baron T. von Aldworth und Farringford zum Peer erhoben, gest. 6. Okt. 1892 in Aldworth; schrieb: »The Princess« (1847), »Idylls of… …   Kleines Konversations-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”