- Strodtmann
Strodtmann, Adolf, Dichter und Schriftsteller, geb. 24. März 1829 in Flensburg, gest. 17. März 1879 in Steglitz bei Berlin, Sohn des auch als Dichter bekannten Pädagogen Sigismund S. (1797–1888; »Dichtungen«, 2. Aufl., Hamb. 1888), beteiligte sich 1848 als Kieler Student an der Erhebung seines Heimatlandes, ward in einem der ersten Gefechte verwundet und fiel in dänische Gefangenschaft. Befreit, gab er seine »Lieder eines Gefangenen auf der Dronning Maria« (Hamb. 1848) heraus, setzte seine Studien in Bonn fort, wo er zu Kinkels Schülern gehörte. Seiner Teilnahme an dessen politischem Martyrium gab er im »Lied vom Spulen« Ausdruck und wurde infolgedessen von der Universität relegiert (das Lied nahm er später in seine »Gedichte« auf); darauf publizierte er die radikalen »Lieder der Nacht« (Bonn 1850). S. ging zunächst nach Paris und London, wo er die Biographie »Gottfried Kinkel« (Hamb. 1850, 2 Bde.) schrieb; dann begab er sich 1852 nach Amerika und war dort als Journalist in New York und Philadelphia tätig. 1856 ließ er sich in Hamburg nieder, wo er 1863–64 die Monatsschrift »Orion« herausgab. Der poetischen Erzählung »Rohana, ein Liebesleben in der Wildnis« (Hamb. 1857; 2. Aufl., Berl. 1872) folgten seine »Gedichte« (Leipz. 1858; 3. Aufl. 1878. in Reclams Universal-Bibliothek), »Ein Hohes Lied der Liebe« (Hamb. 1858) und die Zeitgedichte »Brutus, schläfst du?« (das. 1863). Gleichzeitig widmete sich S. dem eingehenden Studium Heines, von dessen Werken er eine Gesamtausgabe (Hamb. 1861–66, 21 Bde.) veranstaltete, der er Heines »Letzte Gedichte und Gedanken« (das. 1869) folgen ließ. Im Zusammenhang damit stand sein biographisches Buch »Heinrich Heines Leben und Werke« (Berl. 1869, 2 Bde.; 3. Aufl. 1884). 1870 begleitete S. als Korrespondent mehrerer großer Zeitungen die dritte deutsche Armee auf ihrem Siegeszug nach Frankreich und veröffentlichte aus den Eindrücken dieser Tage: »Alldeutschland in Frankreich hinein!« (Berl. 1871). Nach dem Feldzug ließ er sich in Steglitz bei Berlin nieder. Als poetischer Übersetzer hatte er zuerst eine Anzahl Gedichte neuerer amerikanischer Lyriker meisterhaft übertragen; es folgten dann: »Die Arbeiterdichtung in Frankreich« (Hamb. 1863); »Armes Frankreich. Zeitgedichte von A. Rogeard« (das. 1865); »Tennysons ausgewählte Dichtungen« (Hildburgh. 1868); »Shelleys Dichtungen« (das. 1867, 2 Bde.); die »Amerikanische Anthologie« (das. 1870) sowie zahlreiche Übersetzungen prosaischer Werke, darunter Montesquieus »Persische Briefe« (Berl. 1866), W. H. Dixons »Frei-Rußland« (das. 1870, 2 Bde.), G. Eliots »Daniel Deronda« (das. 1876–77), Brandes' »Hauptströmungen der Literatur des 19. Jahrhunderts« (das. 1872 bis 1876, 4 Bde.) und die Lessing-Biographie von J. Sime (das. 1878). Auch kritisch und literarhistorisch vielfach tätig, veröffentlichte er: »Das geistige Leben in Dänemark« (Berl. 1873); »Briefe von und an Gottfried August Bürger« (das. 1874, 4 Bde.); »Dichterprofile. Literaturbilder aus dem 19. Jahrhundert« (Stuttg. 1878).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.