- Waldmüller
Waldmüller, 1) Ferdinand, Maler, geb. 15. Jan. 1793 in Wien, gest. daselbst 23. Aug. 1865, besuchte kurze Zeit die Akademie in Wien, erwarb seinen Lebensunterhalt durch Ausführung von Porträten und wurde 1811 auf drei Jahre Zeichenlehrer im Hause des Grafen Gyulay in Agram. Er siedelte dann wieder nach Wien über, warf sich hier mit Eifer auf das Kopieren älterer Meister und malte nun wieder Porträte, darunter das des Kaisers Franz. Später fand er den Schwerpunkt seines Talentes in der Genremalerei und schilderte in zahlreichen Bildern mit seinem Farbensinn, tiefem Naturverständnis und zarter humoristischer Empfindung zumeist das Leben der Bauern in Niederösterreich. Von seinen Hauptwerken dieser Gattung besitzt die Wiener Moderne Galerie: Johannesandacht (1844), Großvaters Geburtstag (1845), die Pfändung (1847), Abschied eines Konskribierten (1858), Abschied der Frau Patin, die Nachbarn (1859), die Gratulanten (1861), Kirchgang im Frühling, Abschied der Braut (1863), das Wiener Hofmuseum: Christbescherung in der Bauernstube (1844), das Breslauer Museum: die Adoption (1849), die Berliner Nationalgalerie: Heimkehr von der Kirchweih. Die in den letzten Jahren des Meisters entstandenen unter diesen Bildern sind im Freien bei hellstem Sonnenschein gemalt. Von seinen Bildnissen, deren die Moderne Galerie in Wien mehr als ein Dutzend, die Berliner Nationalgalerie drei besitzt, seien das Selbstbildnis von 1828 im Wiener Hofmuseum, der Schiffsmeister Feldmüller im roten Frack und Fürst André Razumowsky, von seinen Landschaften die Praterlandschaft in der Nationalgalerie hervorgehoben. W. war Professor an der Wiener Akademie und Kustos der Lambergschen Gemäldesammlung. Er wurde aber infolge einer 1846 herausgegebenen Broschüre, in der er den Unwert des akademischen Kunstunterrichts darlegte und ganz auf das Naturstudium verwies, mit halbem Gehalt pensioniert und erhielt erst 1864 seinen vollen Gehalt wieder. Vgl. Rößler und Pisko, Ferdinand Georg W., sein Leben, sein Werk und seine Schriften (Wien 1908, 2 Bde.).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.