Teleki de Szék

Teleki de Szék

Teleki de Szék (spr. ßēk), altadlige ungarische (siebenbürgische) Familie, die unter dem Fürsten Apafi von Leopold I. 1685 in den Grafenstand erhoben wurde. Zu nennen sind:

1) Michael, Graf, allmächtiger Günstling und Minister des schwachen Fürsten Apafi von Siebenbürgen, geb. 1634 in Großwardein, gest. 21. Aug. 1690. Ihm fiel die schwierige Aufgabe zu, die Geschicke Siebenbürgens zu einer Zeit zu leiten, wo die Selbständigkeit des Fürstentums infolge der Befreiung Ungarns vom Türkenjoch ins Schwanken geriet. In dieser Zwangslage bemühte sich T. ohne Wissen des Fürsten und der Stände, mit dem Wiener Hof ein möglichst günstiges Abkommen zu treffen, was ihm aber trotz seiner List nur teilweise gelang (Blasendorfer Vertrag, 1687). Als das enttäuschte Land sich 1690 Tököly in die Arme warf, zog T. mit den Kaiserlichen dem Prätendenten entgegen, verlor aber nach der Schlacht bei Zernyest auf der Flucht das Leben. Seine Korrespondenz ist im Erscheinen. Vgl. »Codex epistolaris der gräflichen Familie Teleki« (hrsg. von Sam. Gergely, Budap. 1905 ff., bis jetzt 2 Bde.).

2) Joseph, Graf, ungar. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 24. Okt. 1790 in Pest, gest. daselbst 15. Febr. 1855, vertiefte seine gute Bildung durch größere Reisen und beteiligte sich 1827 an den Vorarbeiten für die Begründung der ungarischen Akademie der Wissenschaften, deren erster Präsident er bis zu seinem Tode blieb. 1840 wurde er zum Kronhüter ernannt und war 1842–48 Gouverneur von Siebenbürgen. Er veröffentlichte (in ungarischer Sprache) das bedeutende Werk: »Zeitalter der Hunyadi« (Bd. 1–5, Text, 1852–56; Bd. 10–12, Urkunden, 1853–57). Mit der Ausarbeitung der von T. nur vorbereiteten Bände wurde von der Akademie der Wissenschaften Csánki (s. d.) betraut. Von T., einem wahren Mäcen der Wissenschaften, rühren auch zwei preisgekrönte Schriften her: »Die Vervollkommnung der ungarischen Sprache durch neue Wörter und Ausdrücke« und »Die Einrichtung und Ausarbeitung eines vollständigen ungarischen Wörterbuches« (1821). Der von der ungarischen Akademie jährlich zu verteilende Telekipreis (100 Dukaten) für das beste ungarische Originallustspiel ist eine Stiftung Telekis.

3) Ladislaus, Graf, ungar. Politiker, geb. 11. Febr. 1811 in Pest, gest. daselbst 8. Mai 1861, studierte die Rechte, ward 1839 Mitglied des siebenbürgischen Landtags, trat 1843 in die Magnatentafel des ungarischen Reichstags und hielt es mit der Opposition. Im September 1848 vom ungarischen Ministerium nach Paris gesandt, wurde er von der Wiener Regierung in contumaciam verurteilt und in effigie gehenkt. Er lebte seitdem abwechselnd in Paris und Genf und wirkte nach Ausbruch des italienischen Krieges 1859 zu Turin im Interesse der ungarischen Emigranten. Im Dezember 1860 ward er in Dresden verhaftet und nach Wien ausgeliefert, dort aber begnadigt. Im April 1861 in den ungarischen Reichstag gewählt, hielt er sich zur Linken und wurde Führer der Beschlußpartei, geriet aber bei seiner politischen Richtung mit einem bei seiner Begnadigung gegebenen Versprechen in Konflikt und erschoß sich. T. schrieb auch die Tragödie »A kegyencz« (»Der Günstling«, Pest 1842).

4) Géza, Graf, ungar. Politiker, geb. 28. Sept. 1843 in Deés (Siebenbürgen), besuchte nach beendigten Gymnasialstudien die landwirtschaftliche Akademie in Hohenheim und absolvierte dann noch das Rechtsstudium; hierauf trat er in den Verwaltungsdienst ein und erhielt 1875 ein Mandat für das ungarische Abgeordnetenhaus. Inzwischen war er auch belletristisch tätig. Von 1889 bis März 1890 war er Minister des Innern.

5) Samuel, Graf T. von Szék, Afrikareisender, geb. 1845 in Siebenbürgen, studierte in Göttingen und Berlin, widmete sich später der Verwaltung seines großen Grundbesitzes, wurde 1881 Mitglied der ungarischen Magnatentafel und unternahm 1886–1888 mit v. Höhnel (s. d.) eine Reise nach Ostafrika, auf der sie den Kilimandscharo bis zur Schneegrenze und den Kenia bis zu 4500 m erstiegen und zwei Seen, den Rudolf- und den Stefaniesee, entdeckten. Vgl. v. Höhnel, Zum Rudolfsee und Stefaniesee (Wien 1891–92, 2 Bde.).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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