- Spenser
Spenser, Edmund, engl. Dichter, geb. 1553 in London, gest. daselbst 16. Jan. 1599, studierte bis 1576 im Pembroke College zu Cambridge, lebte dann bei Freunden in Nordengland und kam 1578 nach London zurück, wo er mit Sir Philip Sidney und durch diesen mit dem Grafen von Leicester bekannt wurde. Er scheint sich um ein Hofamt beworben, auch, wie eine Stelle in seiner »Mother Hubbard's tale« zeigt, die Enttäuschungen des Hoflebens gekostet zu haben. 1580 begleitete er den Statthalter von Irland, Lord Grey. als Sekretär nach Dublin. Grey blieb nur zwei Jahre, doch erhielt S. 1586 in der Grafschaft Cork Landgebiet und lebte fortan, wenige Besuche in London abgerechnet, ausschließlich dort, meist auf Kilcolman Castle als Beamter der Regierung, zuletzt als Clerk des Rates von Munster tätig. Mit den Verhältnissen der Insel vertraut, schrieb er 1596 für die Regierung den rücksichtslosen Traktat »A view of the present state of Ireland«. Dem bald darauf ausbrechenden Aufstand fiel er zum Opfer: sein Haus wurde verbrannt, er selbst gezwungen, mit seiner Familie nach London zu fliehen. Hier starb er in Armut und ward in der Westminsterabtei begraben, wo ihm die Gräfin Dorset 1620 ein Denkmal setzte. Berühmtheit erlangte S. zuerst durch die zwölf Hirtengedichte »The shepherd's calendar«, 1579, jedes einem Monat entsprechend: die Schäfer klagen ihren Liebesschmerz, reden über Religion und Politik, preisen die Königin; das Ganze ist Sidney gewidmet (faksimiliert von Sommer 1893; kommentierte Ausg. von C. Herford, Lond. 1895). Sein Hauptwerk: »The Faery Queen«, ist ein romantisch-allegorisches Epos nach dem Muster Ariosts und Tassos. Die ersten 3 Bücher erschienen 1590 und wurden der Königin gewidmet, die ihm 50 Pfd. Sterl. jährlich gewährte, aber ihr Kanzler zahlte die Pension als zu groß nicht aus. Die nächsten 3 Bücher folgten 1596, von einem 7. Buch sind nur Fragmente erhalten. Jedes Buch beschreibt ein Abenteuer, das ein Ritter der Feenkönigin besteht; doch hinter dieser romantischen Einkleidung stecken überall kirchliche und politische Tendenzen. Das Versmaß ist eine neunzeilige, stattliche Stanze, die Sprache von wunderbarer Pracht, seltsam verbrämt mit Archaismen. S. dichtete auch Elegien, Sonette und Hymnen; die Perle seiner Lyrik ist das »Epithalamium«, geschrieben auf seine eigne Vermählung. Gegen eine seiner Satiren, »Tears of the Muses« (1591), eine Rüge über die Gleichgültigkeit des Adels gegenüber der Poesie, opponierte Shakespeare im »Sommernachtstraum« (Akt 5, V. 54). Die beste Ausgabe samt eingehender Biographie ist die von Grosart (1882–84, 10 Bde.); viele Quellennachweise gibt Todds Ausgabe (1805, 8 Bde.); handlich ist die Globe-Ausgabe in einem Bande (1873). Vgl. Warton, Observations on the »Fairy Queen« (1782); Craik, S. and his poetry (Lond. 1845, 3 Bde.; in 1 Bd. 1871); R. W. Church, Edmund S. (2. Aufl., das. 1887); H. Morley, S. and his time (das. 1892); A. Sawtelle, Sources of Spenser's classical mythology (New York 1896).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.