Siebold

Siebold

Siebold, 1) Karl Kaspar von, Mediziner, geb. 4. Nov. 1736 zu Nideck im Herzogtum Jülich, gest. 3. April 1807, lehrte in Würzburg Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe und erhielt 1801 wegen seiner Tätigkeit in den Hospitälern den Reichsadel. Sein ältester Sohn, Johann Georg Christoph v. S., geb. 1767 in Würzburg, starb daselbst 15. Jan. 1798 als Professor der Geburtshilfe und Physiologie. Ein jüngerer Sohn, Adam Elias v. S., geb. 5. März 1775 in Würzburg, gest. 12. Juli 1828, wurde 1799 Professor der Medizin in Würzburg, 1816 in Berlin, gründete dort die Entbindungsanstalt und förderte die Geburtshilfe durch Anwendung physiologisch-medizinischer Grundsätze. Er schrieb: »Handbuch der Erkenntnis und Heilung der Frauenzimmerkrankheiten« (Frankf. 1811, 2 Bde.; 2. Aufl. 1821–23); »Lehrbuch der Entbindungskunde« (4. Aufl., Nürnb. 1824); »Lehrbuch der Geburtshilfe« (5. Aufl., Würzb. 1831). Eduard Kaspar Jakob v. S., Sohn des vorigen, geb. 19. März 1801 in Würzburg, gest. 27. Okt. 1861 in Göttingen, wurde 1829 Professor der Geburtshilfe in Marburg und 1833 in Göttingen. Er setzte das vom Vater 1813 begonnene »Journal für Geburtshilfe« fort und schrieb: »Versuch einer Geschichte der Geburtshilfe« (Berl. 1839–45, 2 Bde.; 2. Aufl., Tübing. 1901, 2 Bde.); »Lehrbuch der Geburtshilfe« (Berl. 1841; 2. Aufl., Braunschw. 1854); »Zur Lehre von der künstlichen Frühgeburt« (Götting. 1842); »Lehrbuch der gerichtlichen Medizin« (Berl. 1846). Regine Josephe v. S., Tochter des Regierungsbeamten Henning in Heiligenstadt, geb. 14. Dez. 1771, gest. 28. Febr. 1849 in Darmstadt, in erster Ehe vermählt mit dem Regierungsrat Heiland, dann mit Johann Theodor Damian von S., studierte 1806–07 Geburtshilfe, erhielt 1815 die medizinische Doktorwürde und lebte in Darmstadt als Geburtshelferin. Ihre Tochter Marianne Theodore Charlotte Heiland, genannt v. S., geb. 12. Sept. 1788 in Heiligenstadt, studierte 1811–12 in Göttingen Geburtshilfe, promovierte 1817, lebte in Darmstadt als Geburtshelferin und starb als Gattin des Oberstabsarztes Heidenreich 8. Juli 1859. Sie schrieb: »Über die Schwangerschaft außerhalb der Gebärmutter etc.« (Darmst. 1817).

2) Philipp Franz von, Naturforscher und Reisender, Sohn von Johann Georg Christoph v. S., geb. 17. Febr. 1796 in Würzburg, gest. 18. Okt. 1866 in München, studierte in Würzburg seit 1815 Medizin und Naturwissenschaften, ging 1822 als holländischer Sanitätsoffizier nach Batavia und 1823 mit einer Gesandtschaft nach Japan. Durch seinen Ruf als Arzt und Lehrer einiger kaiserlicher Ärzte aus Jedo gewann er bald einen weiten Spielraum. 1826 ging er mit seiner Gesandtschaft nach Jedo, mußte aber mit derselben bald nach der holländischen Faktorei Desima zurückkehren, und da er von dem kaiserlichen Astronomen und Oberbibliothekar die Kopie einer Karte Japans angenommen hatte, ward er 1829 aus dem Reiche verwiesen und kehrte 1830 nach Holland zurück. 1859 ging S. wieder nach Japan, trat 1861 in die Dienste des Taikun, kehrte aber schon 1862 nach Würzburg zurück. Seine naturhistorischen und ethnographischen Sammlungen wurden dem Museum in Leiden einverleibt. Er schrieb: »Nippon, Archiv zur Beschreibung von Japan« (Leiden 1832–1851, 20 Sektionen; 2. Aufl., Würzb. 1897, 2 Bde.); »Fauna japonica« (mit Temminck, Schlegel und Haan bearbeitet, Leid. 1833–51, 7 Tle.); »Flora japonica« (das. 1835–70); »Bibliotheca japonica« (hrsg. von Hoffmann, das. 1833–41, 6 Bde.); »Thesaurus linguae japonicae« (das. 1835–41); »Isagoge in bibliothecam japonicam« (das. 1841); »Catalogus librorum japonicorum« (das. 1845); »Epitome linguae japonicae« (2. Aufl., das. 1853); »Florae japonicae familiae naturales« (mit Zuccarini, Münch. 1851); »Urkundliche Darstellung der Bestrebungen Niederlands und Rußlands zur Eröffnung Japans« (Leid. 1854). Vgl. A. v. Siebold, Denkwürdigkeiten aus dem Leben und Wirken von Ph. Fr. v. S. (Würzb. 1896) und Ph. Fr. v. Siebolds letzte Reise nach Japan (Berl. 1903).

3) Karl Theodor Ernst von, Physiolog und Zoolog, Sohn von Adam Elias v. S., geb. 16. Febr. 1804 in Würzburg, gest. 7. April 1885 in München, studierte in Göttingen und Berlin, ward 1831 Kreisphysikus zu Heilsberg in Preußen, 1835 Direktor der Hebammen- und Entbindungsanstalt in Danzig, 1840 Professor der Physiologie etc. in Erlangen, 1845 in Freiburg, 1850 Professor der Physiologie in Breslau und 1853 Professor der Physiologie und vergleichenden Anatomie, später auch der Zoologie und Direktor des zoologisch-zootomischen Kabinetts in München. Er förderte durch ungemein zahlreiche Arbeiten besonders die Systematik, die Lehre von den Protozoen, von der Entwickelung der Medusen, die Naturgeschichte der Eingeweidewürmer und Insekten. Er stellte hier das Vorkommen der Parthenogenesis fest und begründete durch Tatsachen die von Dzierzon aufgestellte Theorie des Bienenstaates. Er schrieb: »Observationes de Salamandris et Tritonibus« (Berl. 1828); »Lehrbuch der vergleichenden Anatomie der wirbellosen Tiere« (das. 1848); »Über die Band- und Blasenwürmer« (Leipz. 1854); »Wahre Parthenogenesis bei Schmetterlingen und Bienen« (das. 1856); »Beiträge zur Parthenogenesis der Arthropoden« (das. 1871); »Die Süßwasserfische von Mitteleuropa« (das. 1863). Auch begründete er 1849 mit Kölliker die »Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie«. Vgl. R. Hertwig, Gedächtnisrede auf Karl Theodor v. S. (Münch. 1886).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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