- Sämaschinen
Sämaschinen (hierzu Tafel »Sämaschinen I u. II«), Vorrichtungen zum Aussäen der Samen von Kulturpflanzen, besonders von Getreide, Gras, Klee, Rüben. Der Sembrador von Locatelli in Klagenfurt (1663) arbeitete mit Schöpflöffeln und war mit einem Pfluge verbunden; der Engländer Jethro Tull machte Ende des 17. Jahrh. die ersten Versuche mit einer mehrreihigen Sämaschine, die mit einem Schöpfzylinder ausgestattet war; der Schwede Cronstedt verbesserte Ende des 18. Jahrh. das Unterbringen der Saat. In Deutschland machte sich bald darauf Thaer um die Einführung der Sämaschine verdient, während Pfarrer Alban in Plauen, Drewitz und Rudolph in Thorn, Eckert in Berlin u.a. wichtige Verbesserungen einführten.
Man unterscheidet Breitsämaschinen, die den Samen möglichst gleichmäßig über die ganze Arbeitsbreite der Maschine auf die Ackeroberfläche streuen, Reihensä- oder Drillmaschinen, welche die einzelnen Körner in parallelen Reihen in zusammenhängender Folge, und Dibbelmaschinen, die sie innerhalb der Reihen in einzelnen Hänschen in bestimmter Tiefe in den Boden einbringen.
Die verschiedenen Ausstreuvorrichtungen können bei sämtlichen S. Anwendung finden. Sie sollen so eingerichtet sein, daß der Same bei jeder Neigung des Ackers, Fahrgeschwindigkeit, Saatmenge und Samengröße möglichst gleichmäßig über die ganze zu bestreuende Fläche verteilt wird, der Same darf dabei nicht verletzt werden, Verstopfungen dürfen nicht eintreten, die Saatmenge muß sich verändern lassen, und jede Reihe muß sich für sich abstellen lassen. Man unterscheidet 1) solche, bei denen der Same aus verstellbaren Löchern des Kastenbodens durch ein Rührwerk, meist kreisförmige, wellenförmige, sogen. Reidsche Scheiben, die auf einer Welle sitzen, herausgeschoben wird; die Saatmenge ändert sich mit der Fahrgeschwindigkeit; 2) solche mit rotierenden Bürsten, die den Samen durch stellbare Löcher der Hinterwand des Kastens auswerfen; die Saatmenge ändert sich mit der Geschwindigkeit und durch schnelle Abnutzung; 3) solche mit Schöpfrädern, und zwar als Zellenräder oder Löffelscheiben; sie schöpfen den Samen über die Saatwelle aus dem Kasten; sie streuen auf ebenem Boden und bei verschiedener Geschwindigkeit gleichmäßig, aber bei Steigungen von 5,10 und 15 Proz. mit Unterschieden von 32,62 und 90 Proz.; 4) solche mit Schubrädern, die, außen, innen oder an der Seite mit Vorsprüngen versehen, den Samen aus einem mit dem Kasten in Verbindung stehenden Kanal unter der Welle herausschieben; die Ausstreumenge wird hierbei teils durch Veränderung der Umdrehungszahl, teils durch axiales Verschieben, d.h. durch Veränderung der freien Austrittsbreite, geregelt; hierzu gehören auch die Nutenwalzen (Eckert, Tafel II, Fig. 2), die mit kleinern, mit Gummi bezogenen Scheiben zusammen arbeiten. Sie st reuen beide sehr gleichmäßig. Auch werden hin und her gehende, wagerecht und senkrecht rotierende Schieber, vereinzelt auch Schrauben oder Schnecken zum Ausstreuen verwendet.
Die Saatmenge wird meist durch Veränderung der Geschwindigkeit der Saatwelle geregelt, oder bei Schöpfrädern, Löffelscheiben oder Schubrädern durch Verändern des Fassungsraums der einzelnen Räder, was meist durch Verschieben der Saatwelle geschieht.
Breitsämaschinen (Tafel I, Fig. 3 u. 4). Da der auf die geglättete Ackeroberfläche gestreute Same durch Pflüge, Eggen oder ähnliche Geräte untergebracht wird, erhalten die Körner nur zufällig die ihrer Art entsprechende günstigste Tiefe für die Entwickelung der Pflanzen. Wegen dieser unvollkommenen Leistung ist für die Breitsämaschine Billigkeit und Einfachheit maßgebend. Das zweiräderige Gestell wird mit einem Zugtier in einer Gabeldeichsel bespannt. Bei Handsämaschinen ist es nach Art einer Schubkarre gebaut. Arbeits- und Spurbreite sind zweckmäßig gleich groß, um durch die Radspur einen sichern Anhalt dafür zu erhalten, daß das ganze Feld einmal bestreut wird. Weil die Maschine für Tore, Brücken und Wege zu breit wird (oft 3,77 m), können die Räder von den Stirnseiten abgenommen und an den Langseiten des Kastens, die Deichsel dagegen an der einen Stirnseite angebracht werden (Fig. 4). Um dies einem Mann auf dem Felde zu ermöglichen, werden zuweilen besondere Hilfsmittel, z. B. umklappbare Stützen, an den Maschinen vorgeschlagen (Beermann-Berlin, Hofherr und Schrantz-Wien). Als Sävorrichtungen werden die einfachern verwendet: Reidsche Scheiben, Bürsten (besonders für Kleesämaschinen), außen geriffelte Schubräder, auch Schöpfräder. Die etwa 0,15 m voneinander entfernten Samenströme werden durch das Verteilbrett, ein in der Neigung verstellbares, mit dreieckigen Klötzen oder Stiften besetztes Brett, weiter und gleichmäßig verteilt. Leistung bei 3,77 m Arbeitsbreite etwa 6–9 Hektar täglich.
Reihensä- oder Drillmaschinen (Tafel I, Fig. 5; Tafel II, Fig. 1 u. 2). Die großen Vorteile der Drillkultur haben zu einer allgemeinen Einführung der Drillmaschinen geführt. Das Gestell ist meist mit einem besonders gut lenkbaren Vorderwagen ausgestattet. Beim Transport wird eine Deichsel verwendet, um wie mit einem gewöhnlichen vierräderigen Wagen fahren zu können; beim Säen wird die Deichsel abgenommen, und die Zugtiere werden an einen Haken an gespannt, um den Vorderwagen von den seitlichen Schwankungen der Zugtiere unabhängig zu machen; der Zughaken wird auch bis an das Hintergestell zurückgeführt. Das ruckweise Anziehen der Zugtiere, wodurch eine wellige Saat entsteht, wird vermieden durch in die Anspannung eingeschaltete elastische Zugvorrichtungen. Das Lenken des Vorderwagens geschieht entweder von hinten durch einen über die ganze Maschine gehenden Hebel (Hintersteuer, vgl. Tafel II, Fig. 1 u. 2) oder von der einen Seite durch eine herausziehbare oder umlegbare Stange (Seilen steuer, vgl. Tafel I, Fig. 5); es werden auch besondere senkrechte Steuerwellen im Hintergestell gelagert, durch die mittels Ketten (Kettensteuer) oder Zahnstangen (Kurbelsteuer) der Vorderwagen gedreht wird. Von den Ausstreuvorrichtungen haben sich für ebene Felder die Löffel- und Schöpfräder gut bewährt. Tafel I, Fig. 1, zeigt einige Säräder für verschiedenes Saatgut, die nach Bedarf ausgewechselt werden können. Die Saatmenge kann durch Auswechseln des Zahnradantriebes geregelt werden. Für unebene Gegenden muß dann der Saatkasten zur Erzielung gleichmäßiger Aussaat aber drehbar so aufgehängt werden, daß er entweder durch eine Schraube und Kurbel (Bergschraube) von dem Arbeiter stets in senkrechte Lage von Hand eingestellt werden kann, oder, da diese Einstellung unsicher, bei welligem Terrain fast unmöglich ist, daß sich der Saatkasten infolge der entsprechenden Lage seines Schwerpunktes stets selbsttätig senkrecht einstellt (Bergdrill). Um das dabei entstehende Pendeln des Kastens zu verringern, wird der Kasten auf verschiedene Weise gebremst, besser werden Schöpfräder so angeordnet, daß ihre Zellen in jeder Stellung des Kastens gleichmäßig gefüllt werden (Sack, Naumann), oder daß Schubräder in einem Gehäuse derart arbeiten, daß der Same zwangsweise durch einen Kanal heraufbefördert wird (Clayton und Shuttleworth, Dehne, Eckert, Höhme, Link, Ruppe, Siedersleben, Wermke, Zimmermann). Die Schubraddrillmaschinen sind wegen ihrer allgemeinen Verwendbarkeit sehr in Aufnahme gekommen. Tafel I, Fig. 2, zeigt ein solches Sägehäuse im Schnitt und in der Stirnansicht. Je nachdem man den Boden des unter dem Schubrade befindlichen Kanals einstellt, wird die Maschine verschiedenen Saatgrößen angepaßt. Die Änderung des Saatquantums geschieht mittels des sogen. Schlußmuffenschiebers, mit dem, wie aus der Stirnansicht der Fig. 3 leicht zu erkennen ist, das Schubrad mehr oder weniger abgedeckt werden kann. Durch Umkehrung der Drehrichtung der Saatwelle kann man bei einigen derartigen Maschinen sowohl nach dem Schubrad- als auch nach dem Schöpfradprinzip arbeiten. Der ausgestreute Same wird durch drehbar aufgehängte, teleskopartig ineinander verschiebbare Metallrohre (Tafel I, Fig. 5, und Tafel II, Fig. 2) oder aus trichterartig zusammengerollten Stahlblechspiralen (Tafel II, Fig. 1, Commichausche Röhren) unmittelbar hinter die Drillschare geleitet; letztere sind an Hebeln, in der Höhe ausweichbar, seitlich, aber genau geführt, aufgehängt. Die richtige Tiefe der gezogenen Furchen wird mittels angehängter Gewichte, selten Federn, erzielt. Wo der Boden stark verqueckt ist, bedient man sich mit Vorteil schräggestellter rotierender Scheiben an Stelle der festen Schare. Die Schare können gemeinschaftlich durch eine Aufzugvorrichtung aus dem Boden und hoch gehoben werden, was meist kurz nach dem Ausrücken der Säwelle durch dieselbe Vorrichtung geschieht. Bei 2 m Arbeitsbreite werden mit 2 Pferden und 2 Mann Bedienung 4–5 Hektar täglich gedrillt.
Bei Dibbelmaschinen benutzt man Ausstreuvorrichtungen, welche die auf einmal einzusäende Körnerzahl schon getrennt aus dem Saatkasten entnehmen, z. B. Schöpfräder mit nur wenigen Zellen, wobei das allmähliche Entleeren der letztern auch noch durch besondere Klappen verhindert wird, oder man fügt noch ein Absperrorgan in dem Drillschar hinzu, um den gleichmäßig herabfallenden Samen aufzuhalten und zeitweise plötzlich fallen zu lassen. Bei der letzten Einrichtung ist die Hauptbedingung für das Dibbeln berücksichtigt, daß der abgeteilte Same nur noch eine kurze Strecke frei zu fallen hat. Dehne setzt statt der Drillscharhebel die Meinshausenschen Rübendibbelhebel ein, bei denen die Häuschen durch eine mit Zellen versehene Saatrolle unmittelbar über dem Boden abgelegt werden. Fig. 3 der Tafel II stellt eine besondere Dibbelmaschine (von Zimmermann) dar, die aus einzelnen Dibbelapparaten mit je einem kleinen Saatkasten besteht. Die Häufchenbildung geschieht hier durch einen sich dicht über dem Boden drehenden Zylindermantel, der oben und unten das Abteilen bewirkt. Hier sind besondere Zustreicher für die Furchen und Andrückwalzen für die lose Erde vorgesehen. – Die meisten Fabrikanten bauen für kleine Betriebe Handdrillmaschinen von 2–8 Reihen mit den Ausstreuvorrichtungen der Gespannmaschinen; auch bringen sie einen besondern Breitsäapparat (meist zum Kleesäen) an ihren Drillmaschinen an (Tafel II, Fig. 2). Es gibt auch mit Düngerstreuapparaten zu einem Gerät vereinigte S., um die Einwirkung des Düngers auf den Samen zu erhöhen (Universaldrills). Melichar in Brandeis a. E. hat eine mit Zahnstangenantrieb ausgestattete Düngerstreumaschine mit einer Löffelradsämaschine derart zusammengebaut, daß der Kunstdünger entweder in Reihen beliebig tief unter dem gedibbelten Samen unmittelbar hinter den Saatscharen oder, nach Umlegen einer Klappe, ganz oder teilweise breitwürfig am hintern Ende der Maschine ausgestreut wird. Schließlich sind noch die tragbaren breitstreuenden Zentrifugalsämaschinen für Handbetrieb zu erwähnen, die aber vom Winde stark beeinflußt werden.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.