- Südaustralien
Südaustralien, britisch-austral. Staat, begreift den ganzen mittlern Teil des Australkontinents (s. Karte »Australien«) zwischen dem Indischen Ozean im Süden und dem Timormeer im N., dem 129.° östl. L. im W. (gegen Westaustralien) und dem 141.° und 138.° im O. (gegen Victoria, Neusüdwales u. Queensland) und besteht aus dem 984,330 qkm großen eigentlichen S., das bis zum 26.° südl. Br. reicht, und dem 1,356,130 qkm großen Nordterritorium (s. d.) nördlich davon. Das eigentliche S. hat zwei tief ins Land eindringende Meereseinschnitte: den Spencergolf und den Sankt Vincent-Golf (s. d.); die Encounterbai, in die der Murray mündet, ist eine flache Bucht. Vor dem St. Vincent-Golf liegt die große Känguruhinsel (s. d.). Vom Kap Jervis erstreckt sich nordwärts die Mount Loftykette mit Gletscherspuren und daran anschließend die Flinderskette (Mount Remarkable, 969 m); bedeutendere Erhebungen befinden sich an der Nordwestgrenze in den Binnengebirgen des Erdteils (Mount Woodroffe 1370 m). Der bei weitem größte Teil des Landes ist fast regenlose Wüste, nur in der Nähe der Gebirge und im SO. fällt genügender Regen. Beständig fließende Flüsse gibt es außer dem Murray (s. d.) gar nicht, die zahlreichen Seen (Eyre, Torrens, Gairdner, Frome u. a.) sind Salzsümpfe und ihre Nachbarschaft traurige Wüste. Doch gibt es um den Eyresee zahlreiche Quellen, auch hat man viele artesische Brunnen erbohrt. Geologisch betrachtet bestehen die Mount Lofty- und Flinderskette aus Schiefer, Sand- und Kalkstein, die öde Gawlerkette südlich vom Gairdnersee aus Granit. Das Klima ist durchaus gesund, in Adelaide steigt die Temperatur im Januar bis 46,8° und sinkt im August bis 0°. Die einheimische Pflanzen- und Tierwelt unterscheidet sich nur durch geringern Artenreichtum von denen des übrigen Australien. Die Bevölkerung betrug 1904 (einschließlich des Nordterritoriums) 372,762, darunter etwa 30,000 Deutsche und (1901) 3888 Eingeborne. Die früher starke Einwanderung wird jetzt durch die Auswanderung übertroffen (1904 um 323 Personen). Die Religion ist vorwiegend die protestantische, 1901 zählte man 52,193 Katholiken und 786 Israeliten. Für den Unterricht ist durch eine Universität in Adelaide, 4 Colleges, eine Bergwerksschule und 690 Schulen gesorgt. Haupterwerbszweig ist Landwirtschaft; gebaut wird auf (1905/06) 2,210,958 Acres vornehmlich Weizen (1905/06: 20 Mill. Scheffel), dann Gerste, Hafer, Kartoffeln, Südfrüchte (Orangen, Zitronen, Oliven, Mandelbäume) in zunehmendem Maße, Wein (1904: 2,625,430 Gallonen). Der Viehstand betrug im eigentlichen S. Ende 1904: 183,481 Pferde, 272,459 Rinder, 5,820,301 Schafe, 111,497 Schweine. Der Mineralreichtum besteht vornehmlich in Kupfer (Förderung 1902: 432,525, im ganzen bis Ende 1902: 23,254,571 Pfd. Sterl.), dessen Ertrag aber 1904 auf 876 Ton. sank, so daß S. als Kupferland jetzt von Neusüdwales, Victoria, Queensland und Tasmania überflügelt ist; ferner in etwas Gold, Silber, Wismut, Blei; Kohle ist nicht vorhanden, wohl aber Eisenerz. Die sich schnell hebende Industrie erzeugt namentlich Weizenmehl, landwirtschaftliche Maschinen und Geräte, Leder, Bier, Ziegel, Kleider. Der auswärtige Handel geht zum allergrößten Teil über den Hafen der Hauptstadt, Port Adelaide (s. d.); andre Häfen sind Port Augusta (s. d.), Port Pirie (s. d.), Wallaroo, Port Lincoln (s. d.), Port Elliot, Port Mac Donnell. Die Einfuhr (Gewebe, Eisenwaren, Kleider, Maschinen, Tee, Zucker u. a.) betrug 1904: 7,450,716, aber von außerhalb Australiens nur 3,289,661 und 1905: 3,224,589 Pfd. Sterl., wovon für 263,381 Pfd. Sterl. aus Deutschland, die Ausfuhr eigner Erzeugnisse (Weizen, Wolle und Mehl, Kupfererz, Häute und Felle u. a.) 3,407,410, die Ausfuhr nach dem Ausland 1904: 4,709,445, 1905: 5,402,638 und die Gesamtausfuhr 1904: 8,482,205 Pfd. Sterl. Es liefen 1904: 2398 Schiffe von 4,765,984 Ton. ein und aus. Die Kolonie besitzt eine Handelsflotte von 314 Schiffen von 56,670 T. Die Eisenbahnen hatten 1903/04: 3059 km Länge, die Telegraphenlinien eine solche von 9717 km bei 23,892 km Drähten, auf denen 1,606,598 Telegramme befördert wurden Die große Linie von Adelaide quer durch den Kontinent nach Port Darwin im N. findet durch Kabel nach Java Anschluß an die Kabel nach Europa, Ostasien und Nordamerika. Trambahnen bestehen in und um Adelaide und ein stetig sich erweiterndes Telephonnetz. Die Post beförderte 1903 durch 706 Ämter 24,407,908 Briefe und Postkarten und 8,274,442 Zeitungen. Dem von England ernannten, aber vom Staate bezahlten Gouverneur stehen sieben Minister zur Seite. Das Oberhaus (auf 12 Jahre gewählt) zählt 24, das Unterhaus (auf 3 Jahre gewählt) 54 Abgeordnete. Die Einnahmen des Staates betrugen 1905: 2,725,724, die Ausgaben 2,693,495, die öffentliche Schuld 28,760,545 Pfd. Sterl. Für die Verteidigung bestehen ein Korps Miliz, Freiwillige etc., im ganzen 5247 Mann, und eine Seemacht von 127 Mann. Hauptstadt ist Adelaide (s. d.). Im Herbst 1906 kam die Frage der Übernahme des seit 1863 zu S. gehörigen Australischen Nordterritoriums durch den Commonwealth der Lösung nahe. Doch scheiterte sie schließlich an der Auflösung des Parlaments, die wegen eines zwischen dem Gesetzgebenden Rat und dem Abgeordnetenhaus seit 1905 schwebenden Konflikts in der Frage der Zensus-Herabsetzung vorgenommen werden mußte. Vgl. Harcus, South Australia (Adelaide 1876); Stow, South Australia (das. 1883); Jung, Der Weltteil Australien, Bd. 2 (Leipz. 1882); Woods, The province of South Australia (Adelaide 1894); Finniß, Constitutional history of South Australia (Lond. 1886); Hodder, History of South Australia (das. 1893, 2 Bde.); »Report on the work of the Horn scientific Expedition to Central Australia« (das. 1896, 4 Bde.); Colquhoun, The renascence of South Australia (das. 1900); Langdon Parsons und Holtze, The Northern Territory of South Australia (Adelaide 1901); Brown, Northern Territory of South Australia (das. 1903); Spencer und Gillen, The northern tribes of Central Australia (Lond. 1904); »South Australian Handbook« von W. Paton (das. 1906). Karten: ‚ »Map of South Australia, showing public works etc.« (Wasserversorgung), 1:1,100,000 (Adelaide 1894); »Map show-ing the lines of railways in South Australia«, 1894; Brown, Geological Map of South Australia, 4 Blatt (Adelaide 1899).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.