Ronsard

Ronsard

Ronsard (Ronsart, spr. roiigßār), Pierre de, franz. Dichter, geb. 11. Sept. 1524 auf dem Schloß La Poissonnière im Vendômois, gest 27. Dez. 1585 in Tours, wurde nacheinander Page der beiden ältesten Söhne Franz' I., dann Jakobs V. von Schottland, begleitete den Gesandten Lazare de Baïf als Sekretär an den Reichstag zu Speyer, verließ aber infolge hochgradiger Schwerhörigkeit 1541 die diplomatische Laufbahn und widmete sich im Collège Coqueret dem Studium der lateinischen u. besonders der griechischen Sprache. Seine siebenjährige Beschäftigung mit den alten Klassikern ließ in ihm den Plan reisen, die französische Sprache durch Neubildungen und Herübernahme lateinischer und griechischer Dichtungsformen auf die Höhe der klassischen Sprachen zu erheben. Um ihn scharte sich eine Reihe gleichgesinnter Freunde, und als das Haupt dieser Dichterschule, die man später die »Plejade« nannte, hochgefeiert, von Königen und Fürsten mit Ehren und Würden überhäuft, war er unstreitig der berühmteste Mann seiner Zeit, der »prince des poètes«, wie die Akademie der »Jeux floraux« ihn genannt hat. Es ist nicht zu leugnen, daß R. in seinem Eifer zu weit ging, und daß manche seiner Neuerungen dem Geiste der französischen Sprache zuwiderliefen. Hätte er ein unsterbliches Werk schaffen und in ihm seine Ideen und seine Sprache verewigen können, vielleicht würden seine grammatischen Reformen dem Ansturm des 17. Jahrh. länger getrotzt haben. Aber seine Oden waren voll von hohlem Pathos, eine platte Nachahmung klassischer Muster, und vollends sein Epos »Franciade« (1572, in Zehnsilblern), von dem er glücklicherweise nur vier Gesänge vollendete, ist von unendlicher Langenweile und Geschmacklosigkeit. Daß sein Werk scheitern mußte, lag zum guten Teil an dem Mißgriff in Mittel und Wegen, sein Ziel zu erreichen; denn daß es ihm nicht an Geschmack und Formsinn, an wahrem und tiefem Gefühl fehlte, beweisen seine lyrischen Gedichte, die u. d. T. »Amours« erschienen, und von denen einzelne zu dem Besten gehören, was die französische Lyrik geschaffen hat. Aber unter dem Seziermesser des unerbittlichen Malherbe, unter den satirischen Geißelhieben Boileaus sank sein Ruhm dahin. Aus der langen Vergessenheit zogen ihn erst wieder die Romantiker, die in ihm ihren Ahnherrn verehrten, besonders Sainte-Beuve, der 1828 eine Auswahl seiner Gedichte veröffentlichte (neue Ausg. 1906). R. hat sich in allen Dichtungsarten versucht, mit Ausnahme des Dramas, wenn wir von einer Erstlingsarbeit absehen, der Übersetzung des »Plutos« von Aristophanes in Zehnsilblern, die 1550 im College ausgeführt wurde. Es erschienen von ihm: 4 Bücher Oden (1550), ein 5. Buch Oden und eine neue Auflage der »Amours« (1552), 2 Bücher Hymnen (1555–56)', eine Fortsetzung der »Amours« (1556) u.a. R. selbst gab eine Sammlung seiner Werke in 4 Bänden heraus, die er Maria Stuart widmete (1560); von spätern Ausgaben nennen wir die von Richelet (1623, 2 Bde.) mit Kommentar, eine andre aus den Jahren 1619–30 in 5 Bänden, die von Blanchemain (1856–68, 8 Bde.), der auch seine »Œuvres inédites« (1855) herausgab, und die von Marty-Laveaux (1887–93, 6 Bde.). »Œuvres choisies de R.« veröffentlichten außer Sainte-Beuve (s. oben) Noël und Becq de Fouquières (1873), ein »Lexique de R.« verfaßte L. Mellerio (Par. 1895). Vgl. Chalandon, Essai sur la vie et les œuvres de P. de R. (Par. 1875); Lange, Ronsards Franciade und ihr Verhältnis zu Vergils Äneide (Leipz. 1887); Bizos, Ronsard (Par. 1891); Piéri, Le Pétrarquisme an XVI. siécle. Pétrarque et R. (Marseille 1896); Perdrizet, R. et la Réforme (Par. 1902); Tiersot, R. et la musique de son temps (Leipz. 1903); Wyndham, R. et La Pléiade (Lond. 1906).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • RONSARD (P. de) — «C’est plus grand que Virgile et ça vaut Goethe», disait Flaubert de l’œuvre de Ronsard. Précisons qu’il la lisait dans une édition des Œuvres complètes – ce que nos contemporains font rarement –, après s’être aperçu que les anthologies vous… …   Encyclopédie Universelle

  • Ronsard — Même s il est rare, le patronyme Ronsard, popularisé par le poète du XVIe siècle, existe encore, on le trouve notamment dans l Indre et Loire. Il renvoie à un lieu dit (le) Ronsard = endroit couvert de ronces. Il pourrait s agir du hameau du… …   Noms de famille

  • Ronsard —   [rɔ̃ saːr], Pierre de, französischer Dichter, * Schloss La Possonière (bei Couture sur Loir, Département Loir et Cher) 11. 9. 1524 oder 1525, ✝ Kloster Saint Cosme en l Isle (bei Tours) 27. 12. 1585; studierte u. a. bei J. Dorat Griechisch und… …   Universal-Lexikon

  • Ronsard — (spr. Rongfahr, eigentlich Roussard). Pierre de R., geb. 11. Sept. 1524 auf dem Schlosse Poissonnière im ehemaligen Orleanais; wurde 1534 Page bei dem Herzog von Orleans, trat aber nachher in die Dienste Jakobs V. von Schottland, als sich… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Ronsard — (spr. rongsahr), Pierre de, franz. Dichter, geb. 11. Sept. 1524 zu Vendôme, gest. 27. Dez. 1585 zu Tours, Haupt der Schule, welche die abstrakte Nachahmung der Alten zum Kunstprinzip machte; Hauptwerk das Epos »La Franciade« (1572). – Vgl. Bizos… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Ronsard — (Rongsahr), eigentlich Roussard, Pierre de, einst als »Fürst der Dichter« gepriesen und der früheste Classiker der Franzosen, geb. 1524 im Schlosse La Poissonnière im Gebiete von Vendôme, gest. 1585 zu Tours, dichtete Lieder, worin Marot und St.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Ronsard — Ronsard, Pierre de …   Enciclopedia Universal

  • Ronsard — (Pierre de) (1524 1585) poète français. Atteint de surdité (1540), il renonça aux armes et étudia le latin et le grec sous la conduite de Dorat; il fonda ensuite la Pléiade. Ses Odes (1550 1552), imitées de Pindare et d Horace, le rendirent… …   Encyclopédie Universelle

  • Ronsard — RONSARD: Ridicule avec ses mots grecs et latins …   Dictionnaire des idées reçues

  • Ronsard — (izg. ronsȃr), Pierre de (1524 1585) DEFINICIJA francuski renesansni pjesnik, vodeći član pjesničke grupe Plejada koja je u francuskoj književnosti oživjela pjesničke vrste i uzore iz antike (Pindar, Anakreont, Vergilije, Horacije) …   Hrvatski jezični portal

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”