- Reichenau [2]
Reichenau (Reichenau bei Zittau), 1) zwei 1904 zu einer Gemeinde vereinigte Dörfer in der sächs. Kreish. Bautzen, Amtsh. Zittau, 1. R. bei Zittau klösterlichen und 2. R. bei Zittau Zittauer Anteils, 248 m ü. M., an der Staatsbahnlinie Zittau-Hermsdorf i. Böhm., haben eine evangelische und eine kath. Kirche, ein Amtsgericht, mechanische Weberei, Färberei und Appreturanstalten, eine Farbholzmühle, eine Farbholzextrakt- und eine Leimfabrik, Knochenmühle, Ziegeleien, Braunkohlenbergbau und (1905) 7444 Einw. Vgl. Engelmann, Geschichte von R. (Zittau 1904–05, 2 Bde.). – 2) (tschech. Rychnov) Stadt in Böhmen, am Fuße des Adlergebirges, an der Kněžna (Zufluß der Wilden Adler) und der Lokalbahn Castolowitz-Solnitz gelegen, Sitz einer Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts, hat ein schönes Schloß des Grafen Kolowrat mit Bibliothek und Gemäldesammlung, ein tschechisches Staatsobergymnasium, Fachschule für Weberei, Piaristenkollegium, Baumwollweberei, Tuchfabrikation, Bierbrauerei, Erzeugung von Ackergeräten, Krankenhaus, Waisenhaus und (1900) 5079 tschech. Einwohner. – 3) Marktflecken in Böhmen, Bezirksh. Gablonz, an der Linie Josefstadt-Reichenberg der Südnorddeutschen Verbindungsbahn, hat Industrie in Glaswaren, Dosen sowie Ölbildern (sur die Ausfuhr) und (1900) 3384 deutsche Einwohner. – 4) Dorf und Kurort in Niederösterreich, Bezirksh. Neunkirchen, 485 m ü. M., an der Schwarza in einem schönen, vom Schneeberg (2075 m) und der Raxalpe (2009 m) eingeschlossenen Talkessel gelegen, beliebter Sommeraufenthalt, hat eine Wasserheilanstalt (Rudolfsbad) mit großem Kurpark, ein Rothschildsches Stiftungshaus für invalide Offiziere, schöne Villen, darunter die kaiserliche Villa Wartholz, Holzstoff- und Rollgerstefabrik, elektrische Beleuchtung, Sparkasse und (1900) 1186 (als Gemeinde 7455) Einw. Im Gemeindegebiet liegen der Talhof, die Prein, Edlach (mit Kuranstalt), Payerbach (an der Südbahnlinie Wien-Triest) und andre reizend gelegene Sommerfrischen, der Kaiserbrunn in dem malerischen, von der Schwarza durchflossenen Höllental (Ausgangspunkt der Wiener Hochquellenleitung), dann mehrere industrielle Anlagen, so eine Holzstoffwaren-, eine Akkumulatorenfabrik und ein Kalkwerk (Hirschwang), eine große Papierfabrik (Schlöglmühl) u. a. Vgl. Haas, R. und seine malerische Umgebung (3. Aufl., Reichenau 1899). – 5) Ein von den Bischöfen von Chur erbautes Schloß im schweizer. Kanton Graubünden, am Zusammenfluß des Hinter- und Vorderrheins (590 m ü. M.); dabei Rheinbrücke und Pegelstation. Hier blühte die vom Bürgermeister Tscharner von Chur errichtete Erziehungsanstalt, deren Miteigentümer H. Zschokke war, und an welcher der Herzog von Chartres (der nachmalige König Ludwig Philipp) 1793–94 unter dem Namen Chabaud Latour als Lehrer der französischen Sprache wirkte. Das Schloß ist jetzt im Besitz der Familie v. Planta. Vgl. Kind, Schloß R. (Chur 1883).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.