- Quedlinburg [1]
Quedlinburg, ein ehemals reichsunmittelbares Frauenstift im obersächsischen Kreis, umfaßte ein Gebiet von 110 qkm mit 13,286 Einw.; es bestand aus der Stadt Q., einem Teile des im Unterharz gelegenen Rambergs und dem Dorfe Ditfurt (s. d.). Als Reichsfürstin hatte die Äbtissin Sitz und Stimme auf dem Reichstag und zwar auf der rheinischen Prälatenbank sowie auf dem obersächsischen Kreistag. Das Wappen bestand aus zwei silbernen, goldschaligen, ins Andreaskreuz gesetzten Kredenzmessern im roten Felde. Die Einkünfte betrugen 5000 Tlr. Das von Heinrich I. geplante, für die Töchter der vornehmsten Familien des Landes bestimmte Stift erhielt seine Verfassung und erste Ausstattung durch seinen Sohn Otto I. 13. Sept. 936. Anfangs unterstand es unmittelbar dem Kaiser und dem Papst; erste Äbtissin war Ottos Tochter Mathilde (955–999; s. Mathilde 1). Die Schirmvogtei über das Stift erwarben um die Mitte des 13. Jahrh. durch Kauf die askanischen Markgrafen von Brandenburg, nach deren Aussterben Kurfürst Rudolf I. von Sachsen 1320 damit belehnt wurde. Nachdem jedoch die Stadt Q. den Schutz der Bischöfe von Halberstadt gesucht hatte, trachteten letztere auch nach der Vogtei über das Stift, mußten aber 1477 auf ihre Ansprüche verzichten. 1539 fand die Reformation in Q. Eingang. Kursachsen überließ 1697 die Erbvogtei für 240,000 Tlr. an Brandenburg. Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 Preußen einverleibt, fiel das Stiftsgebiet durch den Tilsiter Frieden 1807 an das Königreich Westfalen, 1815 aber wieder an Preußen. Die letzte Äbtissin war seit 1787 Sophie Albertine (gest. 1829), die Schwester des Königs Karl III. von Schweden. Vgl. Voigt, Geschichte des Stiftes Q. (Leipz. 1786–1791, 3 Bde.); Fritsch, Geschichte des Reichsstifts und der Stadt Q. (Quedlinb. 1828, 2 Bde.); Düning, Stift und Stadt Q. im Dreißigjährigen Kriege (das. 1894); Lorenz, Die Einführung der Brandenburg-Preußischen Landeshoheit in die Stadt Q. (das. 1901); Cappe, Beschreibung der Münzen des vormaligen Stifts Q. (Dresd. 1851).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.