Voigt

Voigt

Voigt, 1) Johann Karl Wilhelm, Mineralog und Geognost, geb. 20. Febr. 1752 in Allstedt, gest. 1. Jan. 1821, studierte seit 1773 in Jena die Rechte, dann in Freiberg seit 1776 Mineralogie, begleitete den Herzog von Weimar auf seinen Reisen als Naturforscher und ward 1785 Bergsekretär und 1789 Bergrat in Ilmenau. Er schrieb. »Mineralogische Reisen« (Weim. 1781–85, 2 Bde.); »Mineralogische Beschreibung des Hochstifts Fulda« (Dessau 1783); »Handbuch der praktischen Gebirgskunde« (Weim. 1792); »Mineralogische Reisen nach den Braunkohlenwerken und Basalten in Hessen etc.« (das. 1802); »Geschichte der Steinkohlen, Braunkohlen und des Torfs« (das. 1802, 2 Bde.); »Geschichte des ilmenauischen Bergbaues« (Sondersh. 1820). – Sein Bruder Christian Gottlob von V., geb. 23. Dez. 1743 in Allstedt, gest. 22. März 1819 als Staatsminister in Weimar, ist bekannt durch seine Beziehungen zu Goethe und dem weimarischen Dichterkreis. Vgl. »Goethes Briefe an Chr. G. v. V.« (hrsg. von Otto Jahn, Leipz. 1868).

2) Johannes, Historiker, geb. 27. Ang. 1786 in Bettenhausen (Sachsen-Meiningen), gest. 23. Sept. 1863 in Königsberg, studierte seit 1806 in Jena erst Theologie, dann Geschichte und Philologie, wurde 1809 Lehrer am Pädagogium in Halle, habilitierte sich 1812 daselbst und wirkte seit 1817 als Professor in Königsberg. Er schrieb: »Hildebrand als Papst Gregor VII. und sein Zeitalter« (Weim. 1815, 2. Aufl. 1846), die erste unparteiische Würdigung Gregors von protestantischer Seite; »Geschichte Preußens« (Königsb. 1827–39, 9 Bde.) u. a. und gab »Codex diplomaticus prussicus« (das. 1836–61, 6 Bde.) und »Briefwechsel der berühmtesten Gelehrten des Zeitalters der Reformation mit Herzog Albrecht von Preußen« (das. 1841) heraus.

3) Moritz, Romanist, geb. 10. Sept. 1826 in Leipzig, gest. daselbst 6. Nov. 1905, habilitierte sich 1853 in der juristischen Fakultät zu Leipzig und ward 1862 zum außerordentlichen Professor und 1876 zum ordentlichen Honorarprofessor ernannt. V. hat das römische Recht vorzugsweise von seiner historischen und antiquarischen Seite behandelt. So schon in seiner Habilitationsschrift: »De causa hereditaria inter Claudios patricios et Marcellos acta« (Leipz. 1853) sowie in seinen zahlreichen spätern Schriften, unter denen hervorzuheben sind: »Über die condictiones ob causam« (Leipz. 1862); »Die Lehre vom jus naturale, aequum et bonum und jus gentium der Römer« (das. 1856–75, 4 Bde.); ferner »Drei epigraphische Konstitutionen Konstantins des Grof;en etc.« (das. 1860); »Die Lex Maenia de dote vom Jahre 568 der Stadt« (Weim. 1866); »Die XII Tafeln« (Leipz. 1883, 2 Bde.) sowie eine Reihe von Schriften, die V. in den Abhandlungen der königlich sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften, deren ordentliches Mitglied er seit 1871 war, sowie in den Berichten der genannten Gesellschaft veröffentlicht hat. Außerdem schrieb V. eine die Resultate seiner frühern Untersuchungen zusammenfassende »Römische Rechtsgeschichte« (Leipz. u. Stuttg. 1892–99, 2 Bde.). Endlich bearbeitete er in Iwan Müllers »Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft« die römischen Privataltertümer (2. Aufl., Münch. 1893).

4) Georg, Historiker, Sohn von V. 2), geb. 5. April 1827 zu Königsberg i. Pr., gest. 18. Aug. 1891 in Leipzig, studierte in Königsberg Geschichte, wurde 1852 Kustos an der Universitätsbibliothek daselbst, begann 1855 in München unter Sybels Leitung die Herausgabe der »Deutschen Reichstagsakten«, ward 1860 Professor in Rostock und 1866 in Leipzig. Er schrieb: »Die Wiederbelebung des klassischen Altertums« (Berl. 1859; 3. Aufl. von Lehnerdt, 1893, 2 Bde.); »Enea Silvio de' Piccolomini als Papst Pius II. und sein Zeitalter« (das. 1856–63, 3 Bde.); »Die Kyffhäusersage« (Leipz. 1871); »Die Geschichtsschreibung über den Schmalkaldischen Krieg« (das. 1874); »Moritz von Sachsen 1541–1547« (das. 1876) und veröffentlichte die »Denkwürdigkeiten des Minoriten Jordanus von Giano« (das. 1870).

5) Johanna, unter ihrem Mädchennamen Johanna Ambrosius bekannte Dichterin, geb. 3. Aug. 1854 zu Lengwethen in Ostpreußen als Kind eines Handwerkers, genoß nur wenig Schulbildung, heiratete 1874 einen Kleinbauern, mit dem sie später nach Groß-Wersmeninken übersiedelte und, außerdem noch kränklich, in sehr beschränkten Verhältnissen lebte. Um für sie die Mittel zu gewinnen, ihren Sohn studieren zu lassen, veranstaltete Karl Weiß-Schrattenthal eine Auswahl ihrer Gedichte: »Johanna Ambrosius, eine deutsche Volksdichterin« (Preßburg 1895; 41. Aufl., Königsb. 1905), die als formgewandte Erzeugnisse einer aus bescheidensten Verhältnissen stammenden Frau einen ungewöhnlichen Erfolg hatten. Später erschienen: »Gedichte, zweiter Teil« (Königsb. 18.) 7,8. Aufl. 1905).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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