Piräeus

Piräeus

Piräeus (Peiraieus), bergige Halbinsel, 8 km südöstlich von Athen (s. Karte »Umgebung von Athen«), mit dem zu 86,5 m Höhe ansteigenden Berg Munichia, der in mazedonischer Zeit eine Burg trug, und drei tief eingeschnittenen, runden Hafenbecken (Peiraieus, Zea und Munichia), die Themistokles seit 493 v. Chr. zum Hafen Athens bestimmte und mit Mauern umgeben ließ. Über den Bau der langen Mauern zwischen P. und Athen, deren südliche erst Perikles hinzufügte, s. Athen, S. 27. In Perikleischer Zeit wurde dann von Hippodamos aus Milet die Stadt P. mit rechtwinklig sich schneidenden Straßen angelegt, die Häfen ausgebaut und mit Säulenhallen und Schiffshäusern versehen. Nach Beendigung des Peloponnesischen Krieges entfestigt, ward P. zum Hauptsitz der Demokratie und blühte bald durch die Bemühungen eines Konon, Lykurg, Demosthenes u.a. von neuem auf. Nach 338 wurde nordöstlich vom Hafen Zea das vielbewunderte Arsenal des Philon errichtet, das erst Sulla 87 v. Chr. mit den übrigen Hafenanlagen niederbrannte. Die Stadt war und blieb seitdem verödet, wenn auch nicht ganz entvölkert, wie byzantinische Reste beweisen. Im Mittelalter hatten hier die Venezianer sich verschanzt, während des griechischen Befreiungskrieges die Türken, und als sie 1827 kapitulierten, waren nur einige, Porto Leone genannte Fischerhütten übriggeblieben und selbst der Name P. verschollen. Zehn Jahre später war aber schon unter dem alten Namen eine freundliche Stadt mit geraden Straßen, schönen Wohnhäusern und massiven Warenmagazinen nach den Plänen von Kleanthes, Schaubert und Klenze wiedererstanden, die mit dem raschen Wachstum Athens ebenfalls einen raschen Aufschwung nahm. 1870 zählte P. bereits über 11,000 und 1896: 43,001 (als Gemeinde 51,020) Einw. P. gehört zum Nomos Attika, ist Sitz eines deutschen und österreichisch-ungarischen Konsuls und hat 9 Kirchen, 9 Unterrichtsanstalten, darunter ein Gymnasium mit Antikensammlung, Marineschule, Kriegsschule, Börse, Theater, Arsenaldepots, Hospitäler, Wasserleitung, Gasfabrik und Elektrizitätswerk. Die Industrie hat im letzten Jahrzehnt ungewöhnlich große Fortschritte gemacht; man zählte 1903 an Fabriken: 5 Baumwollspinnereien, 4 Dampfmühlen mit 20–25 Mill. Drachmen jährlichem Umsatz, 6 Woll- und Baumwollwebereien mit 73,000 Spindeln und 1020 Webstühlen (jährlicher Umsatz 15 Mill. Drachmen), 12 Maschinenfabriken, 9 Spirituosen-, 24 Likör-, 2 Pulver-, 10 Öl- und Seifen-, 6 chemische Fabriken, eine Zement-, 2 Papier-, eine Zündholz-, 7 Molkerei-, 4 Drahtstift-, eine Wagen-, eine Glasfabrik, 4 Buchdruckereien, mehrere Schiffswerften (Basiliadis, Dowall-Barbur u.a.) etc. und ist Hauptausfuhrplatz für Öl und Oliven. Die antiken Reste (2 Theater, Ringmauern, Schiffshäuser, einige Tempel) sind unbedeutend; auch in architektonischer Schönheit steht es weit hinter Athen zurück; doch besitzt es zahlreiche neuere Gebäude. Über Athen, mit dem P. durch drei Bahnlinien in Verbindung steht, ist es an das Eisenbahnnetz Mittelgriechenlands und des Peloponnes angeschlossen und ist Hauptstation des Österreichischen Lloyd, außerdem von elf griechischen und zahlreichen andern Dampfschiffahrtsgesellschaften, durch die es in direkter Verbindung mit Antwerpen, Amsterdam, Hamburg, Liverpool, Palermo, Neapel, Marseille, Konstantinopel, Smyrna, Alexandria, Korfu und Triest steht. P. ist Griechenlands erster Hafen für den ausländischen Seeverkehr und hat in dieser Beziehung Paträ und Syra weit überholt. 1903 tiefen ein: 1407 Dampfer mit 1,963,522 Reg.-Ton., 284 Segler mit 26,404 Reg.-Ton.; es liefen aus: 1406 Dampfer mit 1,962,919 Reg.-Ton. und 284 Segler mit 26,918 Reg.-Ton., und zwar der Reihe nach österreichisch-ungarische, italienische, türkische, britische, französische, russische Schiffe etc. Die Einfuhr besteht besonders in Kolonialwaren, Getreide, Holz, Kohlen, Gemüse, Fischen. Der Wert der Einfuhr des Hafens P. belief sich 1903 auf 82,059,368 Frank, die Zolleinnahmen betrugen 19,198,253 Frank. Die Ausfuhr aus P. ist unbedeutend. Die griechischen Reedereien besaßen 1903: 202 Dampfschiffe und 910 Segelschiffe. Vgl. die Karte »Athen-Peiraieus« in den von Curtius und Kaupert herausgegebenen »Karten von Attika« (Heft 9, Lief. 2, Berl. 1900).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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