- Béla [2]
Béla (Bēla), Könige von Ungarn: 1) B. I., vom Árpádschen Stamm, zweiter Sohn Ladislaus', eines Bruders Stephans des Heiligen, kehrte nach der Thronbesteigung seines Bruders Andreas I. aus der Verbannung heim und half ihm 1051–52 die Angriffe Kaiser Heinrichs III. abweisen. Dann aber bemächtigte er sich im Dezember 1960 des Thrones von Ungarn, indem er Andreas, der sich durch seine Beziehungen zum deutschen Königshaus unbeliebt gemacht hatte und ihn wortbrüchigerweise von der Nachfolge ausschließen wollte, an der Spitze der nationalen Ungarn besiegte. B. befestigte das Christentum, ordnete das Münzwesen und stellte Verkehrsmittel und Markteinrichtungen her. Beim Zusammensturz der königlichen Villa (oder des Thronsessels) in Dömös 1063 schwer verwundet, ließ er sich an die Grenze gen Wieselburg tragen und verschied angesichts des Feindes, seines Neffen Salomon und Kaiser Heinrichs IV.
2) B. II., der Blinde, Enkel des vorigen, als Knabe mit seinem Vater Álmos vom König Koloman, seinem Oheim, geblendet, war als Fürst unselbständig (1131–41). Gegen ihn trat Borics, Sohn der von Koloman wegen Ehebruchs verstoßenen zweiten Gattin, der russischen Prinzessin Eufemia, als Prätendent auf. Borics ward von dem Polenherzog Boleslaw III. unterstützt, der aber den deutschen Hilfsvölkern Bélas weichen mußte. Von den Anhängern Borics' ließ B. auf Anstiften seiner Gemahlin Helene von Serbien zu Arad 68 ermorden. Borics wurde zurückgeschlagen, und mit Boleslaw söhnte sich B. aus; auch verlobte B. seine Tochter mit dem Sohne Konrads III.
3) B. 111., in Konstantinopel erzogen und Schwiegerneffe des Kaisers Manuel, wurde von den Ungarn mit Mißtrauen empfangen und regierte 1172–96, führte byzantinisches Zeremoniell und ein geordnetes Kanzleiwesen in Ungarn ein, steuerte dem Raubwesen, beförderte das Aufkommen der Städte, vereinigte die dalmatische Küste und Syrmien wieder mit Ungarn und eroberte Halicz in Galizien für seinen zweiten Sohn, Andreas, ohnees behaupten zu können. Infolge seiner Ehe mit Margarete, einer Schwester des Königs Philipp August II. von Frankreich, holten sich viele Ungarn ihre Bildung in Paris. Franz Joseph I. ließ die 1847 in Stuhlweißenburg aufgefundenen Gebeine Bélas und seiner Gemahlin 1898 in der Ofener Mathiaskirche bestatten u. errichtete ihnen ein Mausoleum. Vgl. Forster, König B. 111. (ungar., Budap. 1900).
4) B. IV., Sohn Andreas' II., einer der tätigsten ungar. Fürsten, regierte zuerst als Mitregent seines Vaters, dann allein 1235–70, suchte die Macht des hohen Adels zu schwächen, siedelte die Kumanen in den Einöden der Theiß an, flüchtete aber, 1241 am Sajó von den Mongolen geschlagen, zum Herzog Friedrich von Österreich, der ihm seine Schätze und einige Grenzbezirke abpreßte. Dann fand B. bis Herbst 1242 auf den Inseln Dalmatiens Zuflucht. Nach dem Abzug der Mongolen rief B. deutsche Kolonisten herbei, hob die Städte, sorgte für bessern Anbau des Bodens und baute Burgen, schuf neue Truppen und Banate und erwarb sich als »zweiter Begründer« des Landes große Verdienste. Auch eroberte er 1246 die an Herzog Friedrich abgetretenen Landstriche zurück. Zuletzt geriet er noch in einen Krieg mit seinem Sohn Stephan, der sich gegen ihn wiederholt empörte. Vgl. Paul er, Geschichte der ungarischen Nation unter den Árpáden, Bd. 1 (2. Aufl., Budapest 1900).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.