Peschawar

Peschawar

Peschawar (Pischawar), früher die nordwestlichste Division der britisch-ind. Provinz Pandschab, seit 1901 Distrikt der Nordwestlichen Grenzprovinz (s. d.), 21,706 qkm mit 788,707 Einw. (40,183 Hindu, 732,870 Mohammedaner, 11,318 Sikh, 4288 Christen). Das vom Indus, der hier den Kabul aufnimmt, durchflossene Land ist durchaus gebirgig, im W. nur durch den Chaiberpaß (s. Chaiber), im O. durch den Engpaß Giden Gulli, durch den der Indus eintritt, zugänglich und hat 22,7° mittlere Jahrestemperatur und 406 mm Regenmenge. Gold wird im Sande des Indus oberhalb Attok und des Kabul, Salz in den Bergwerken von Kohat gewonnen, außerdem etwas Eisen und Antimon; aus gelbem Marmor fertigt man Perlen u. dgl. Besondere Truppenkommandos stehen außer in der Stadt P. in den an der afghanischen Grenze gelegenen Forts. Hauptkulturen sind: Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte, Mais, Ölsaaten, Baumwolle, Zuckerrohr. P. besitzt eine Strecke der Nord-Pandschab-Eisenbahn, die einerseits bis zur Stadt P., anderseits bis zum Malakandpaß führt. Der indische Warenverkehr mit Afghanistan nimmt fast ausschließlich und der mit Zentralasien zum großen Teil seinen Weg über P. Die Landschaft wurde 1849 im zweiten Sikhkrieg dem britisch-indischen Reich einverleibt. – Die gleichnamige Hauptstadt der Nordwestlichen Grenzprovinz, 16 km vom Chaiberpaß, umgeben von einem Erdwall mit 16 Toren, hat mehrere hübsche Moscheen, einen Gerichtshof, früheres Buddhistenkloster, eine höhere Schule der englischen Kirchenmission, Bibliothek, Hospital, außerhalb der Stadt das Fort Bala Hissar und mehrere schöne Gärten mit prächtigen Fruchtbäumen und mit dem 3 km westlich gelegenen Militärkantonnement, wo auch die höhern Zivilbehörden untergebracht sind, (1901) 95,147 Einw., darunter 68,352 Mohammedaner, 18,552 Hin du, 5144 Sikh, 3063 Christen. Die Garnison besteht aus 2 Regimentern europäischer, 3 Regimentern indischer Infanterie, einem Regiment indischer Kavallerie, einer englischen Batterie nebst 2 Kompanien Pioniere, zusammen über 20,000 Mann. P. gehört zu den ungesündesten Plätzen Indiens, trotz vieler neuzeitlicher Verbesserungen, ist der große Markt für Zentralasien, Afghanistan, Pamir etc., wohin es Weizen, Salz, Reis, Ölsaaten, Tee, Zeuge, Zucker und Öl sendet, während es von dort Goldmünzen, Gold, Silber- und Golddraht, Spitzen, Pferde, Maulesel, Früchte, Schaffellröcke, wollene Röcke etc. erhält. – Die Stadt hatte ihre Glanzzeit im Beginn der christlichen Zeitrechnung, wo der Skythe Kanischka (aus dem Sakenzweige der Juetschi) als Patron der Buddhisten zahlreiche Bauten ausführte; im 6. nachchristl. Jahrhundert lehrte hier der Mönch Asanga den »nördlichen« Buddhismus oder »großen Wagen« (s. Buddhismus, S. 564). Wiederholt zerstört (so 1221 durch Dschengis-Chan), wurde die Stadt unter dem jetzigen Namen vom Mogulkaiser Akbar im 16. Jahrh. erbaut. Für England hat P. große strategische Bedeutung als vorgeschobener Posten gegen Afghanistan.


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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