- Paradiesvögel
Paradiesvögel (Paradiseidae Boie, hierzu Tafel »Paradiesvögel«), Familie der Sperlingsvögel, prachtvolle rabenähnliche Vögel mit mittellangem, geradem oder etwas gebogenem Schnabel, mittellangen, abgerundeten Flügeln, mittellangem Schwanz mit verlängerten, drahtartigen Federn oder sehr langem, einfachem, stark abgestuftem Schwanz und mit kräftigen, großzehigen Füßen mit derben, stark gekrümmten Krallen. Das Gefieder der Männchen ist durch großen Farbenglanz, oft durch Büschel lang zerschlissener Federn in der Weichengegend, die beliebig ausgebreitet und zusammengelegt werden können, ausgezeichnet. Die P. bewohnen in etwa 80 Arten Neuguinea und die Papuainseln, und von dort werden ihre Bälge seit dem 16. Jahrh. der prachtvollen Federn halber von den Papua in den Handel gebracht. Wenige Arten finden sich in Nordaustralien und auf den Molukken. Die ersten Nachrichten über die P. gab Pigafetta 1522, aber erst seit Lesson und Wallace wurde Genaueres bekannt. Man teilt die Familie in Paradieshopfe (Epimachinae), zu denen die Paradieselster gehört, Laubenvögel (Tectonarchinae) und echte P. (Paradiseinae). Die Paradieselster (Lophorina [Astrapia] nigra Vieill.) von Neuguinea ist 70 cm lang, auf der Oberseite purpurschwarz, die Scheitelfedern sind hyazinthrot, smaragdgolden zugespitzt, die Unterteile malachitgrün, dabei leuchtet das Gefieder je nach dem auffallenden Licht in den glühendsten Farben. Die echten P. leben je nach dem Reisen der Früchte bald an der Küste, bald im Innern der Inseln in Wäldern, sie sind sehr munter und beweglich und namentlich die alten Männchen sehr scheu; sie erscheinen in Flügen von 30–40 Stück und schreien wie die Stare oder krächzen wie die Raben. Außer Früchten fressen sie auch Insekten. Sie brüten in unzugänglichen Astlöchern. In der Gefangenschaft halten sie sich, wie es scheint, sehr gut; in Asien hat man sie seit langer Zeit in Käfigen gehalten, nach Europa gelangten die ersten durch Wallace. Der Paradiesvogel (Göttervogel, Paradisea apoda L., Tafel, Fig. 1) der Aruinseln ist 45 cm lang, am Oberkopf und Hinterhals dunkelgelb, an Stirn, Kopfseiten und Kehle goldgrün, Zügelgegend grünschwarz, die übrigen Teile braun; lange Federbüschel an den Brustseiten sind orangegelb, gegen das Ende hin weißlich. Das Weibchen ist düsterer gefärbt und hat keine verlängerten Federn. Der Königsparadiesvogel (Lophorina regia Vieill., Cicinnurus regius Vieill., Tafel, Fig. 3), 18 cm lang, mit wenig verlängerten Seitenfedern, ist oberseits und an der Kehle rubinrot, auf der Stirn und an dem Scheitel orangegelb, an dem Bauch grauweiß, an der Brust mit einem metallisch grünen Band gezeichnet; an den Kropfseiten entspringen braune Federbüschel mit verbreiterten, glänzend goldgrünen Enden; die Schwingen sind zimtrot, die Schwanzfedern braun, die beiden verlängerten Schwanzfedern sind nur an der Spitze mit rundlichen, tief goldgrünen Fahnen besetzt, die sich schraubenartig verschnörkeln.
Er findet sich auf Neuguinea, den Aruinseln, Misul und Salawati und erscheint häufig am Strand auf niedrigen Bäumen, wie die andern P. stets bemüht, seine Schönheit zu zeigen. Er ist die eigentliche Manucodiata, von welchem Vogel man fabelte, daß er ohne Füße beständig in der Luft schwebe, nur vom Tau lebe, den Krieger in der Schlacht vor Verwundung schütze etc. Die Fabelei von dem Fehlen der Füße erklärt sich leicht aus der Gewohnheit der Eingebornen, jene an den Bälgen abzuschneiden. Der Strahlen- oder sechsfederige Paradiesvogel (Lophorina sefilata Vieill., Tafel, Fig. 2), 30 cm lang, mit sechs zu beiden Seiten des Kopfes entspringenden, ca. 15 cm langen bartlosen Federn mit kleiner eirunder Endfahne, an den Brustseiten entspringenden Federbüscheln und einem Brustkragen, prächtig gefärbt, ist in den Gebirgen Neuguineas sehr häufig. Paradisea Rudolphi A. B. Meyer, im Innern von Neuguinea, hat zwei seitliche Schmuckfederbüschel von herrlichem Ultramarinblau, während seine beiden verlängerten Schwanzborsten Endfederfächer mit einem blauen Schillerfleck tragen, wie sie sonst nur bei Schmetterlingen bekannt sind. Dieser lichtblaue Schillerfleck leuchtet in gewissen Lagen wie ein Stern auf und verschwindet in andern gänzlich. Pteridophora Alberti A. B. Meyer (s. Textabbildung), in den Yaurbergen, von der Größe einer Amsel, am Rücken schwärzlichbraun, an den Flügelrändern und am Unterkörper gelb, besitzt zur Paarungszeit zwei lange, hornartige Kopfauswüchse, die sich eher den Fühlern der Bockkäfer oder der Schmetterlinge vergleichen lassen, als irgendwelchen bisher bekannten Kopfzieraten der Vögel. Diese farblosen, perlmutterartig himmelblau schillernden Horngebilde tragen statt der Federbarten quadratische Hornfähnlein, die in der Form an die Fiedern gewisser Farnkräuter (Pterideen) erinnern; sie können bei den Liebesspielen wie Hörner ausgerichtet und selbst nach vorn gestreckt werden, beim Fluge werden sie zurückgelegt, und nach der Paarung sollen sie abfallen, um im nächsten Jahr wieder zu wachsen. Den Paradiesvögeln wird eifrig nachgestellt, weil die Bälge als Hutschmuck der Damen sehr beliebt sind. Sie sind in Gefahr, ausgerottet zu werden, und die deutsche Regierung hat deshalb für ihr Gebiet seit 1892 eine Schonzeit für P. eingeführt. In England hat sich eine Liga gegen das Tragen von Vogelbälgen auf den Hüten gebildet, die es verhindern will, daß die Tropen ihrer schönsten Zierden beraubt werden. Vgl. Sharpe, Monograph of the Paradiseidae and Ptilonorhynchidae (Lond. 1892–97); Rothschild, Paradiseidae (in »Das Tierreich«, Berl. 1898).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.