Navarra [1]

Navarra [1]

Navarra, ehemaliges Königreich, jetzt Provinz im nördlichen Spanien, grenzt nördlich an Frankreich, östlich und südlich an Aragonien (Provinzen Huesca und Saragossa), südlich an Altkastilien (Provinz Logroño), westlich an die Baskischen Provinzen (Alava und Guipuzcoa) und umfaßt 10,506 qkm (190,8 QM.) mit (1900) 307,669 Einw. (29 auf 1 qkm). Die Navarresen, aus der Vermischung der Basken und Goten während der arabischen Herrschaft und des Kampfes gegen dieselbe hervorgegangen, sind ein kräftiger Menschenschlag, arbeitsam, scharfsinnig, geborne Jäger, Schmuggler und Soldaten, aber auch sehr eingebildet, heftig und unbeugsam. Gleich den Basken, hängen sie mit großer Vorliebe an ihrem Vaterland und ihren Gebräuchen. Die Provinz umfaßt fünf Gerichtsbezirke. Hauptstadt ist Pamplona.

Geschichte. Die spanische Provinz N. bildet nur die südliche Hälfte des ehemaligen Königreichs N. (Obernavarra), während Niedernavarra, am Nordabhang der Pyrenäen, jetzt zum französischen Depart. Niederpyrenäen gehört. Die ältesten bekannten Bewohner Navarras waren die Vaskonen, die noch jetzt unter dem Namen Basken das Land bewohnen. Es wurde, wie das übrige Spanien, von den Römern unterworfen und dann von den Sueven, Westgoten und Arabern erobert. Karl d. Gr. fiel 778 in N. ein, verlor indes durch seine Niederlage im Tale von Ronceval seine Eroberungen, und erst sein Sohn Ludwig der Fromme stellte 806 die spanische Mark wieder her, die auch N. umfaßte. Die Einwohner von N. benutzten aber die Zwistigkeiten im fränkischen Reich, um sich unabhängig zu machen, und wählten Sancho Garcia, angeblich einen Abkömmling Reccareds, zu ihrem Grafen, der sich 905 den Titel eines Königs von N. beilegte. Er starb 925, nachdem er das ganze Gebiet des obern Ebro den Sarazenen entrissen hatte. In der Reihe seiner Nachfolger ragt Sancho III., der Große (1001–35), hervor, der das Reich beträchtlich erweiterte und bei seinem Tode so unter seine Söhne verteil le, daß Garcia N. mit Viscaya, Ferdinand Kastilien, Gonzalo das nördliche und Ramiro das übrige Aragonien erhielt. 1076 wurde Sancho IV. von N. von Sancho Ramirez von Aragonien, seinem Vetter, gestürzt und N. mit diesem Königreich vereinigt, nach Alfons' I. Tod (1134) aber unter Garcia V. wieder ein selbständiges Königreich. 1234 erbte es nach dem Tode Sanchos VII. Thibaut von Champagne, und durch dessen Enkelin Johanna kam N. 1284 an Philipp IV. von Frankreich. Nach dem Aussterben des Mannesstammes der Kapetinger 1328 erbte Ludwigs X. Tochter Johanna II. N., das durch ihren Gemahl Philipp III., Grafen von Evreux, 1329 wieder einen Herrscher erhielt. Sein Sohn Karl II., der Böse, verband sich mit dem Prinzen von Wales und dem König von Aragon gegen Frankreich und Kastilien und konnte nur mit großen Opfern 1379 den Frieden wiedererlangen. Durch seine Enkel in Blanka kam N. 1441 an Johann von Aragon, der es 1479 seiner Tochter Eleonore hinterließ, die an Gaston, Grafen von Foix und Vicomte von Béarn, vermählt war, deren Tochter Katharina, die ganz N. ihrem Gemahl Johann von Albret als Mitgift zubrachte, verlor 1512 Obernavarra an Ferdinand den Katholischen, das der Krone Kastilien einverleibt wurde. In Niedernavarra und Béarn folgte 1517 Johanns Sohn, Heinrich II Er vermählte sich 1527 mit Margarete von Valois, Schwester Franz' I. von Frankreich, die sich besonders durch Gründung von Schulen verdient machte. Seine Tochter, Johanna von Albret, vermählt mit Anton von Bourbon, führte die Lehre Calvins in N. ein. Durch ihren Sohn Heinrich III., der 1589 als Heinrich IV. den Thron Frankreichs bestieg, kam Niedernavarra an Frankreich, dessen Könige bis zur Julirevolution den Titel König von Frankreich und N. führten. Doch behielt es noch bis zur französischen Revolution 1789 eine besondere Verwaltung und manche Vorrechte. Vgl. die Geschichtskarte bei Artikel »Frankreich«; Olhagary, Histoire de Foix, Béarn et Navarre (Par. 1609); Favyn, Histoire de Navarre (das. 1612); Moret, Anales del reyno de N. (Pamplona 1766, 5 Bde.); Boissonnade, Histoire de la reunion de la Navarre à la Castille (Par. 1893).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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