- Meyerheim
Meyerheim, 1) Friedrich Eduard, Maler, geb. 7. Jan. 1808 in Danzig, gest. 18. Jan. 1879 in Berlin, kam nach landschaftlichen Vorstudien in seiner Vaterstadt 1830 nach Berlin, wo er sich auf der Akademie unter dem Einfluß Schadows weiterbildete. 1832 gab er zehn lithographierte Ansichten von Danzig und 1833 mit dem Architekten Strack »Architektonische Denkmäler der Altmark Brandenburg« in Lithographien heraus. Nachdem er dann (1833–41) in der Art der Düsseldorfer eine Anzahl romantischer Genrebilder gemalt, widmete er sich ausschließlich der Darstellung des bürgerlichen und bäuerlichen Lebens, dem er inzwischen schon einige dankbare Motive (der Schützenkönig, 1836, Berliner Nationalgalerie) entnommen hatte. Westfalen, Altenburg, Thüringen, Hessen und der Harz waren seine bevorzugten Studienfelder. Seine vortrefflich gezeichneten Genrebilder zeichnen sich auch durch ein sauberes emailartiges Kolorit aus. Die bedeutendsten sind: Altenburger aus der Kirche kommend, Altenburger im Kornfeld (1838), das Zicklein, die Spielgefährten (1842), der kleine Held (1843), Schlafkameraden, der Kostgänger (1844), die Täubchen, Harzerin mit Kind, die Erwartung (1845, Hauptwerk), Großvaters Liebling, Erzählerin auf der Bleiche (1846, Berliner Nationalgalerie), die Rast, Familienglück (1847), Kirchgang (1850, alle drei in der Ravenéschen Galerie zu Berlin), Leckerbissen (1851, Berliner Nationalgalerie), gefährdetes Frühstück, Strickunterricht (1852), Guten Morgen, lieber Vater! (1858, Ravené), der Alte im Haus (1859), die väterliche Ermahnung (1864), Hausmütterchen (1866). Seit dem Anfang der 1870er Jahre lähmte eine Gehirnkrankheit seine künstlerische Tätigkeit. Vgl. seine Selbstbiographie (hrsg. von Pietsch, Berl. 1880). – Sein Bruder Wilhelm (1815–82) malte kleine Genrebilder, Pferdestücke und Manöverszenen in glatter Ausführung. – Ein andrer Bruder, Hermann M., hat Architekturstücke und Marinen gemalt.
2) Franz, Maler, Sohn des vorigen, geb. 10. Okt. 1838 in Berlin, gest. 5. April 1880 in Marburg, bildete sich nach seinem Vater und von 1854–58 auf der Berliner Akademie, später in Düsseldorf und auf Reisen in Hessen, Tirol, Belgien, Italien und der Schweiz. Von seinen elegant gemalten und zart durchgebildeten Gemälden sind hervorzuheben: der Waffenputzer (1856), Kinder und Katze (1859), Mutterliebe (1862), die Liebeskranke (1866), die junge Mutter (1866), Schneewittchen, Dornröschen (1870), musikalisches Trio.
3) Paul, Maler, Bruder des vorigen, geb. 13. Juli 1842 in Berlin, war Schüler seines Vaters und der Berliner Akademie, bildete sich dann weiter auf Reisen in Belgien, Holland und Paris, wo er ein Jahr verweilte. Dann kehrte er nach Berlin zurück. Er wählt seine Motive mit Vorliebe aus dem Leben der Tiere, besonders der Löwen und Affen, malt aber auch menschliche Bildnisse, Genrebilder aus dem Volksleben, humoristische Szenen, Stilleben, Dekorationen für Fest- und Speisesäle, Adressen, Fächer u. dgl. m. in Öl und Aquarell in lebhaftem Kolorit und breiter, malerischer Behandlung. Bei seiner leichten Erfindungsgabe und seiner gewandten Technik ist seine Produktivität außerordentlich groß. Aus der langen Reihe seiner Werke sind hervorzuheben: die Geschichte der Lokomotive in sieben Bildern auf Kupfer (Villa Borsig, Berlin), Amsterdamer Antiquar (1869) und Tierbude (1885, beide in der Nationalgalerie zu Berlin), die vier Jahreszeiten im Leben der Vögel (Zyklus in Kaseinmalerei, ebenda), Rotkäppchen, Aschenbrödel (1870), die Bremer Stadtmusikanten, die Schafschur (1872), die Wildenbude (1874), Kohlenmeiler im bayrischen Gebirge (1878, in der Kunsthalle zu Hamburg), Bildnis seines Vaters und D. Chodowieckis (1887, beide im Museum zu Danzig), in der Menagerie (1891), Affentheater, der Hase und die Frösche (1892), der Bärenführer, die Tierbändigerin im Käfig, Touristen im Gebirge einer Herde Rindvieh begegnend (1893), Vormittag im Zirkus (1898), Umzug der Kunstreiter (1899), Kahnfahrt auf der Traun (1901) und Brennende Windmühle (1903). 1893 unternahm er eine Reise nach Ägypten, von der er zahlreiche landschaftliche und figürliche Studien mitbrachte. Er ist königlicher Professor und besitzt die große goldene Medaille der Berliner Ausstellung.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.