- Mayr
Mayr, 1) Simon, Komponist, geb. 14. Juni 1763 in Mendorf bei Ingolstadt, gest. 2. Dez. 1845 in Bergamo, kam als Erzieher eines schweizerischen Adligen mit diesem nach Italien, wo er sich ganz der Musik zuwendete und zunächst mit Oratorien und Kirchenkompositionen, in der Folge aber mit Opern (im ganzen über 70) schnell berühmt wurde. 1802 wurde er Kirchenkapellmeister und 1805 Kompositionslehrer an der städtischen Musikschule in Bergamo, wo er bis zu seinem Tode blieb. Mayrs Opern, die ihrer Zeit in Italien allbeliebt waren, sind ganz in italienischem Stil geschrieben und jetzt vergessen. Vgl. H. Kretzschmar, Die musikgeschichtliche Bedeutung S. Mayrs (im Jahrbuch der Musikbibliothek Peters, Leipzig 1904); Scotti, Giov. Simone M. (Bergamo 1903).
2) Peter, »der Wirt an der Mahr«, tirol. Freiheitskämpfer, geb. 15. Aug. 1767 in Sisian am Ritten bei Bozen als Sohn des letzten Blutbannrichters des freien Rittener Bauerngerichts, übernahm 1804 das Gasthaus »an der Mahr« bei Brixen, betätigte sich hervorragend im Tiroler Aufstand des Jahres 1809, besonders in den Gefechten bei Oberau im Eisacktal und in der dritten Schlacht am Berg Isel. Nach Niederwerfung des Aufstandes wegen Beteiligung an den Novemberkämpfen und Bruchs des Schönbrunner Friedensschlusses von den Franzosen gefangen, wurde M. 20. Febr. 1810 in Bozen erschossen. Die Notlüge, die ihm Leben und Freiheit erhalten hätte, er habe vom Friedensschlusse nichts gewußt, verschmähte er mit den Worten: »Ich hab's gwußt, aber nit glaubt – ich will mein Leben durch keine Lüge erkaufen.« Vgl. »Peter M., Wirt an der Mahr« (Bozen 1893). Der Pater Ferdinand v. Scala und der Artillerieoberst Gust. Krauß haben den Stoff unter demselben Titel in einem Drama (2. Aufl., Brixen 1902 und Wien 1905) behandelt.
3) Georg von, Statistiker und Volkswirt, geb. 12. Febr. 1841 in Würzburg als Sohn des dortigen Professors Aloys M., studierte in München, habilitierte sich 1866 an der Universität daselbst, ward 1868 außerordentlicher Professor, 1869 Hermanns Nachfolger in der Leitung des Statistischen Bureaus, 1872 Ministerialrat im Staatsministerium des Innern. 1869 gründete er die »Zeitschrift des bayrischen Statistischen Bureaus«, in der er wie in den »Beiträgen zur Statistik des Königreichs Bayern« zahlreiche, meist statistische Arbeiten veröffentlichte. In jener Zeit schrieb er außer mehreren auf die Organisation der amtlichen Statistik bezüglichen Schriften: »Die Gesetzmäßigkeit im Gesellschaftsleben« (Münch. 1877), eine populäre Darstellung der Statistik; »Das Deutsche Reich und das Tabaksmonopol« (Stuttg. 1878). Im September 1879 wurde er als kaiserlicher Unterstaatssekretär in das elsässische Ministerium nach Straßburg berufen. 1887 zur Disposition gestellt, gründete er 1890, einige Zeit in München lebend, das »Allgemeine Statistische Archiv« (bisher 7 Bde., Tübing. 1890–1905) und trat 1891 als Privatdozent in die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Straßburg ein; 1895 wurde er zum Honorarprofessor ernannt, 1898 als ordentlicher Professor nach München berufen. Er veröffentlichte seitdem: »Zur Reichsfinanzreform« (Stuttg. 1894); »Statistik und Gesellschaftslehre«, 1. Bd.: Theoretische Statistik (Freiburg 1895), 2. Bd.: Bevölkerungsstatistik (das. 1897); »Flotte und Finanzen« (Tübing. 1900); »Die Pflicht im Wirtschaftsleben« (das. 1900); »Grundriß zu Vorlesungen über praktische Nationalökonomie« (1. Teil, das. 1900); »Begriff und Gliederung der Staatswissenschaften« (das. 1901); »Zolltarifentwurf und Wissenschaft« (Münch. 1901); »Die Reichsfinanzreform« (das. 1902).
4) Richard, Kulturhistoriker, geb. 27. Dez. 1848 in Sieghartskirchen (Niederösterreich), studierte seit 1867 in Wien unter O. Lorenz, W. Scherer und R. Zimmermann Geschichte, Germanistik und Philosophie, unterrichtete 1871–74 an Wiener Mittelschulen und gehört seit 1880 dem Lehrkörper der Wiener Handelsakademie an. Er schrieb: »Die philosophische Geschichtsauffassung der Neuzeit« (1. Teil, Wien 1877); »Voltaire-Studien« (das. 1879); »Beiträge zur Beurteilung Lessings« (das. 1880); »Voltaire als Politiker und Nationalökonom« (das. 1881); »Kanon der wichtigsten welt- und handelsgeschichtlichen Daten« (das. 1892); »Repetitorium der allgemeinen Geschichte« (das. 1892) und andre Werke zur Schulliteratur; »Lehrbuch der Handelsgeschichte« (das. 1894, 2. Aufl. 1901; in italienischer Ausg. 1896). Außerdem steuerte er mehrere Abschnitte zu Helmolts »Weltgeschichte« bei.
5) Heinrich, Forstmann, geb. 29. Okt. 1854 in Landsberg am Lech, studierte in Aschaffenburg und München, bereiste dann Schweden, Norwegen, England und Italien, wurde 1878 Forstgehilfe in Geisenfeld, 1881 Assistent von Robert Hartig in München. 1885 bereiste er im Auftrage der bayrischen Regierung Nordamerika zum Studium der amerikanischen Holzarten und ihrer Anbauwürdigkeit in Deutschland. Von da ging M. nach Japan, China, Java, Ceylon, Indien. 1888 wurde er als Professor der Forstwissenschaft nach Japan an die Universität Tokio berufen. 1891 kehrte M. nach Deutschland in die Praxis zurück und wurde 1893 Professor an der Universität München. Er schrieb: »Die Waldungen von Nordamerika« (Münch. 1890); »Monographie der Abietineen des japanischen Reichs« (das. 1890); »Aus den Waldungen Japans« (das. 1891); »Entstehung, Verteilung und Gewinnung des Harzes der deutschen Nadelholzbäume« (Berl. 1894); »Die Forstbenutzung« (mit Gayer, das. 1902).
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.