- Maurokordātos
Maurokordātos, griech. Fanariotenfamilie, die von dem gelehrten Alexander M. (1636–1709). der von der Pforte wiederholt zu Gesandtschaften verwandt wurde, abstammt und der Moldau und der Walachei (s. d., Geschichte) mehrere Hospodare gegeben hat. Der namhafteste Sprößling des Geschlechts ist Alexander, Fürst von M., geb. 11. Febr. 1791 in Konstantinopel, gest. 18. Aug. 1865 in Ägina. Er begleitete 1817 seinen Oheim Karadja, Hospodar der Walachai, nach Bukarest, trat hier in die Hetärie und betrieb seit 1821 in Griechenland die Einsetzung einer regelmäßigen Regierung sowie die Bildung eines allgemeinen griechischen Kongresses und die Organisation des Heerwesens. Er führte den Vorsitz in der ersten griechischen Nationalversammlung zu Epidauros (Januar 1822). Dann wandte er sich als Stratarch nach Westgriechenland, ward 16. Juli bei Peta geschlagen, rettete aber die Peloponnes durch die Verteidigung Missolunghis von November 1822 bis Januar 1823. Wiewohl als Anhänger Englands von Kolokotronis und Demetrios Ypsilantis angefeindet, bewirkte er doch eine augenblickliche Versöhnung der Parteien, indem er die ihm angetragene Präsidentschaft dem P. Mauromichalis zuwandte, während er sich mit dem Posten eines Ministers des Auswärtigen begnügte. Neue Zwistigkeiten mit Kolokotronis veranlaßten ihn jedoch, sich nach Hydra zurückzuziehen. Am 7. Febr. 1825 übernahm er wieder die Stelle des Staatssekretärs, kehrte jedoch nach der Ankunft Ibrahim Paschas zum Heere zurück. Als 9. Mai 1825 die Insel Sphagia von Ibrahim genommen wurde, rettete sich M. schwimmend nach Navarino. Nach dem Fall Missolunghis (22. April 1826) zog er sich zurück. Von dem Präsidenten Kapo d'Istrias wurde er zwar wieder in den Staatsdienst geholt, doch legte er schon 1828 seine Stelle als Mitglied des Ausschusses für die Verwaltung der Kriegsvorräte nieder. Nach Kapo d'Istrias' Ermordung (9. Okt. 1831) und der Abdankung seines Bruders Augustin (13. April 1832) ernannte die provisorische Regierung M. zum Sekretär der Finanzen. Bei Eröffnung der Nationalversammlung zu Argos (27. Juli 1832) wurde er zum Vizepräsidenten erwählt und unter König Otto zum Minister der Finanzen, 1833 zum Präsidenten des Ministeriums ernannt. Seit 1834 bekleidete er nacheinander den griechischen Gesandtschaftsposten in München, Berlin und London. Nachdem er 1841 wieder eine kurze Zeit Ministerpräsident gewesen war, ging er als Gesandter nach Konstantinopel. Nach der Septemberrevolution von 1843 heimgekehrt, trat er als Minister ohne Portefeuille in das Kabinett Metaxas ein, bildete nach dem Sturz der russischen Partei 11. April 1844 ein neues Ministerium, mußte aber schon im August d. J. abtreten und machte nun in der Kammer namentlich Kolettis heftige Opposition. 1854–55 war er wieder kurze Zeit Ministerpräsident.
http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.