Magnetische Schürfung

Magnetische Schürfung

Magnetische Schürfung. Der Magnetismus mancher Mineralien wird nicht nur bei Gesteinsuntersuchungen und bei der Aufbereitung vieler Erze (s. Elektromagnetische Aufbereitung) zur Trennung der magnetischen von den unmagnetischen Bestandteilen benutzt, sondern auch zur Untersuchung und Erschürfung von Eisenerzlagerstätten. In Schweden hat man schon seit etwa 200 Jahren magnetische Instrumente bei der Schürfung auf Eisenerze angewendet. Anfänglich benutzte man nur den Deklinationskompaß; aus der Ablenkung, die in eisenreichen Gegenden, ebenso wie in der Nähe von Magneteisenerz führenden Gesteinen, wie Basalt, Serpentin etc., die Magnetnadel aus dem magnetischen Meridian erfuhr, schloß man auf die Lage und die Masse der ablenkenden eisenreichen Mittel. In neuerer Zeit hat man besondere Instrumente konstruiert, mit denen eine sehr genaue Untersuchung der Eisenerzfelder vorgenommen werden kann. Thaléns Magnetometer besteht aus einem Deklinationskompaß, der, nach Art des Weberschen Reisemagnetometers, mit einem Stabmagnet kombiniert werden kann, und zum Messen der horizontalen Intensität dient. Der Inklinator dient zur Messung der Inklination, die in der Nähe der Erzmasse eine andre ist als die lediglich durch den Erdmagnetismus bedingte. Die Instrumente werden an einen Platz gebracht, an dem keine magnetischen Erze vorhanden sind und infolgedessen nur der Erdmagnetismus sie beeinflußt; hier werden Deklination und Inklination genau bestimmt. Alsdann beginnt die Vermessung des Erzfeldes. Man teilt es m Quadrate von je 10 m Seitenlänge, und mißt in jeder Ecke jedes Quadrats die Deklination und die Inklination. Werden dann die gefundenen Werte für die Deklination auf eine Karte aufgetragen und die Punkte, für die gleiche Winkel gefunden wurden, verbunden, so erhält man zwei Systeme isodynamischer Kurven, die mehr oder weniger regelmäßig um ihre Brennpunkte oder Zentren gruppiert sind. Einer der letztern liegt nördlich vom Erz und da, wo der Deklinationswert am größten ist; der andre liegt entweder direkt über der größten Erzmasse oder etwas südlich davon und entspricht dem kleinsten Deklinationswert. Zwischen beiden Kurvensystemen liegt die sogen. neutrale Linie, eine offene Linie, auf der die Deklinationswerte dieselben sind wie in dem erzfreien Gebiete. Die Gerade, die den Maximum- und den Minimumpunkt verbindet, ist der magnetische Meridian des Erzfeldes; der Schnittpunkt des magnetischen Meridians mit der neutralen Linie entspricht dem Zentrum der größten Erzmasse. Je näher das letztere dem Minimumpunkt liegt, um so weniger tief liegt das Erz an jener Stelle unter erzfreien Ablagerungen. Dadurch, daß die Inklination innerhalb des Erzfeldes immer in derjenigen Ebene bestimmt wird, die senkrecht zu der Ebene der Deklination steht, erhält man, da in dieser Ebene die Magnetnadel nur durch die Vertikalkomponente der Erzmasse beeinflußt wird, in dem gemessenen Inklinationswinkel ein Maß für die magnetische Kraft des Erzes. Auch die so erhaltenen Winkel werden in eine Karte eingetragen. Werden dann die Punkte mit gleichem Inklinationswinkel miteinander verbunden, so erhält man ein System von isoklinen Kurven, die mehr oder weniger regelmäßig um ein gewisses Zentrum gruppiert sind, in dem die Inklination einen Maximalwert besitzt. Unmittelbar unter diesem Zentrum liegt immer die größte Erzmasse. Außer an der Oberfläche werden Magnetometer u. Inklinator auch für Beobachtungen in unterirdischen Strecken benutzt, um Erzmassen aufzusuchen.

In Schweden gibt es von fast allen Magneteisenerzgruben magnetische Karten; mit ihrer Hilfe findet man viel leichter die richtigen Ansatzpunkte für Schächte, Strecken etc., als es früher möglich war. Auch in Finnland, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika sowie im südlichen Spanien und bei Schmiedeberg in Schlesien hat man die m. S. mit Erfolg angewendet. Dabei hat sich gezeigt, daß reines Magneteisenerz bei weitem keine so starke Einwirkung auf die Magnetnadel besitzt, als das mit Magnetkies und Jakobsit oder etwa mit Titaneisen, Olivin, Augit, Hornblende und Schwefelkies gemengte Magneteisen. Auch Roteisenerz oder Kupfer-, Blei- und Zinkerze mit sein eingesprengtem Magneteisen beeinflussen die Magnetnadel in sehr empfindlicher, aber unregelmäßiger Weise; Granat und Augit enthaltendes oder kiesiges Magneteisen wirkt sogar stärker, aber unregelmäßiger anziehend, als reines, dichtes Magneteisenerz. Demnach muß die m. S., wenn sie zu zuverlässigen Ergebnissen führen soll, von erfahrenen Ingenieuren sehr sorgfältig ausgeführt werden. Vgl. Dahlblom, Über magnetische Erzlagerstätten etc. (aus dem Schwedischen von Uhlich, Freiberg 1899).


http://www.zeno.org/Meyers-1905. 1905–1909.

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